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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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in der Wäschekammer schlafen.«
    »Die hat einen Zementboden.«
    Sie wischte sich die Nase an ihrem Ärmel ab. »Ich habe Angst.«
    »Wovor?«
    »Du weißt schon.«
    »Ich dachte, sie seien deine Freunde.«
    »Sie haben sich verändert.«
    »Ich mich auch«, stellte Max fest. »Du mußt mit ihnen fertig werden. Diese ganze verdammte Sache ist deine Angelegenheit, Clarissa. Ich weiß nicht einmal, wie, zum Teufel, sie aussehen.«
    »Du fluchst schon wieder.«
    »Okay.« Sein Kopf begann zu schmerzen. »Dann fluche ich eben. Du hast ein Problem. Cal hat ein Problem. Ich habe ein Problem …«
    »Wer ist Cal?«
    »Zum Teufel, geh ins Bett!«
    Sie wich vor ihm zurück.
    »Werde erwachsen und laß mich in Frieden und verschwinde, zum Donnerwetter noch einmal!«
    Sie drehte sich um und rannte in die Diele. Max hörte, wie ihre nackten Füße über die teppichbelegten Stufen liefen. Er schaltete das Licht in der Diele aus. Im Badezimmer tropfte der Kaltwasserhahn. Er drehte ihn zu, und dann schien im Haus Ruhe zu herrschen.
    Max lag auf seinem Bett. Sein Körper schmerzte. Er schloß die Augen vor dem Schmerz und der Müdigkeit. Er hätte vor Erschöpfung weinen mögen. Er fühlte sich völlig ausgelaugt. Er machte sich bittere Vorwürfe, weil er zu Clarissa so häßlich gewesen war. Sie war doch nur ein Kind. Ihre Eltern sollten nach Hause kommen und die Sorge und die Angst auf sich nehmen oder das Mädchen von diesem Haus wegbringen. Clarissa durfte nicht in diesem Haus leben. Es ergriff Besitz von ihr und war gefährlich für sie. Das Haus war gefährlich. Irgend etwas in dem Haus wollte Clarissa nicht in Ruhe lassen.
    Max trocknete sich die Augen und vergrub sein Gesicht im Kissen. Er mußte eingedöst sein, weil er plötzlich erwachte. Er lag ganz still, bewegte sich nicht. Er war sich bewußt, daß er etwas gehört hatte. Aber er wußte nicht, was es war.
    Er stand im Dunkeln auf und schlich auf Zehenspitzen an die Treppe.
    Die Stille wurde von einem seltsamen, unwirklichen Geräusch gestört. Er hielt den Atem an und lauschte. Ein unerklärliches Entsetzen ergriff Besitz von ihm und zwang ihn die Treppe hoch zu Clarissas Schlafzimmer. Geräuschlos erklomm er die Stufen bis zum oberen Flur und horchte an der Tür des Wohnzimmers. Dann schlich er an Clarissas Tür. Mit angespannten Muskeln stand er in der Dunkelheit und lauschte. Da war ein seltsames, irgendwie schweres und doch leises Geräusch. Es war ein tonloses Geräusch und doch kraftvoll, es war, als sei irgend etwas in verstohlener, aber heftiger Bewegung. »Was ist das?« fragte Max sich selbst. »Was geht um Gottes willen in diesem Haus vor?«
    Vorsichtig, verkrampft vor Angst und Besorgtheit drehte er den Knopf an ihrer Schlafzimmertür. Im Raum war es dunkel. Aber in der Nähe des Fensters hörte und sah er zwei Schatten, dunkel und zitternd, die sich vom Bett entfernten. Einen Augenblick war er gelähmt vor Grauen. Schließlich gelang es ihm, das Licht anzuschalten. Clarissa lag wimmernd und sich windend auf dem Bett. Ihr Gesicht war in Schweiß gebadet. Das Nachthemd klebte an ihrem feuchten Körper.
    »Clarissa.« Er berührte ihre Schulter, und sie erwachte.
    Ihre blauen Augen starrten ihn an. Sie brach in heftiges Schluchzen aus.
    »Was ist?« fragte er und kniete neben ihrem Bett nieder.
    Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen, umfaßte ihre Knie und schluchzte. »Es war ein Traum«, brachte sie mühsam heraus.
    Max streichelte ihre Stirn. »Was hast du geträumt?«
    Sie sah ihn mit ihren großen, heiß-blauen Augen an. »Nichts ist geschehen«, sagte sie. »Ich habe es geträumt. Es ist gar nichts geschehen.«
    Mit vorsichtigen Bewegungen glättete er ihr Nachthemd, zog den Saum, der, sich um ihre Taille knäulte, über ihre weißen Hüften und Schenkel und legte ihn um ihre Knöchel. Einen Augenblick ruhte seine Hand leicht auf dem Baumwollstoff über ihrem Schenkel, wo sich, wie er gesehen hatte, rote Striemen bildeten.
    Und wieder hörte er Clarissa flüstern: »Ich habe es geträumt. Nichts ist geschehen. Es war nur ein Traum.«

 
XVI
     
     
    Mrs. Stackpole rief in einem Überseegespräch an und sagte, sie würden im Juli nach Hause zurückkehren. Ein genaues Datum nannte sie nicht. Louise erzählte es Max, als er aus dem Gemüsegarten hereinkam.
    »Hast du ihr gesagt, daß Clarissa krank ist?«
    »Ich sagte, das Kind vermisse sie beide und sei ein bißchen spitz geworden.« Louise stand am Küchentisch und schnitt Kartoffeln in eine tiefe

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