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Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Titel: Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kofi Annan
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indirekt. Und Sie können sicherstellen, dass Sie mit Ihrer Einstellungs- und Entlassungspolitik niemanden aufgrund seiner Rasse, seines Glaubensbekenntnisses, seines Geschlechts oder [seiner] ethnische[n] Herkunft diskriminieren.« Dafür müssten beide Seiten aufeinander zugehen: Wenn wir die globalen Märkte auf eine gerechte und tragfähige Grundlage stellen wollten, müsse die UNO ihre Vorurteile gegenüber privaten Unternehmen aufgeben, und die Unternehmer auf der ganzen Welt müssten ihre Rolle sowie ihre Pflichten überdenken.
    Darüber hinaus mussten wir innerhalb der UNO Partnerschaften aufbauen und die Zusammenarbeit ausweiten. Aber auch die Entwicklungsagenda der UNO selbst war keine einheitliche Anstrengung, sondern in 32 Fonds, Agenturen, Programme, Abteilungen und Büros aufgesplittert. Wie die Dinge standen, gab es wenig Hoffnung auf ein Zusammenwirken oder eine einheitliche Strategie dieser Organisationen. Um das zu ändern, bildete ich 1997 die UN -Entwicklungsgruppe, die all diese Stränge zusammenführen sollte, um ein kohärenteres, wirkungsvolleres und effizienteres System der Entwicklungshilfe zu schaffen. Alle auf diesem Gebiet arbeitenden Stellen sollten in jedem Einsatzland ein gemeinsames UN -»Haus« bilden, das jeweils unter der Oberaufsicht des Bevollmächtigten des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen ( UNDP ) stehen sollte. Damit waren freilich nicht alle unsere Probleme gelöst. Die enorme Bandbreite der Herausforderungen, denen wir in den Entwicklungsländern gegenüberstanden – vom Gesundheits- und Sanitärwesen über die Landwirtschaft, Bildung und den Umweltschutz bis hin zur Infrastruktur —, bedeutete, dass die verschiedensten Akteure der UNO und anderer Körperschaften gebraucht wurden, was zwangsläufig organisatorische Schwierigkeiten mit sich brachte. Aber die neuen Maßnahmen beendeten endlich die Zersplitterung der Entwicklungshilfe und ihrer Ausrichtung und formten sie zu einer Teamanstrengung mit einem gemeinsamen Ziel um.
    Die Zersplitterung der UN -Arbeit war auch der Grund, weshalb wir auf eine Umgestaltung der Planung, Leitung und Umsetzung unserer Aktivitäten in Bürgerkriegsgebieten drängten, insbesondere bei friedenssichernden Einsätzen. Es war von entscheidender Bedeutung, dass wir bei Interventionen in solchen Ländern die Aktivitäten auf den Gebieten von Entwicklung, Sicherheit, Militär und Politik zusammenführten. Dies war nicht nur in der Notwendigkeit eines integrierten Vorgehens bei der Friedensschaffung begründet, sondern ergab sich auch aus der engen Beziehung zwischen ökonomischer Entwicklung und der Beendigung und Verhinderung von Bürgerkriegen. Armut ist zwar kein direkter Grund von Bürgerkriegen, aber Armut und gescheiterte Entwicklung schaffen gleichwohl die Bedingungen für Konflikte. Sie führen zur Ungleichheit zwischen ethnischen Gruppen, an der sich so viele Bürgerkriege entzünden. Außerdem schwächen sie jene staatlichen Funktionen, die Regierungen in die Lage versetzen, gewalttätigen Angriffen auf ihre Autorität angemessen zu begegnen beziehungsweise ihnen vorzubeugen. Und sie bringen eine große Zahl junger arbeitsloser Männer ohne Zukunft hervor, die sich bereitwillig für gewalttätige Vorhaben rekrutieren lassen.
    Dies ist ein weiterer Grund, warum arme und reiche Länder in gleicher Weise ein Interesse an der internationalen Entwicklung haben: Die Folgen von Bürgerkriegen reichen weit über die Grenzen der Länder, in denen sie stattfinden, hinaus. Sie greifen auf Nachbarländer über, bringen Tausende von Menschen dazu, in andere Länder zu fliehen, schaffen Zufluchtsorte für bewaffnete Gruppen und Terroristen und bewirken, dass sich kriminelle Netzwerke und grenzüberschreitende Gesetzlosigkeit, wie etwa die Piraterie, ausbreiten. Kurz, innere Konflikte in einzelnen Staaten bringen globale Unsicherheit hervor, deren Ursachen von reichen und armen Ländern gleichermaßen bekämpft werden müssen.
    Ein anderes großes Teil des internationalen Entwicklungspuzzles haben die in Washington angesiedelten internationalen Finanzinstitutionen in der Hand: der Internationale Währungsfonds ( IWF ) und die Weltbank. Zur gleichen Zeit wie die UNO gegründet, gehören beide Institutionen offiziell zum UN -System, aber aufgrund ihres Prestiges und ihrer Macht agierten sie vollkommen unabhängig von den Vereinten Nationen. Mit ihren beträchtlichen Ressourcen und überlappenden Interessen in globalen Wirtschaftsfragen kam

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