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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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saubere Jeans an. Als er in seinem alten Kombiwagen in Richtung Stadt davonfuhr, war er in froher Stimmung. Er war weg von dem Haus und frei von Verantwortung. Die warme Nachtluft strich an seinem Gesicht vorbei. Er genoß es, allein in seinem Wagen zu sitzen und nichts zu hören als den Motor und den Wind. Das Haus hatte im Dunkeln gelegen, als er es verließ. Es kam ihm vor, als sei ihm eine Flucht geglückt. Es war ein herrliches Gefühl.
    Am Nachmittag hatte Cal angerufen, um ihm mitzuteilen, er sei in der Stadt und sie könnten sich treffen. Sie verabredeten sich zu einem nächtlichen Baseballspiel und einem Glas Bier hinterher.
    Max fuhr durch Vanport und parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz des Stadions. Er stieg aus und wartete am Eintrittskartenschalter. Plötzlich tauchte Cal auf seinem Motorrad auf. Er zog eine Staubwolke hinter sich her, die über den ganzen Parkplatz reichte. Der Junge kurvte vor den hell beleuchteten Eintrittsschalter und hielt. Ein Mädchen in engen weißen Hosen saß auf dem Soziussitz.
    Cal stellte die Zündung ab. Er faßte Max’ Hand mit festem Druck und schlug ihm auf den Rücken. »Hei«, grinste er und schob seine schwere Hornbrille zurecht.
    »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt?« fragte Max. »Was, zum Teufel, tust du in Vanport?«
    »Gelegentlich fühle ich mich einsam. Dachte, ich könne auch mal wieder nach Hause kommen.«
    Max sah nach dem Mädchen. »Hast du heute nachmittag die Eintrittskarten gekauft?« fragte er Cal.
    »Ich muß gestehen: Nein.« Cal lächelte. »Ich habe mir nie etwas daraus gemacht, einem Baseballspiel zuzusehen. Selbst spielen tue ich gern, aber es macht mir nicht das geringste Vergnügen, drei Stunden auf meinem Hintern zu sitzen und das Spiel anderer zu beobachten.«
    »Was machen wir statt dessen?«
    Cal nickte in Richtung des Mädchens auf dem Motorrad. »Peaches und ich hatten vor, über die Grenze ins alte West Virginia zu gehen und mal nachzusehen, was sich da tut.«
    »Da tut sich nicht besonders viel«, meinte Max. »Ich lebe nahe der Grenze – da, wo ich arbeite. Und deshalb weiß ich, daß sich nicht besonders viel tut.«
    »Bist du kürzlich drüben gewesen?«
    »Wohin möchtet ihr denn gern?«
    »Zu Murphy, unten hinter der alten Fähre.«
    Max sah zu dem Mädchen hin. »Ich habe meinen Wagen auf dem Parkplatz stehen«, sagte er.
    »Fahr uns nach. Peaches und ich werden dir den Weg zeigen.«
    Max überquerte den Parkplatz und stieg in seinen Wagen. Er hörte das Motorrad aufröhren und seinen Auspuff knallen. Die Reifen drehten sich auf Staub und Kies. Dann schoß das Motorrad vom Stadion weg und entfernte sich nach Süden zur Landstraße. Max folgte ihm.
    Sie fuhren durch Vanport, die Landstraße entlang und am Haus vorbei. Es war dunkel. Sicher schliefen Clarissa und Louise längst. Weiter ging es durch offenes Land bis zur Grenze des Bundesstaates. Max fuhr dem Rücklicht des Motorrads nach, das in der Dunkelheit rot brannte. Er fühlte sich einsam. Cal war ihm fremd geworden. Er hatte sich darauf gefreut, daß sie beide allein zusammen sein würden.
    Murphys Neonlichter flammten rosa und grün neben der Landstraße. Auf dem überfüllen Parkplatz stellte Cal sein Motorrad ab, und Max parkte neben ihm.
    »Da drin ist was los«, meinte Cal und klopfte sich Staub von seinen Jeans. »Hör mal das Schlagzeug!«
    Peaches kletterte vom Soziussitz und streckte sich wie eine Katze.
    Drinnen vermischten ein Saxophon und ein Schlagzeug Rhythmus und Beat. Die Luft war dick voll Rauch. Sie setzten sich an die Bar.
    »Bier und einen Schuß«, bestellte Cal.
    Max nickte, um anzudeuten, daß er das gleiche wollte.
    Peaches sagte: »Ich möchte einen Grasshopper.«
    Der Barmixer sah sie an.
    »Geben Sie ihr einen Grasshopper«, sagte Cal.
    Das Mädchen tappte mit den Füßen und zuckte mit den Schultern. »Tanz mit mir, Cal.«
    »Später.« Er drehte sich Max zu. »Wie war das in diesem Krankenhaus? Haben die Seelenflicker dich wieder ganz in Ordnung gebracht?«
    Die Hitze, der Lärm und der Rauch riefen bei Max Beklemmungen hervor. Das Brausen in seinen Ohren verzog sein Gesicht zu einem leeren, schmallippigen Lächeln. Er sah auf Cals sich bewegende Lippen: »Was hast du den ganzen Sommer getan.«
    »Ich habe als Gärtner auf dem alten Wilmont-Besitz gearbeitet«, antwortete Max. »Er gehört jetzt einer Familie namens Stackpole.«
    Der Barmixer servierte die Getränke.
    »Guter Job?« fragte Cal.
    »Ja, durchaus. Das Geld ist okay, bis ich mich

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