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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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wieder in die Sonne und ich hoffe, dass mir der Sprung bei Maria glückt.«
   »Diesen Floh hat Linde dir ins Ohr gesetzt. Ich habe das Gefühl, meine Mutter spricht mit mir. Was soll dieses abgehobene Geschwafel von Schatten und Sonne? Drehst du jetzt auch durch?«
   »Nur weil du es nicht verstehst, bin ich nicht verrückt.«
   »Lotte, ich hab dich lieb und ich will mit dir leben.«
   »Ja. Liebling. Nichts anderes habe ich mir je gewünscht.«
 

Was der Juli verbricht, rettet der September nicht

Auf dem Flug sitzt ein jüngerer Mann neben mir. Er ist Italiener und ich habe das Gefühl, ich hole mit ihm die Reise nach, die ich einst mit Maurizio geplant hatte. Ich reise in das Haus, das sich dieser verwirrte Mann als den Ort für unsere gemeinsame Zukunft vorgestellt hat. In wenigen Stunden wird mich die Frau liebevoll in ihre Arme schließen, der ich ihren erstgeborenen Sohn genommen habe. Sie hatte mich immer wieder gewarnt. »Geh auf Abstand zu ihm« und ich habe nur amüsiert darüber gelacht. Schuld war meine unverfrorene Art. So hatte Martin sich doch ausgedrückt, was mein Verhalten gegenüber anderen Männer anging. Und wie nennt er das Verhalten von Anja? Das hätte ich mir mal erlauben sollen. Meine Gedanken fahren Karussell und ich bin froh, dass ich in Mailand umsteigen muss. Noch einmal 90 Minuten und ich habe mein Ziel erreicht. Alfredo erwartet mich schon.
   »Heiß ist es hier«, stöhne ich.
   »Ich stelle die Klimaanlage für dich an. Schön dass du gekommen bist. Maria freut sich schon so.«

»Lollo«, rufe ich laut und laufe auf sie zu. »Du bist hübscher als das Original.«
Nicht ein graues Haar bedeckt ihr rosiges Gesicht und sie strahlt bei meinem Anblick. Stolz zeigt sie mir ihr Haus und ich bin überwältigt. Kein Vergleich zu ihrer Hamburger Wohnung im dritten Stock.
   »Du bist immer noch so dünn«, schimpft sie mit mir.
   »Viel Arbeit seitdem wir wieder für das Kaufhaus arbeiten.«
Sie weiß Bescheid. Mathilda hält sie regelmäßig auf dem Laufenden. Ich öffne meinen Koffer und gebe ihr das Päckchen, das Sergio mir vor dem Abflug überreicht hat. Sie nimmt einen Brief und ein kleines Fotoalbum aus dem Karton.
   »Alfredo!«, ruft sie laut. »Komm her und schau dir das an. Ich hab‘s doch gewusst! Dieser feige Hund.«
Mit Tränen in den Augen schaut sie sich die Fotos an und ich habe keine Ahnung, worüber sie sich so freut.
   »Ich werde endlich Oma. Schau nur, Carlotta. Das ist Gabriela. Sergios Freundin. Sie ist schwanger. Man kann den Bauch schon ganz deutlich sehen.«
   »Gratuliere! Endlich hat dein Warten ein Ende.«

Alfredo zeigt mir das Gästezimmer. Ein Bett, ein Schrank und eine kleine Lampe an der Wand. Ich stelle meinen Koffer ab und begleite ihn auf einem Spaziergang über die Obstplantage. Ich pflücke mir Aprikosen vom Baum und schwärme.
   »Meine Güte, habt ihr es hier schön.«

Die erste Woche helfe ich bei der Ernte. Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen. Mittags genieße ich die ausgezeichneten Kochkünste von La Mamma. Scharf. Sehr scharf und ich liebe es, im Kreise dieser freundlichen Menschen an der großen Tafel zu speisen. Ich verstehe zwar kein Wort, aber es fühlt sich gut an. In der zweiten Woche gehe ich Maria beim Kochen zur Hand. Die Nachmittage verbringe ich allein am Strand. Ich fahre auf Sergios Roller, nachdem ich den Umgang mit dem Zweirad auf dem Hofgelände unter schallendem Gelächter von Alfredo und seinem Bruder Alfonso über mich ergehen lassen musste.
   »Morgen kaufen wir Fisch. Direkt am Hafen bei Luigi. Ein Vetter von mir«, sagt Maria und ich habe das Gefühl, dass sie mit allen Italienern auf der Welt verwandt ist.

Sie lacht mich laut aus, als ich sie um den Autoschlüssel für Alfredos Wagen bitte.
   »Glaubst du etwa, dass unsere beiden Hintern nicht auf die Vespa passen?«
Sie schnappt sich einen Helm und einen großen Bastkorb und fordert mich auf, Gas zu geben.
   »Rechts. Weiter gerade aus und da unten an der Kreuzung links«, dirigiert mich mein lebendiges Navigationsgerät zum Hafen. »Stopp! Wir sind da.« Vetter Luigi schreit uns schon von Weitem entgegen. Er reicht Maria einen Plastikbeutel mit Fischen und sie meckert wie ein Rohrspatz. Was ihr nicht passt, kann ich nicht verstehen, denn sie schimpft auf Italienisch.
   »Und du bist Carlotta?«, sagt der Fischer zu mir und ich staune über seine guten Deutschkenntnisse.
   »Komm auf mein

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