Ein Leben als Geist (Romeo & Julian) (German Edition)
durchzugeben. Vielleicht stimmte etwas nicht mit seinem Handy. Mit Julians schien ja immer etwas nicht zu stimmen, wenn er es am Meisten brauchte. Ja. Mit Julians. Aber nicht mit Romeos. Romeo hatte nie irgendwelche Probleme mit seiner Ausrüstung weil er jeden einzelnen Gegenstand peinlichst genau überprüfte. Nein, man konnte wohl mit Sicherheit sagen, dass technische Schwierigkeiten Romeo nicht daran hinderten, sich bei Baxter zu melden.
„Wie lange ist er denn schon überfällig?“ Julian angelte mit den Zehen nach seinem Schuh während er sich fragte, ob er wohl noch schnell ins Bad gehen sollte, bevor er losfuhr. Er entschied sich dagegen, schließlich konnte er kaum mit Baxter am Telefon pinkeln gehen.
„Fast eineinhalb Stunden.“ Baxters Stimme war jetzt angespannt vor Sorge und plötzlich konnte Julian sich nicht vorstellen, wie irgendjemand sie je als kaltblütig oder gefühllos hatte bezeichnen können. Sie sorgte sich um Romeo, das war offensichtlich und sie schien auch nicht begeistert von der Aussicht, mit Julian über all die Dinge reden zu müssen, die es zu besprechen galt.
„Ich bin in zehn Minuten da“, sagte Julian und legte auf. Es war Wahnsinn, aber das war ihm egal. Er würde es schaffen, auch wenn der Weg zur Arbeit normalerweise mindestens zwanzig Minuten dauerte.
Er brauchte fünfzehn.
Baxters Augenbrauen waren missmutig zusammengezogen als Julian in ihr Büro stürmte und sie rieb ihre Finger in dieser typischen, nervösen Geste.
„Es tut mir sehr leid, Agent Harris. Wirklich. Wir haben die ganze Zeit angenommen, es ginge um Sie, dabei ging es eigentlich um ihn.“
Julians Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. „Wobei?“
„Bei der Morddrohung. Bei dem…Hinterhalt.“
„Er hatte also Recht als er sagte, es war ein Heckenschütze und kein Wachmann, der in der Nacht vor dem Museum auf ihn geschossen hat, richtig?“
Baxter nickte. „Ja. Wir haben jeden durchsucht und mit allen gesprochen. Wir haben sogar unsere Forensische Abteilung alles rekonstruieren lassen was wir den Aufzeichnungen der Handy- und Funkgespräche des Wachpersonals entnehmen konnten. Keiner von denen hat Moore gesehen oder war auch nur in der Nähe seiner Position.“
„Aber was ist mit meinem Haus? Das kann doch wohl kaum ihm gegolten haben—oder doch?“
„Ich fürchte, schon.“ Sie strich ihren Rock glatt und zupfte an einer der Bügelfalten bevor sie weitersprach. „Wir nehmen an, dass der Täter von Ihrer…Beziehung zu Moore wusste und sich entschied, die Bombe in Ihrem Haus zu platzieren um uns abzulenken und denken zu lassen, es ginge um Sie.“
„Was ihm ja auch gelungen ist.“
Baxter nickte stumm.
„Aber warum er? Er ist ein Kunstdieb. Wieso sollte jemand ihn umbringen wollen?“
Baxters steinerne Miene in Verbindung mit ihrem Schweigen verriet ihm mehr als Worte hätten sagen können.
„Er ist mehr als nur ein Kunstdieb und gelegentlicher FBI-Informant, stimmt’s? Er—“
Baxter hob warnend die Hand. „Agent Harris, es gibt einige Dinge, die, offen gesagt, Ihre Gehaltsstufe überschreiten. Mr. Moore ist eines davon. Davon abgesehen würde ich ihn lieber finden als mit Ihnen über ihn zu reden.“
Julian stöhnte. „Aber wenn ich doch überhaupt nicht weiß, wer hinter ihm her ist, wie—Oh. Oje. Oh, verdammt.“ Die Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitz und bescherte ihm ein flaues Gefühl in der Magengegend sowie pochende Kopfschmerzen die vom Adrenalinschub herrührten. „Ich glaube ich weiß, wer unser Maulwurf ist.“
* * * *
Als Julian zwei Stunden später auf dem verlassenen Flugplatz am Stadtrand ankam, platzte er mitten in eine Szene die einen weiteren Adrenalinschub durch seinen Körper jagte. Gleichzeitig war er von dem Schock wie festgefroren. Romeo kniete auf dem Boden, die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt. Blut quoll aus einem Riss in seiner Unterlippe hervor und ein großer Bluterguss zierte seinen linken Wangenknochen, direkt neben dem Auge. Sein rechter Arm war in seinem seltsamen Winkel zurückgebogen und Julian reichte ein flüchtiger Blick um zu erkennen, dass er entweder gebrochen oder an der Schulter ausgerenkt war.
Wie auch immer die Art seiner Verletzung, sein Arm jedenfalls würde ihm kaum von Nutzen sein wenn er versuchen sollte, sich zu verteidigen. Nicht, dass er überhaupt eine Chance gehabt hätte. Ein Mann stand hinter ihm, gerade weit genug entfernt um sicher außer Reichweite von Romeos Beinen zu sein. Er
Weitere Kostenlose Bücher