Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
unterdrückte das Lachen.
„Der Film ist vorbei“, erklärte der junge Mann förmlich. „Wir müssen das Kino nach jeder Vorstellung … äh … räumen.“ Er warf einen Blick auf June und dachte, dass bei dieser Frau wohl jeder Mann das Interesse an dem Film verlieren konnte.
Als Blake aufstand, schluckte der junge Mann. Immerhin gab es genug Männer, die sich nicht besonders gern unterbrechen lie ßen.
Blake sah, wie der Adamsapfel des jungen Mannes sich auf und ab bewegte, als er nervös schluckte.
„Wir werden nur das Popcorn mitnehmen.“ June nahm das Popcorn und hakte sich dann bei Blake ein. „Einen schönen Abend noch“, rief sie über ihre Schulter zurück, als sie Blake mit sich fortzog.
Draußen brachen beide in schallendes Gelächter aus. „Der arme Junge hat geglaubt, du wolltest auf ihn losgehen.“
„Der Gedanke ist mir auch gekommen, allerdings nur sehr flüch tig.“
„Trotzdem lange genug, um ihn nervös zu machen.“ Sie stieg ins Auto und legte die Tüte mit Popcorn auf ihren Schoß. „Du weißt, was er gedacht hat, nicht wahr?“
„Was denn?“
„Er dachte, wir hätten eine verbotene Affäre.“ Sie lehnte sich zu Blake hinüber und biss zart in sein Ohrläppchen. „Du weißt schon, deine Frau glaubt, du seist im Büro, und mein Mann glaubt, ich sei einkaufen.“
„Warum sind wir eigentlich nicht in ein Motel gegangen?“
„Da werden wir jetzt hingehen.“ Sie aß weiterhin Popcorn und warf ihm einen schelmischen Blick zu. „Obwohl ich sagen würde, in unserer Situation wäre wahrscheinlich meine Wohnung vorzuziehen.“
„Ich bin flexibel, June …“ Er zog sie an sich und gab Gas, als die Ampel vor ihnen umsprang. „Worum ging es bei dem Film eigentlich?“Lachend legte June den Kopf an seine Schulter. „Ich habe nicht die blasseste Ahnung.“
Später lagen sie nackt in ihrem Bett. Die Gardinen waren zurückgezogen, die Fenster offen. Aus dem Appartement unter ihnen hörten sie, wie jemand auf dem Klavier Tonleitern übte. Vielleicht war sie kurz eingenickt, denn als June die Augen wieder öffnete, war das Licht weicher geworden, beinahe rosafarben. Sie hatte jedoch keine Eile.
Das Bett war warm, die Laken zerwühlt von ihren brennenden Körpern. In der Luft lag ein Duft von gebratenem Fleisch, der aus der Wohnung unter ihnen zu kommen schien.
„Wie schön“, murmelte June und kuschelte sich an Blake. „Es ist wundervoll, einfach hier zu sein und zu wissen, dass alles, was erledigt werden muss, auch noch morgen getan werden kann. Wahrscheinlich hast du dich noch nicht oft genug aus dem Staub gemacht.“ Sie war sicher, dass das bei ihr der Fall war.
„Wenn ich das tun würde, würde meine Arbeit darunter leiden, und der Aufsichtsrat würde sich beklagen. Beschwerden sind nämlich dessen Spezialität.“
June rieb ihr Bein an seinem. „Ich habe dich noch nicht nach der Hamilton-Hotelkette gefragt, weil ich dachte, du hast schon im Büro genug damit um die Ohren. Aber trotzdem wüsste ich gern, ob du das bekommen hast, was du wolltest.“
„Ich wollte diese Hotels haben“, antwortete er nach einem kurzen Schweigen. „Und am Ende hat der Vertragsabschluss alle Parteien zufriedengestellt. Mehr kann man doch nicht verlangen.“
„Nein.“ Nachdenklich rollte sie herum, sodass sie ihn ansehen konnte. „Warum wolltest du denn die Hotels haben? War esder Kauf selbst, der Besitzer oder nur der Spaß an den Verhandlungen?“
„Wohl ein bisschen von allem. Ein großer Teil der Befriedigung im Geschäftsleben kommt daher, die Abschlüsse vorzubereiten, alle möglichen Hindernisse vorherzusehen und sie auszuschalten, bis man das hat, was man will. Eigentlich unterscheidet es sich gar nicht so sehr von der Kunst.“
„Mit Kunst hat das überhaupt nichts zu tun.“
„Es gibt Parallelen. Man hat eine Idee, arbeitet einen Weg aus, um sie in die Tat umzusetzen, und verfolgt ihn dann, bis man das geschafft hat, was man vorhatte.“
„Du bist viel zu logisch. In der Kunst folgt man seinen Gefühlen genauso sehr wie seinen Gedanken. Das kann man im Geschäftsleben nicht.“ In einer typisch französischen Geste zuckte sie mit den Schultern. Irgendwie kam immer der französische Teil ihrer Abstammung dann mehr zur Geltung, wenn es um ihre Arbeit ging. „Im Geschäftsleben zählen nur Fakten und Zahlen.“
„Du hast die Intuition vergessen. Ohne die zählen auch Fakten und Zahlen nicht. Selbst solide Fakten hängen davon ab, wer unter welchen Umständen das
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