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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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Schüssel. »Mrs. Stackpole geriet etwas aus der Fassung, als Clarissa an den Apparat kam und weinte und bettelte, sie solle nach Hause kommen. Na, ihre Eltern sind ja jetzt auch reichlich lange weg gewesen.« Louise goß in Milch verquirltes Mehl über die Kartoffeln. »Ich persönlich finde ja, Mrs. Stackpole hätte schon vor Wochen nach Hause kommen sollen. Mann und Frau haben unterschiedliche Aufgaben, und ihre ist, da zu sein, wo sie hingehört – oder Clarissa mit sich zu nehmen.«
    Sie verteilte Butterflöckchen auf den Kartoffeln und schob die Kasserolle in den vorgeheizten Backofen. »Diese lange Trennung ist für beide Teile nicht gut.« Louise strich sich ein paar verirrte Löckchen aus ihrem geröteten Gesicht. »Lunch gibt es in etwa einer Stunde.«
    Es hatte keinen Sinn, länger über das Fernbleiben der Stackpoles zu diskutieren. Erschöpft fragte Max: »Warum können wir nicht kalt essen? Es ist heute wieder sehr heiß.«
    »Trotzdem ist eine warme Mahlzeit gut.« Louise machte sich am Spülstein zu schaffen.
    Max ging durch die Diele und trat hinaus auf die untere Veranda. Die roten Ziegel fühlten sich in der Mittagshitze kühl an. Er setzte sich auf die Kirchenbank. Dann bemerkte er, daß Clarissa in dem Gemüsegarten kniete.
    »Hei!« rief er.
    Sie sah hoch und winkte.
    Er blickte sie an, wie sie da in der Sonne kniete, das blonde Haar wie ein seidener Strom über ihren Wangen. Er sah die sanfte Linie ihrer Schultern, die Bewegungen ihrer schlanken Arme. Jetzt stand sie auf und kam zu ihm. Ihr gelber Baumwollrock und ihre gebräunten Beine schimmerten, als seien sie ein Teil des Sonnenlichts.
    »Ich habe etwas Salat abgeschnitten«, erklärte sie.
    »Das ist gut. Louise hat einen Kartoffelauflauf im Backofen.«
    Clarissa zog die Nase kraus. »Ich hasse Kartoffelauflauf. Aber ich werde Louise zu Gefallen zwei Bissen essen. Vielleicht bäckt sie dann am Sonntag eine Beerentorte.«
    »Vielleicht.«
    Clarissa setzte sich neben ihm auf die Bank. »Hast du heute früh in Louises Kräutergarten Unkraut gejätet? Ich habe dich gehört.«
    »Ja, ich bin früh aufgestanden und habe in Louises Garten Unkraut gejätet, und dann habe ich bei den gelben Narzissen nachgesehen. Sie haben die Basilikumfäule.«
    »Was ist das?«
    »Eine Krankheit.«
    »Werden sie sterben?«
    »Schon möglich. Sie waren zu eng aneinander gepflanzt.«
    »Wer mag das wohl getan haben?« fragte sie. »Der Garten von ihrer Großmutter war –«
    Max griff nach ihrer Hand. »Laß uns sie vergessen. Laß uns einen Tag ohne sie verbringen. Wir wollen nicht an sie denken und nicht von ihnen sprechen.«
    »Okay. Heute wollen wir den ganzen Tag kein Wort über sie reden.« Clarissa lächelte. »Warum stehst du so früh auf?«
    »Morgens ist es kühler«, sagte Max. »Und die Erde riecht so gut, wenn der Tau zu trocknen beginnt. Alles riecht frisch und neu, und die Vögel singen.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Eines Morgens werde ich auch so früh aufstehen.« Clarissa knabberte an einem Salatblatt. »Wenn du wieder einmal Unkraut im Kräutergarten jätest, stehe ich früh auf und helfe dir.«
    Er strich eine lange Haarsträhne von ihrer Schulter. »Warum gefällt dir Louises Garten so sehr?«
    »Mir gefallen die Kräuter. Sie riechen gut, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Max. »Thymian riecht wie Kerosin und Majoran wie Medizin.«
    Clarissa lachte. »Und Basilikum riecht nach verbrannten Fingernägeln.« Sie aß ein Salatblatt. »Aber Pfefferminze riecht gut. Und hat Louise dir gesagt, daß die Lavendelblüten im Juli geschnitten werden können?« Ihre Augen versprühten blaues Feuer. »Stell dir vor, wir werden unseren eigenen Lavendel für Schubladen und Schränke haben! Wir können die Blüten schneiden, wenn meine Mutter nach Hause kommt.«
    Max betrachtete ihr leuchtendes Gesicht. Ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre seelische Regenerationskraft und ihre Schönheit kamen ihm wie ein Wunder vor. Nun, sie war jung, und alles, was jung ist, scheint gut und schön zu sein.
    »Du müßtest deinen eigenen Garten haben«, meinte Max. »Wir können diesen Herbst einen anlegen, bevor die Schule wieder beginnt.«
    »Können wir Tulpen entlang der Zufahrt pflanzen?«
    »Ja. Das werden wir im September tun. Wir setzen Zwiebeln für Tulpen und Hyazinthen und Krokusse.«
    »Fein.« Clarissa erschauerte.
    »Es ist doch eigenartig, daß der Ziegelfußboden hier auf der unteren Veranda auch an den heißesten Tagen kühl bleibt«, wunderte sich Max.
    »Ich

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