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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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der Schule bleiben sollen. Jetzt gehöre ich nirgendwohin. Nirgendwo gewöhne ich mich ein.«
    »Bleib hier.« Max berührte seines Bruders Schulter. »Bleib eine Weile hier. Das geht in Ordnung. Du kannst mit mir arbeiten oder dir einen Job suchen.«
    »Kann ich nicht. Ich würde in dieser Stadt ersticken. Ich muß meinen eigenen Weg gehen.« Er gab Max einen leichten Stoß gegen den Magen. »Trotzdem – danke.« Er grinste und setzte die Brille wieder auf. »Danke.«
    Schnell stand er auf und lief weg von den Bäumen ins helle Mondlicht. »Gott, ist das heiß! Eine heiße Nacht ohne einen Lufthauch.« Cal zuckte die Schultern. »Laß uns hinunter an die alte Quelle gehen.«
    »Was für eine alte Quelle?«
    »Die Quelle auf der anderen Seite des Berges bei der alten Remise.«
    »Die alte Remise ist eingestürzt.«
    Sie lachten.
    »Nun gut«, sagte Cal. »Dann laß uns nachsehen, was aus der alten nassen Quelle bei der alten vergammelten Remise geworden ist.«
    Sie gingen über den Rasen, der an die Autostraße stieß. »Da unten muß sie sein.« Cal zeigte auf den Wald, der sich den Abhang zum Fluß hinunterzog. Die Trümmer der Remise lagen neben ihnen, in der Nacht ein formloser schwarzer Haufen. »Irgendwo da zwischen den Bäumen entspringt eine Quelle.«
    Max fragte: »Warum sind wir nie zusammen hergekommen, als wir Kinder waren?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Cal. »Ich war immer hier, wenn du mit Dad zum Angeln gegangen warst. Und manchmal bin ich sonntags mit dem Rad vorbeigefahren, nur weil mir der Besitz gefiel.«
    Sie setzten sich auf die Mauer und sahen den dunklen, bewaldeten Hügel hinunter.
    »Ach, lassen wir die Quelle«, meinte Cal. »Orte, an denen es spukt, mag ich nicht. Hier unten ist es verdammt dunkel.«
    Max lachte. »Und vor dem Haus hast du keine Angst?«
    »Warum sollte ich vor dem Haus Angst haben?« Cal rückte seine Brille zurecht. »Glaubst du an die Geschichte mit den Kindern?«
    Sie gingen zurück bis dahin, wo sie das Motorrad abgestellt hatten. Max sah zum Haus hin. Das graue Schieferdach schimmerte im Mondlicht. Das Haus wirkte reich und imposant mit seiner weißen Front und der repräsentativen Vorderveranda, den dunklen Stufen mit den weißen Geländern, die zu der Veranda hinaufführten, und den gewaltigen Bäumen zu beiden Seiten.
    Cal schwang sich auf das Motorrad und stellte die Zündung an. »Muß doch nachsehen, was Peaches inzwischen angestellt hat.«
    Max stieg auf den Soziussitz. Noch einmal sah er zum Haus hin. Er entdeckte einen schwachen Lichtschein im oberen Flur.
    Dann schlug ihm die heiße Nachtluft ins Gesicht. Das Motorrad raste auf der Autostraße dahin.

 
XV
     
     
    Als Max nach Hause zurückkehrte, brannte das Licht im oberen Flur immer noch. Clarissa brauchte nachts zum Schlafen kein Licht, und Louise schaltete immer jede einzelne Lampe ab. Sie ließ höchstens auf einer Veranda eine brennen. Aber auch da war alles dunkel.
    Es war spät. Er hatte Cal und Peaches bei Murphy gelassen und war nach Hause gefahren. Es paßte ihm nicht, Peaches beim Tanzen zuzusehen, während Cal an der Bar saß und sich langsam vollaufen ließ.
    Max betrat das Haus durch die Tür der unteren Veranda. Das Licht fiel von oben über die Hintertreppe, und an deren Fuß lag Clarissa, an das Geländer gelehnt.
    »Clarissa …« Er berührte ihre Schulter. »Was tust du hier unten?«
    Sie bewegte sich und öffnete die Augen. »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Du hast eben geschlafen.«
    »Ich meine, richtig schlafen. Sie halten mich wach.«
    Max knipste das Licht im Badezimmer an und ging durch die Wäschekammer in sein eigenes Zimmer. »Geh ins Bett, Clarissa«, sagte er. »Geh nach oben und leg dich ins Bett.«
    Sie stand auf der Schwelle. »Ich sagte dir doch, ich kann nicht schlafen.« Sie war kurz vor einem Tränenausbruch.
    »Dann ruf Louise. Laß sie dich ins Bett bringen.« Er setzte sich auf sein Bett und zog Schuhe und Socken aus.
    »Sei nicht böse auf mich.« Clarissa kämpfte mit den Tränen. »Kann ich nicht hier unten schlafen?«
    »Um Himmels willen!«
    »Es ist nur, weil ich so Angst habe. Ich habe Angst, oben zu schlafen.«
    »Du bist ein Ungeheuer!« brüllte Max. »Du willst dich dafür rächen, daß ich heute abend ausgegangen bin! So dumm bist du nicht, Clarissa, daß du nicht genau weißt, du kannst nicht hier unten schlafen. Also frag nicht erst.«
    Sie zog ihr Nachthemd fester um ihren Körper. »Ich meine ja nicht bei dir. Ich meine nur unten. Ich kann

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