Ein Leben lang
tragen. Doch dann versteifte sie sich und wandte das Gesicht ab.
„Ich kann das nicht tun“, flüsterte sie mit gepeinigtem Gesichtsausdruck. „Ich bin immer noch mit Steven verlobt.“
„Aber warum hast du noch nicht mit ihm Schluss gemacht?“ Er. bereute die Frage postwendend, weil er wusste, dass er sie nicht drängen sollte, immerhin hatte sie heute schon genug Aufregung gehabt. Aber jetzt ließ sich das Gesagte nicht mehr zurückholen.
„Ich kann nicht…“ Sie unterbrach sich.
Jackson wartete, doch mehr sagte sie nicht.
„Du liebst ihn nicht.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Nein, ich liebe ihn nicht.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, die von seinem Kuss leicht geschwollen war.
Angesichts dieses Eingeständnisses wurde Jackson von einer Welle der Hochstimmung erfasst, in die sich ein dumpfes Pochen der Lust mischte sowie der verzehrende Wunsch, ganz langsam mit der Zunge über diese kleinen perlweißen Zähne und die leicht geschwollene, hübsche Oberlippe zu fahren.
„Und warum hast du es ihm noch nicht gesagt?“
„Weil ich es ihm persönlich sagen muss. So etwas sollte kein Mensch am Telefon erfahren.“
„Das ist nicht der einzige Grund.“ Er schaute auf ihre langbewimperten gesenkten Lider, die ihre Augen vor ihm abschirmten.
Sie schob ihn von sich weg, und er gab sie widerstrebend frei.
„Aber der einzige, an den ich im Moment denken will.“ In ihren smaragdgrünen Augen spiegelte sich ihre ganze Aufgewühltheit.
„Das kann ich gut verstehen. Du hast heute genug durchgemacht.“ Jackson bohrte nicht länger nach, weil er spürte, dass sie am Ende ihrer Kraft war. Er rang sich ein Lächeln ab und tippte ihr mit dem Zeigefinger leicht gegen das Kinn. „Willst du, dass ich Quinn und Cully eine Tracht Prügel verpasse, weil sie dir schlechte Nachrichten überbracht haben?“
„Nein!“ Das Entsetzen auf ihrem Gesicht verflüchtigte sich sofort, als sich seine Lippen zu einem Grinsen verzogen.
„Wirklich nicht? Mit deinen beiden Brüdern könnte ich wahrscheinlich fertig werden, aber die Frauen müsstest schon du übernehmen.“
„Du bist unmöglich.“ Um ihre Mundwinkel spielte ein kleines Lächeln. „Aber dein Angebot ist wirklich sehr lieb.“
„Ich bin nicht lieb“, widersprach er beleidigt. Sie schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, offensichtlich entschlossen, an ihrer Einschätzung festzuhalten.
Als er es sah, hielt er es für ratsam, schnell abzulenken. „Was willst du jetzt mit deiner neuen Familie machen?“
„Keine Ahnung.“ Sie fuhr sich an den Schläfen mit den Fingern durchs Haar. „Als Erstes muss ich meine Mutter anrufen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass diese abenteuerliche Geschichte wahr sein soll, obwohl die Tatsachen eine andere Sprache sprechen… die Fotos und dieselben Namen und dasselbe Geburtsdatum…“ Sie zuckte hilflos die Schultern. „Ich werde Kathleen bitten, mir die Wahrheit zu sagen.“
Allerdings gelang es Rebecca erst am Spätnachmittag des darauf folgenden Tages, Kathleen, die bei einem Kunden war, zu erwischen. Dazwischen lag eine ganze Nacht des Bangens und Rätselratens. Am nächsten Nachmittag zog sich Rebeccas Magen schmerzhaft zusammen, als die Sekretärin ihrer Mutter sie bat, einen kleinen Moment zu warten. Sie wusste noch immer nicht genau, wie sie beginnen sollte. Sollte sie…
„Rebecca? Wie geht es dir?“ Kathleens Stimme klang warm und erfreut.
„Hi, Mom, mir geht es gut. Und dir? Wie war die Reise?“
„Gut. Ich glaube, jetzt kommt dieses Projekt in Pasadena so richtig in Schwung.
Es ist wirklich sehr aufregend. Wie steht’s bei dir? Gibt es Neuigkeiten in Montana?“
Rebecca holte tief Atem. „Genau genommen ist das der Grund meines Anrufs.“
„So? Aber es gibt doch hoffentlich keinen Ärger, oder?“
„Nein, nein, mit dem Projekt ist alles in Ordnung, falls du das meinst. Die Umbaumaßnamen gehen zügig voran, genau gesagt sogar schneller, als im Vertrag festgeschrieben.“ Sie machte eine längere Pause, bevor sie fortfuhr: „Ich rufe wegen einer Unterhaltung an, die ich gestern mit Quinn und Cully Bowdrie hatte.“
Das scharfe Atemholen am anderen Ende der Leitung sagte Rebecca alles. „Dann ist es also wahr, ja? Sie sind meine Brüder.“
„Ja.“
„Und mein Vater war Charlie Bowdrie.“
„Ja.“
„Aber warum hast du mir das nie erzählt? Die ganzen Jahre über hast du kein Sterbenswort davon verlauten lassen! Das verstehe ich einfach nicht.
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