Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
Haar aus dem Gesicht. „Aber um ehrlich zu sein, ich habe nie die Frau gefunden, bei der mein Herz zu zittern begann. Ich habe danach gesucht, und wenn ich sie gefunden hätte, wäre ich auf dem schnellstmöglichen Weg zu einem Priester gelaufen und hätte sie geheiratet.“
Mit einem Seufzer wandte June sich wieder zum Fenster. „Die Ehe ist ein Märchen, Carlo, voll von Prinzen, Bauern undKröten. Ich habe viel zu viele dieser Märchen gesehen, die sich in nichts aufgelöst haben.“
„Wir schreiben unsere eigenen Geschichten, June, das müsstest du doch am besten wissen.“
„Vielleicht. Aber diesmal weiß ich einfach nicht, ob ich den Mut habe, die Seite umzublättern.“
„Lass dir Zeit. Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt, um über das Leben und die Liebe nachzudenken, als Rom. Und es gibt keinen besseren Mann, mit dem du darüber nachdenken könntest, als Franconi. Heute Abend werde ich für dich kochen. Linguine.“ Er küsste ihre Fingerspitzen. „Dafür könntest du sterben. Und du kannst eine deiner Babas machen wie damals, als wir noch zusammen studierten, d’accordo?“
June ging zu ihm hinüber und schlang die Arme um seinen Hals. „Weißt du, Carlo, wenn ich wirklich an die Ehe glaubte, dann würde ich dich nehmen, und zwar schon allein wegen deiner Pasta.“
Er grinste. „Carissima, selbst meine Pasta ist nichts, verglichen mit meinem …“
„Da bin ich ganz sicher“, unterbrach sie ihn schnell. „Warum ziehst du dich nicht an, dann gehen wir zusammen einkaufen. Ich muss mir etwas ganz Tolles kaufen, solange ich in Rom bin. Außerdem habe ich meiner Mutter auch noch kein Hochzeitsgeschenk gekauft.“
Wie hatte er nur so dumm sein können? Blake knipste sein Feuerzeug an und blickte in die Flamme. Es würde mindestens noch eine Stunde dauern, bis es hell wurde, aber er konnte nicht mehr schlafen. Er hatte es aufgegeben, sich vorzustellen, was June in Rom machte, während er in seiner leeren Wohnung saß und nuran sie dachte. Wenn er nach Rom fahren würde …
Nein. Er hatte sich selbst das Versprechen abgenommen, ihr Zeit zu lassen, ganz besonders, weil er so ungeschickt an die ganze Sache herangegangen war.
Er stand auf und lief unruhig auf und ab. Wenn es stimmte, dass er die ganze Angelegenheit behandelt hatte, als sei es ein Problem, das er auf dem gewohnten Wege lösen musste, dann doch nur deshalb, weil das eben seine Arbeit war. Aber er liebte sie, und er war sicher, dass sie ihn ebenfalls liebte. Wie sollte er nur die Mauer der Abwehr einreißen, die sie um sich herum errichtet hatte?
Sollte er einfach so tun, als sei nichts geschehen? Das war unmöglich. Er blickte aus dem Fenster auf die Stadt. Der Himmel im Osten begann langsam, sich zu röten. Und plötzlich wurde Blake klar, dass er schon viel zu viele Sonnenaufgänge allein betrachtet hatte. Zwischen ihnen beiden hatte sich zu viel geändert, zu viel war gesagt worden. Man konnte nichts zurücknehmen, man konnte auch die Liebe nicht zurücknehmen und sie wegschließen, bis man sie mal wieder brauchen konnte.
Eine volle Woche hatte er sie nicht gesehen, bevor sie nach Rom abgeflogen war. Es war viel schwieriger gewesen, als er es sich vorgestellt hatte, aber ihre Tränen am letzten Abend hatten ihn dazu gebracht. Jetzt fragte er sich, ob er nicht wieder einen Fehler gemacht hatte. Wenn er vielleicht am nächsten Tag zu ihr gegangen wäre …
Er schüttelte den Kopf und trat dann vom Fenster zurück. Sein Fehler war es gewesen, an diese Situation mit Logik heranzugehen. In der Liebe gab es keine Logik, nur Gefühl. Und ohne Logik war er hilflos.
Er liebte June wahnsinnig. Ja, dachte er, das ist der richtigeAusdruck dafür: ein unheilbarer Wahnsinn. Wäre sie bei ihm, dann könnte er es ihr zeigen. Wenn sie zurückkäme, dachte er verzweifelt, dann würde ich diese verflixte Mauer, die sie um sich herum errichtet hat, einreißen, Stück für Stück, bis sie nicht mehr anders kann, als sich mir hinzugeben.
Als das Telefon läutete, starrte er verwundert darauf. June? „Hallo.“
„Blake?“ Die Stimme hatte einen leicht französischen Akzent.
„Ja. Moni que?“
„Es tut mir leid, dass ich Sie störe, aber ich vergesse immer den Zeitunterschied zwischen Westen und Osten. Ich wollte gerade ins Bett gehen. Habe ich Sie geweckt?“
„Nein.“ Die ersten Sonnenstrahlen erhellten das Zimmer. Der größte Teil der Stadt schlief noch. „Hatten Sie eine angenehme Reise, zurück nach Kalifornien?“
„Ich
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