Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
habe beinahe einen ganzen Tag geschlafen. Es gibt hier so schrecklich viele Partys, so wenig hat sich geändert in Hollywood, nur einige Namen, einige Gesichter. Um mit der Mode zu gehen, muss man jetzt seine Sonnenbrille an einem Band um den Hals tragen. Meine Mutter hat das auch immer getan, aber nur, damit sie ihre Brille nicht verlor.“
Er lächelte. „Sie brauchen doch nicht mit der Mode zu gehen, um chic zu sein.“
„Wie schmeichelhaft.“
„Was kann ich für Sie tun, Monique?“
„Oh, zuerst muss ich Ihnen sagen, wie nett es war, in Ihrem Hotel zu wohnen. Und wie geht es Junes Arm? Ist er besser?“
„Offensichtlich. Sie ist in Rom.“
„Oh, ja, jetzt erinnere ich mich. Nun, sie hat es noch nielange an einem Ort ausgehalten, meine June. Ich habe sie nur kurz gesehen, ehe ich abgereist bin. Sie schien mir … irgendwie abgelenkt.“
Blake fühlte, wie sein Magen sich zusammenzog. Er versuchte sich zu entspannen. „Sie hat sehr hart gearbeitet.“
Moniques Mund verzog sich. Er gibt nichts zu, dachte sie bewundernd. „Ja, vielleicht werde ich sie noch einmal kurz sehen. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Blake. Sie waren so nett zu mir während meines Besuches in Philadelphia.“
„Was kann ich für Sie tun?“
„Die Suite, in der ich gewohnt habe, ich fand sie so angenehm, so agréable. Könnten Sie mir diese Suite vielleicht reservieren? Ich werde nämlich in zwei Tagen noch einmal zurückkommen.“
„In zwei Tagen?“ Blake runzelte die Stirn. „Ja, ich war so dumm, so vergesslich. Ich habe in Philadelphia noch etwas zu erledigen, und durch Junes Unfall habe ich das ganz vergessen. Ich muss noch einmal zurückkommen, um alles in Ordnung zu bringen. Und die Suite?“
„Aber natürlich. Ich werde dafür sorgen, dass sie für Sie reserviert ist.“
„Merci. Vielleicht dürfte ich Sie um noch etwas bitten. Am Samstagabend gebe ich eine kleine Party, nur für einige Freunde. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie auch dabei sein würden, nur für ein paar Minuten. So gegen acht?“
Im Augenblick war Blake ganz und gar nicht nach einer Party zumute. Aber seine gute Erziehung und auch sein Geschäft ließen ihm keinen anderen Ausweg. Er schrieb sich Datum und Zeit auf. „Ich werde gern kommen.“
„Wunderbar. Bis Samstag dann, au revoir.“Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, lachte Monique zufrieden auf. Es stimmte, sie war Schauspielerin und keine Drehbuchautorin, aber ihr kleines Drehbuch war einfach perfekt. Absolut perfekt.
Sie nahm den Telefonhörer noch einmal zur Hand und schickte ein Telegramm nach Rom.
12. KAPITEL
Chérie. Ich muss wegen unerledigter Geschäfte noch einmal nach Philadelphia zurückkommen, ehe wir mit dem Film beginnen. Ich werde über das Wochenende in meiner Suite im Cocharan-Hotel sein. Am Samstagabend gebe ich eine kleine Soirée. Komm bitte um halb neun. À bientôt. Maman.
W as hatte sie nur vor? Neugierig betrachtete June das Telegramm noch einmal, während ihr Flugzeug über den Atlantik flog. Sie konnte sich nicht vorstellen, welche Geschäfte ihre Mutter wohl in Philadelphia haben mochte. Sie hatte doch immer behauptet, eine gute Schauspielerin bliebe in ihrem Herzen immer ein Kind und hätte daher keinen Sinn für Geschäfte. Doch das war nur ein Vorwand für sie gewesen, um genau das zu tun, was sie wollte. June konnte sich wirklich nicht vorstellen, was ihre Mutter in Philadelphia zu tun hatte.
Achselzuckend steckte sie das Telegramm in ihre Handtasche zurück. Sie hatte absolut nicht den Wunsch, in etwa fünf Stunden mit fremden Menschen angestrengte Konversation bei einem Cocktail zu machen. Am Abend zuvor erst hatte sie bis zur Erschöpfung gearbeitet, um Enrico einen Geburtstagskuchen zu machen, der die Form seines palastartigen Hauses in einem der teuersten Vororte von Rom hatte. Zwölf Stunden hatte sie daran gearbeitet, und zum ersten Mal hatte sie, weil ihr Gastgeber darauf bestand, die Party mitgemacht, auf der der Kuchen dann schließlich gegessen wurde.
Sie hatte geglaubt, es würde ihr guttun, die eleganten Menschenund die festliche Atmosphäre würden sie ablenken. Aber nur eines war ihr dabei klar geworden: Sie wollte nicht in Rom sein, viel lieber wäre sie zu Hause gewesen. Und zu ihrem eigenen Erstaunen stellte sie fest, dass zu Hause für sie Philadelphia war.
Sie sehnte sich nicht nach Paris und nach ihrer kleinen Wohnung am linken Seineufer. Sie sehnte sich nach ihrer Wohnung in Philadelphia, wo in jedem Raum
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