Ein Leben voller Liebe
jetzt noch nicht. Der Knochen drang durch die Haut. Unser Hauptaugenmerk gilt jetzt der Vermeidung einer Infektion. Sie werden sich auch mit dieser Aufhängung bewegen können«, versicherte sie und benutzte denselben Ausdruck wie er. »In den nächsten drei Tagen bekommen Sie jedoch Infusionen mit Antibiotika. Und was Ihre Entlassung angeht, so unterhalten wir uns in einigen Tagen darüber, wie lange Sie bei uns bleiben.«
»Von einigen Tagen kann gar keine Rede sein. Wenn ich mich mit der Aufhängung bewegen kann, wie Sie sagen, geben Sie mir ein Rezept und entlassen Sie mich sofort.
Ich muss dieses Treffen neu ansetzen, und ich kann es nicht hier abhalten.«
»Sie haben noch nicht begriffen«, erwiderte Alex.
»Wenn Sie keine Antibiotika bekommen, ziehen Sie sich eine Infektion zu, und dann müssen Sie ungefähr sechs Wochen am Tropf hängen.
Sie könnten das Bein verlieren, im schlimmsten Fall sogar daran sterben.«
Er wirkte nicht im Geringsten beeindruckt. »Wollen Sie mir Angst einjagen, Doktor?«
»Ich bringe Ihnen gern einige Patientengeschichten, um meine Warnung zu beweisen.«
»Ich hätte lieber eine Financial Times.«
»Sehr schön. Sie können sich an unsere Anweisungen halten und kommen dann in einigen Monaten wieder auf die Beine.
Oder Sie können Ihren Willen durchsetzen. Dann dauert es länger. Übrigens«, fügte sie energisch hinzu, »Sie würden sich nicht wie ein verletzter Bär aufführen, hätten Sie die verschriebenen Medikamente eingenommen. Der Schmerz wird noch schlimmer, vor allem wenn Sie gleich anschließend aufstehen. Das wird ohne Medikamente sehr unangenehm werden.«
Sie zog einen kleinen, mit Gummi überzogenen Hammer aus der Tasche und ignorierte bewusst Chase Harringtons herausfordernden Blick.
»Spüren Sie das?« fragte sie und strich über seinen Fuß.
»Ja«, bestätigte Chase erleichtert und konnte sich nicht entscheiden, ob ihn diese Frau beeindruckte oder ärgerte.
Jedenfalls war er von ihr fasziniert.
Während sie ihn untersuchte, betrachtete er ihr Haar.
Für seinen Geschmack war es zu kurz, doch die Farbe war unbeschreiblich – rötliche und zimtbraune Farbreflexe durchzogen die dunkle Pracht. Und es wirkte erstaunlich weich, fast so weich wie die Haut an ihrem schlanken Hals.
Ein schlichter Ohrstecker schimmerte dezent.
Alexandra Larson sah gar nicht danach aus, als würde sie beruflich Hüftgelenke ersetzen und gebrochene Knochen zusammenflicken. Mit den zarten Zügen und den sanften braunen Augen wirkte sie eher wie eine Betreuerin im Kindergarten oder wie eine Tänzerin. Chase hatte sich stets vorgestellt, orthopädische Chirurgen würden Kraft brauchen.
Von der letzten Nacht her erinnerte er sich noch an den beruhigenden Klang ihrer sinnlichen Stimme. Es war auch sehr beschwichtigend gewesen, ihre Hand an der Schulter zu fühlen.
»Soviel ich weiß, kommen Sie aus Seattle. Wenn Sie mir den Namen Ihres Hausarztes geben, kann ich veranlassen, dass Sie in ein dortiges Krankenhaus verlegt werden.«
»Ich verlasse Honeygrove erst, wenn ich mein Vorhaben ausgeführt habe.«
Sie zögerte einen Moment. »Gut, dann, behalten wir Sie eben hier.«
»Ich brauche ein Faxgerät.«
»Das habe ich schon gehört«, erwiderte Alex. »Leider können wir ein Patientenzimmer nicht in ein Büro verwandeln. Wenn Sie allerdings etwas brauchen, wird Mrs.
Driscoll sich sicher gern darum kümmern.«
»Ich will weder Ihr Personal noch Ihre Geräte benutzen.« Er lächelte flüchtig. »Das habe ich bereits erklärt.«
»Mir nicht.«
Sie war offenbar sogar bereit, ihm zuzuhören. »Ich kaufe das Gerät, sofern ich ein Telefonbuch bekomme und es bestellen kann. Am Dienstag habe ich einen Termin in Chicago, und ich wollte die Verträge an diesem Wochenende unter Dach und Fach bringen. Die Entwürfe befinden sich in meiner Aktentasche, die aber unauffindbar ist. Hätte ich sie, könnte ich arbeiten, anstatt nichts zu tun. Ich möchte mir von meinem Anwalt eine Kopie faxen lassen.
Meine Sekretärin ist bei der Hochzeit ihres Sohnes. Darum kann ich mich nicht an sie wenden.«
Alex griff nach den Unterlagen, die sie auf das Bett gelegt hatte. »Ich gebe Ihnen die Nummer des Faxgeräts am Stationspult«, bot sie an. »Sie können sich die Unterlagen dorthin schicken lassen.«
»So klappt das nicht. Außerdem hat Attila mich schon darauf hingewiesen, dass Schwestern keine Sekretärinnen sind, und…«
»General Sherman… ich meine Kay«, verbesserte sich Alex.
»Die
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