Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
sich am Waschbecken in der Ecke die Hände wusch und desinfizierte. „Mr. Cocharan, Sie müssen so lange draußen warten.“
„Nein.“ June gelang es, sich wieder aufzusetzen. „Ich kenne Sie nicht“, erklärte sie der weiß gekleideten Frau. „Und sie kenne ich auch nicht.“ Mit dem Kopf deutete sie auf die Schwester, die in den Raum kam. „Wenn ich wirklich stillhalten soll, während Sie mir den Arm nähen, dann möchte ich, dass jemand dabei ist, den ich kenne.“ Sie umklammerte Blakes Hand. „Ihn kenne ich.“ Sie legte sich auf die Liege zurück, ließ Blakes Hand aber nicht los.
„Also gut.“ Die Ärztin gab nach. „Es wird auch nicht lange dauern.“
„Blake!“ June holte tief Luft und sah ihm dann in die Augen. Sie dachte lieber nicht daran, was die beiden Frauen auf der anderen Seite der Liege mit ihrem Arm vorhatten. „Ich muss dir ein Geständnis machen. Ich bin nicht sehr gut in diesen Dingen. Ich brauche sogar Beruhigungstabletten, wenn ich zum Zahnarzt gehe.“
Aus den Augenwinkeln sah Blake, wie die Ärztin den erstenStich machte. „Die hätten wir beinahe auch für Max gebraucht.“ Beruhigend streichelte er ihre Hand. „Nach diesem Zwischenfall hier könntest du ihm erklären, dass du einen mit Holz gefeuerten Ofen in die Küche stellen willst, und er würde dir ohne Protest zustimmen.“
„Eine verdammt unangenehme Art, seine Kooperation zu gewinnen.“ Sie zuckte zusammen, fühlte, wie ihr Magen wieder rebellierte, und schloss die Augen. „Sprich mit mir – über irgendetwas.“
„Wir sollten uns sehr bald einmal ein Wochenende freinehmen und ans Meer fahren. Irgendwo, wo es ruhig ist, direkt am Ozean.“
June versuchte, sich an diesem Bild festzuhalten. „An welchem Ozean?“
„Welchen du willst. Wir würden drei Tage nichts anderes tun, als am Strand zu liegen und uns zu lieben.“
Die junge Schwester blickte zu Blake, ein Seufzer kam über ihre Lippen, bis die Ärztin ihr einen bösen Blick zuwarf.
„Sobald ich aus Rom zurück bin. Du kannst ja inzwischen eine kleine Insel im Pazifik aussuchen.“
„Ich werde mich darum kümmern“, versprach Blake. „Und in der Zwischenzeit“, unterbrach die Ärztin sie, „sorgen Sie bitte dafür, dass der Verband trocken bleibt. Lassen Sie ihn jeden dritten Tag erneuern, und in zwei Wochen kommen Sie wieder, um die Fäden ziehen zu lassen. Ein böser Schnitt“, fügte sie noch hinzu. „Aber Sie werden es überleben.“
Vorsichtig wandte June den Kopf. Die Wunde war jetzt von einem sterilen weißen Verband bedeckt, sofort schwand auch ihre Übelkeit. „Ich dachte aber, die Fäden lösen sich von selbst auf.“
„Es ist ein so hübscher Arm“, meinte die Ärztin und wusch sich die Hände. „Wir wollen doch nicht, dass eine Narbe zurückbleibt. Ich werde Ihnen noch ein paar Schmerztabletten verschreiben.“
„Die nehme ich nicht“, widersprach June trotzig.
Die Ärztin zuckte mit den Schultern. „Ganz wie Sie wollen.
Oh, und vielleicht versuchen Sie es einmal mit den Solomon-Inseln vor der Küste von Neuguinea.“ Dann war sie schon verschwunden.
„Eine tolle Frau“, murmelte June. „Vielleicht sollte ich sie als meine Leibärztin einstellen.“
Sie hat ihren Humor wiedergefunden, dachte Blake und lächelte ein wenig. Trotzdem legte er ihr einen Arm um die Taille. „Sie war genau das, was du gebraucht hast.“
„Wenn ich blute“, erklärte June ernst, „dann brauche ich eine ganze Menge Mitleid und Besorgnis.“
Blake küsste sie sanft auf die Stirn. „Was du jetzt brauchst, sind ein Bett, ein abgedunkeltes Zimmer und einige Stunden Ruhe.“
„Ich werde zurück an meine Arbeit gehen“, erklärte June entschlossen. „In der Küche herrscht wahrscheinlich das Chaos. Ich habe eine ganze Liste mit Anrufen, die ich unbedingt erledigen muss. Das heißt, sobald du dafür gesorgt hast, dass ich ein Telefon bekomme.“
„Du wirst jetzt nach Hause gehen, in dein Bett.“
„Ich blute aber nicht mehr. Und ich gebe ja zu, dass ich ein totaler Feigling bin, wenn ich Blut sehe oder Ärzte mit Nadeln. Aber das ist doch jetzt alles vorbei, und mir geht es ja wieder gut.“
„Du bist allerdings sehr blass.“
Blake half June in den Wagen und fuhr los. Eigentlich war ihm gar nicht klar, wie er selbst die vergangene Stunde überstanden hatte. „Dein Arm wird sicherlich schmerzen. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, meinen Angestellten für den Rest des Tages freizugeben, wenn sie während der Arbeit
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