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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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weißt sehr gut, daß sie sich vor dem Haus fürchtet.«
    Clarissa lächelte.
    »Außerdem«, fuhr Max fort, »hatte sie einen kleinen sitzen. Natürlich hat sie nicht wirklich etwas gesehen, aber sie hatte so ein Gefühl. Sie hat eine lebhafte Phantasie, meinst du nicht auch?« Max war ganz stolz, daß er so vernünftig mit Clarissa sprechen konnte.
    »Aber Louise …«
    »Louise ist böse auf Louise, weil Louise mit Leuten, die sie nicht leiden mag, getrunken und sich amüsiert hat.«
    »Was soll das heißen?«
    Max sah sie an. »Du bist noch zu jung, um das zu verstehen.«
    Clarissa hob ihr schweres Haar vom Nacken ab. »Was mit Louise los ist, will ich gar nicht wissen.«
    »Und was willst du wissen?« Max lehnte sich gegen die knorrigen Baumwurzeln.
    »Über was habt ihr, du und Sally, gestern im Garten geredet?«
    »Über nichts.«
    »Über irgend etwas müßt ihr doch geredet haben. Sie hat gelacht.«
    »Sally fragte, ob wir eine Party veranstalten könnten, und dann, ob ich Gin besorgen wolle.«
    »Ist so etwas lustig?«
    »Ja«, antwortete Max. »Sehr lustig. Das sagten alle, als wir mit dem Gin zurückkamen. Sehr lustig.«
    »Hast du ihr etwas Persönliches erzählt?«
    »Was meinst du damit?«
    »Du weißt schon – aus deiner Schulzeit, wie du dich mit anderen Mädchen verabredet hast, über den Garten deiner Mutter und über unser Geheimnis.«
    Max lachte laut heraus. »Du bist einmalig, Pussy. Weißt du das?«
    »Hast du ihr nun etwas Persönliches erzählt oder nicht?«
    »Nein. Sally nicht, und auch sonst niemandem. Wir wollten weiter nichts, als uns ein paar nette Stunden machen, und dann ist uns alles verdorben worden.«
    Clarissa hob die Arme, zog ihr langes Haar auf die Seite und begann, einen Zopf zu flechten. »Warum hast du mich Pussy genannt? Das hast du noch nie getan.«
    »Ich weiß es nicht. Das ist wohl ein Name, der Zuneigung ausdrückt.«
    »Das ist nicht dasselbe wie sich attachieren, nicht wahr?«
    »Nicht ganz. Woher hast du das Wort ›Attachieren‹?«
    Clarissa zog an ihrem Zopf. »Sie haben es mir gesagt. Sie hörten ihren Onkel sagen, ihre Mutter habe sich an jemanden attachiert. Ich vermute, es war eine Freundschaft, wie bei uns.«
    »Ja«, meinte Max, »das wird es wohl gewesen sein. Viele Leute haben Freundschaften.«
    »Wir sind gute Freunde, nicht wahr?« Clarissa öffnete die Knöpfe ihres Kleides am Hals und fächelte sich mit einem Eichenblatt.
    »Verstehst du unter Freundschaft, daß man ehrlich zueinander ist?«
    »Ja, und daß man Interesse an Dingen hat, die dem anderen gefallen, die er gern tun möchte. Ich wünschte, du würdest mir erzählen, wie du das Gärtnern gelernt hast, wie du es gelernt hast, Pflanzen wachsen zu lassen.«
    »Das ist nicht besonders interessant.«
    »Aber Freunde müssen über einander Bescheid wissen. Gerade hast du selbst gesagt, Freunde müßten ehrlich zueinander sein. Also sag mir ehrlich, wie du alles über Gärten gelernt hast.«
    »Ich habe gelesen.«
    »Das klingt wirklich nicht besonders interessant.«
    »Ich habe alte Geschichte gelesen, über alte Kulturen und ihre Gärten.«
    »Zum Beispiel was?«
    »Zum Beispiel sind alle Mitglieder der Minzen-Familie Bienenblumen, und in früheren Zeiten legten die Mönche Gärten nur für die Bienen an. Und die Bienen wohnten in spitzen Strohkörben, die in einer Reihe auf einer Holzbank standen.«
    »Wirklich?«
    »Das ist wahr«, sagte Max.
    »Weiß Sally das? Hast du Sally von den Bienen erzählt?«
    »Sally hat gar keine Lust, über Bienen zu reden.«
    »Dann bin ich die einzige, der du es erzählt hast, so als würdest du Geschichte unterrichten und ich wäre deine erste Schülerin.«
    »Ja. Du bist meine erste Schülerin.«
    »Erzähl mir von den Mönchen. Ich habe mir nie vorgestellt, daß Mönche Gartenarbeit täten.«
    Er sprach langsam und überlegt und versuchte, sich genau zu erinnern. »Und die Damen des Mittelalters mit ihren spitzen Hüten wandelten zwischen den aromatischen Sträuchern im Sonnenschein.«
    Clarissa preßte die Handflächen zusammen und sah ihn an, die blauen Augen wißbegierig aufgerissen. »Ich wette, ihr Vater hat sie nichts gelehrt, was auch nur annähernd so wundervoll ist. Ich muß dabei an einen alten Gobelin denken, auf dem Menschen seltsame Dinge tun.« Clarissa kicherte und streichelte ihre Arme. »Warte, bis ich es ihnen erzähle. Sie meinen, diese komische altmodische Zeit, in der sie lebten, ist alles, was es gibt.« Wieder kicherte sie. »Weißt du

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