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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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entscheide, was ich anfangen soll.«
    Peaches glitt von ihrem Hocker und quetschte sich zwischen sie, den Rücken Max zugekehrt. »Tanz mit mir, Cal«, quälte sie. »Ich will tanzen!«
    »Trink noch einen Grasshopper.« Cal winkte dem Barmixer, er solle Peaches ein zweites Glas bringen.
    An der Bar stand ein Junge, dem seine blonden Locken in die Stirn fielen. Er sah das Mädchen an, zuckte die Schultern, stellte sein leeres Glas auf die Bar und führte Peaches auf die überfüllte Tanzfläche. Cal sah ihnen nach und rückte seine schwere Hornbrille zurecht.
    Max fragte: »Bist du zu Hause gewesen?«
    Cal lachte. An seinen Augen hinter den dicken Gläsern entstanden kleine Falten. »Ich habe es versucht. Der Alte wollte nicht, daß ich bleibe. Er muß ganz verbittert sein. Es sieht so aus, als sei nach – du weißt schon … die Familie auseinandergefallen. Daddy bleibt für sich. Ich glaube, er will es gar nicht anders haben.«
    Cal sah Max ins Gesicht. Seine braunen Augen hinter den dicken Gläsern wirkten eulenhaft. »Und du bist okay?«
    »Sicher. Es ist alles in Ordnung.« Max fühlte plötzlich, daß die Kehle ihm eng wurde. Er wollte Cal noch einmal versichern, daß jetzt alles gut war. »Bleib nicht wieder solange weg. Du mußt mit mir in Verbindung bleiben.«
    »Klar.« Cal lächelte und spielte mit seinem Glas. Er beobachtete Peaches, die mit dem blonden Jungen ruckende Bewegungen ausführte. Er legte ein paar Scheine auf die Bar. »Hier drin stinkt es. Komm, wir gehen nach draußen.«
    Max und Cal durchquerten das Lokal. Draußen warf Cal seine Arme himmelwärts und rannte ein paar Schritte. »Herrlich, die frische Luft!« Er schwang sich auf sein Motorrad und trat auf den Kickstarter.
    »Cal – bist du betrunken, oder was ist mit dir los?«
    Cal rückte an seiner Brille und lächelte stillvergnügt. »Nein«, antwortete er leise, »aber in dieser Kneipe gab es mir zu viele Schwule. Komm, fahren wir weg.«
    Max stieg auf den Soziussitz.
    Der Motor sprang an. Sie schossen von dem Parkplatz hinunter. Der Wind rauschte ihnen entgegen.
    Sie fuhren durch das flache Land neben dem Fluß, dann an Reihen von Pappeln und Ahornbäumen vorbei, über Feldwege und dann wieder auf die Landstraße. Sie hoppelten über die alte, nicht mehr benutzte Bahnlinie und rasten den Berg zu dem Haus der Stackpoles hinauf. Dort hielt Cal an.
    »Ist das das Haus?« erkundigte er sich und ließ seinen Blick über den im Mondlicht liegenden Rasen wandern. »Hier arbeitest du?«
    »Wie lange fährst du das Motorrad schon?« Max wischte sich die schweißnassen Hände an der Hose ab.
    »Ungefähr ein Jahr.«
    »Du wirst dich damit umbringen.«
    »Das glaube ich auch.« Cal grinste in dem fahlen Licht und rückte seine Brille zurecht. »Hier arbeitest du?« wiederholte er.
    Sie ließen das Motorrad im Schutz einiger Krüppelkiefern stehen und stiegen durch den Steingarten bis oberhalb der Mauer. Cal warf sich ins Gras.
    »Das Haus hat mir schon immer gefallen«, erklärte Cal. »Als ich ein Kind war, bin ich sonntags immer mit dem Fahrrad vorbeigefahren. Es schien meine Vorstellung von dem Haus reicher Leute zu sein.«
    »Als das Haus erbaut wurde, wohnten auch reiche Leute hier«, meinte Max. »Und die jetzigen Eigentümer kann man wohl ebenfalls als reich bezeichnen.«
    »Wer ist reich?«
    »Die Stackpoles. Die Leute, die das Haus gekauft haben. Sie sind augenblicklich in England. Abgesehen von dem Kind, einem kleinen Mädchen. Sie ist allein zu Hause geblieben.«
    »Haben sie viele Dienstboten?«
    »Nur mich und Louise.«
    Cal lachte. »Und wer ist Louise?«
    »Die Haushälterin. Sie ist okay.«
    »Hast du einmal die Geister gesehen?«
    Max blickte zum Haus hin. »Nein.« Er bemühte sich, seine Stimme fest klingen zu lassen. »Ich habe überhaupt nichts gesehen.«
    »War eine dumme Frage von mir. Mich verfolgt so vieles, daß ich die Geister anderer Leute gar nicht brauche.« Cal lachte.
    »Vielleicht ist doch irgend etwas Wahres daran. Ich meine, was ist, wenn es sie wirklich gibt? Was ist, wenn nur bestimmte Menschen sie sehen können?«
    »Hast du sie je gesehen?«
    »Nein.«
    »Also vergiß es. Alles Erfindung. So etwas erzählen Leute, die sich interessant machen wollen. Zwei Kinder sollen hier im Haus herumspuken. Dadurch kommt das Haus in Verruf.« Er senkte den Kopf auf seine Knie.
    »He, Cal. Ist dir schlecht?«
    Cal sah hoch und nahm die Brille ab. »Ich habe es satt, immerzu herumzuziehen. Als Mom starb, hätte ich auf

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