Ein Leben lang
oder später zurückgekommen waren, war es durchaus möglich, dass Jackson angenommen hatte, sie sei bereits im Bett und schlafe. In diesem Fall würde vor dem Morgen niemand nach ihr suchen.
Sie war so mit ihren Problemen beschäftigt gewesen, dass sie nicht auf den Weg geachtet hatte und deshalb jetzt nicht einmal annähernd abschätzen konnte, wie lange es dauern würde, die lahmende Sadie am Zügel zurückzuführen.
Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie die Ranch morgen vor der größten Mittagshitze erreicht haben würden.
Sie rutschte etwas zur Seite, zog einen kleinen Stein unter ihrem Beckenknochen hervor und warf ihn beiseite, bevor sie sich wieder zusammenrollte und die Augen schloss.
Sie schlief unruhig, weil sie immer wieder von ungewohnten Geräuschen aufwachte, die sie nicht einordnen konnte. Gegen drei träumte sie, dass jemand sie riefe. Als Sadie laut wieherte, schrak sie aus dem Schlaf hoch. Sofort hellwach, setzte sich Rebecca auf. Die Stute hatte den Kopf hoch erhoben und lauschte, dann wieherte sie wieder, lauter diesmal.
„Sadie? Was ist?“
„Rebecca!“ Die Felswände der Schlucht warfen das Echo der vertrauten Stimme zurück.
Rebecca sprang augenblicklich auf, legte ihre Hände trichterförmig vor den Mund und schrie zurück: „Jackson! Hier! Ich bin hier, Jackson!“ Jetzt klang Hufschlag auf, und gleich darauf sah sie auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht die dunkle Silhouette von Pferd und Reiter. Wenig später verschwand die Silhouette, es dauerte jedoch nicht lange, bis Shorty vor ihr stehen blieb und Jackson aus dem Sattel sprang.
Rebecca warf sich erleichtert in seine Arme.
„Ich war noch nie in meinem Leben so froh, jemand zu sehen“, sagte sie und atmete den vertrauten Duft nach Seife und After Shave ein, in den sich ein schwacher Geruch nach Pferd und Leder mischte.
„Bist du verletzt?“
„Nein. Ich…“
Er ließ sie nicht ausreden, sondern zog ihren Kopf an den Haaren zurück und eroberte fast brutal ihren Mund. Dabei strömte sein ganzes Verlangen aus ihm heraus, während Rebecca den Kuss mit ungezügelter Leidenschaft und noch befeuert von Angst und Sorge der letzten Stunden erwiderte.
Schließlich beendete er den Kuss, dafür drückte er sie jetzt fester. „Meine Güte, du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt. Mach das nie wieder!“
„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Ihre Stimme klang nun gedämpft, weil er sie immer noch fest an sich drückte.
„Was ist passiert?“
„Sadie ist auf dem Geröll ins Rutschen gekommen und hat sich am linken Hinterbein verletzt. Ich wollte verhindern, dass sie stürzt, und bin dabei aus dem Sattel geflogen…“
„Du bist vom Pferd gefallen?“ Er hielt sie von sich ab und taxierte sie vom Scheitel bis zur Sohle. „Du bist verletzt.“ Mit finsterem Gesicht fuhr er mit der Fingerspitze einen Kratzer in ihrem Gesicht nach.
„Ich habe nur ein paar Schrammen abbekommen, sonst nichts.“
„Wo? Zeig sie mir.“
Rebecca zog wortlos ihr TShirt hoch, um ihm die lange, aber nur oberflächliche Schramme zu zeigen, die sich über ihren Bauch zog, sowie einen Bluterguss an der Seite, und zuckte zusammen, als er mit den Fingerspitzen behutsam darüber strich.
„Tut das weh?“
„Nicht schlimm, nur ein bisschen.“
„Verdammt.“ Jackson zog sein Handy aus seiner Jackentasche und wählte eine Nummer. „Hank? Ich habe sie. Ihr scheint nichts weiter zu fehlen, aber ich bringe sie trotzdem in die Notaufnahme. Schick uns einen Truck raus.“ Er beschrieb ihm die genaue Stelle, an der sie warten wollten, und fuhr fort: „Kann sein, dass wir ein bisschen länger als eine halbe Stunden brauchen, aber ich will sicher sein, dass schon jemand da ist, wenn wir ankommen.“ Er hörte einen Moment zu. „Ja.
Sadie lahmt. Schick jemand raus, der sie abholt.“ Rebecca streichelte Sadie und redete ihr gut zu, während sie darauf wartete, dass Jackson sein Telefonat beendete. Erst jetzt spürte sie, dass ihr alles wehtat, so dass sie schon zu befürchten begann, dass sie sich bei ihrem Sturz doch schlimmer verletzt haben könnte, als es auf den ersten Blick schien.
„Können wir los?“
Rebecca verabschiedete sich von Sadie, indem sie ihr ein letztes Mal über den Kopf strich. „Ja.“
Jackson legte ihr locker den Arm um die Taille, unterhalb der Schramme, die sie ihm vorhin gezeigt hatte. „Tut hier auch irgendwas weh?“
„Nein.“
„Gut.“ Er hob sie mit einer geschmeidigen Bewegung in den Sattel,
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