Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
verständnisvoller Mann. Er weiß, dass ich bei meiner Tochter sein muss, wenn sie mich braucht.“
June öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. „Du warst wirklich wundervoll“, begann sie nach einer Weile, und das stimmte ja auch. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich es zu schätzen weiß, dass du in dieser vergangenen Woche bei mir geblieben bist. Aber mein Arm ist jetzt fast wieder geheilt, und es geht mir gut. Ich fände es schrecklich, dich hier zu halten, wenn du doch deine Flitterwochen genießen solltest.“
Mit einem leisen Lachen wischte Monique Junes Einwände beiseite. „Mein Liebling, du wirst auch noch lernen, dass Flitterwochen sich nicht unbedingt auf eine gewisse Zeit beschränken oder auf eine Reise, sondern dass sie eine Lebenseinstellung sind. Mach dir deswegen keine Sorgen. Glaubst du etwa, ich könnte wegfahren, ehe man dir diese grässlichen Fäden aus dem Arm gezogen hat?“
„Mutter!“ June fühlte, wie sich ihr Magen bemerkbar machte. Schnell griff sie nach der Tasse mit dem Tee.
„Ich war nicht bei dir, als der Arzt dir den Arm genäht hat, aber …“ Ihre Lippen zitterten. „Ich werde bei dir sein, wenn die Fäden gezogen werden.“
June sah sich im Geiste auf der Liege, Monique würde danebenstehen und sich mit einem Taschentuch die Augen tupfen. Sie war nicht sicher, ob sie schreien oder ohnmächtig werden sollte.
„Maman, du musst mich entschuldigen, mir ist gerade eingefallen, dass ich eine Besprechung mit Blake in seinem Büro habe.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, lief June aus dem Zimmer.
Beinahe im gleichen Augenblick verzog sich Moniques Mund, sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und lachte erfreut. Sie hatte vielleicht nicht immer gewusst, wie sie June behandeln musste, besonders nicht, als June noch ein Kind gewesen war. Aber jetzt … Von Frau zu Frau wusste sie ganz genau, wie sie sie beeinflussen konnte. Und sie hatte die Absicht, sie Blake in die Arme zu treiben. Monique hatte keine Zweifel, dass ihre etwas störrische, liebenswerte Tochter genau dorthin gehörte.
„À l’amour“, sagte sie und hob die Teetasse.
June war es ganz gleich, dass sie überhaupt keine Verabredung mit Blake hatte. Sie musste ihn ganz einfach sehen, musste mit ihm reden, damit sie sich wieder fing. „Ich muss zu Mr. Cocharan“, erklärte sie seiner Sekretärin und lief an ihr vorbei.
„Aber Miss Lyndon …“
Ohne anzuklopfen, riss sie die Tür zu Blakes Büro auf.
„Hallo, Blake!“Er zog eine Augenbraue hoch, winkte ihr, hereinzukommen, und fuhr dann in seiner telefonischen Unterhaltung fort. Sie sieht aus, als seien die Bluthunde hinter ihr her, dachte er. Sein erster Gedanke war, sie zu trösten, zu beruhigen. Aber es war offensichtlich, dass sie davon genug bekam – und dass sie es hasste.
Nervös lief sie in seinem Büro auf und ab. Schließlich trat sie ans Fenster, doch schon nach kurzer Zeit wandte sie sich wieder ab, ging an die Bar und goss sich einen Drink ein. Und als sie dann hörte, dass er den Hörer auflegte, wandte sie sich zu ihm um.
„Es muss etwas geschehen!“
„Gestikuliere nicht so mit dem Glas, sonst verschüttest du alles.“
Mit gerunzelter Stirn nahm June einen großen Schluck. „Blake, meine Mutter muss unbedingt nach Kalifornien zurück.“
„Oh.“ Er notierte sich etwas auf einem Zettel. „Das ist aber schade.“
„Nein! Sie soll zurück, aber sie will nicht. Sie besteht darauf, hierzubleiben und mich zu versorgen, bis ich überschnappe. Und Max“, sprach sie weiter, noch ehe er etwas sagen konnte, „mit Max muss auch etwas geschehen. Heute waren es Shrimpssalat und Avocados. Ich kann es nicht mehr ertragen.“ Sie holte tief Luft, dann beklagte sie sich weiter: „Charlie sieht mich an, als wäre ich die Heilige Johanna, und die anderen sind auch nicht viel besser – oder noch schlimmer. Sie machen mich verrückt.“
„Das sehe ich.“
Bei seinen Worten blieb June wie angewurzelt stehen und sah ihn wütend an. „Du brauchst mich gar nicht so belustigt anzulächeln.“
„Habe ich gelächelt?“
„Und du brauchst mich auch nicht so unschuldig anzusehen“, fuhr sie ihn erneut an. „Ein nervöser Zusammenbruch ist nichts, worüber man lacht.“
„Da hast du recht.“ Er verschränkte beide Hände vor der Brust. „Warum setzt du dich nicht und erzählst mir alles von Anfang an?“
Sie ließ sich in einen Sessel sinken und nippte an ihrem Drink. „Es ist ja nicht so, als
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