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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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Clarissa«, meinte er schließlich. »Wir sollten zusammenpacken und zurückfahren.«
    Max verstaute alles wieder im Korb, legte das zusammengefaltete Tischtuch darüber und klappte den Holzdeckel zu. Sie machten sich auf den Weg zum Boot. Am Ufer drehte Sally sich nach Clarissa um, die immer noch unter den Bäumen saß. »Sie ist dort sitzen geblieben, Max. Wir können sie nicht einfach zurücklassen.«
    »Steig nur ein«, riet Max. »Sie wird kommen, sobald wir im Boot sind.«
    »Du würdest nicht ohne sie abfahren, nicht wahr?«
    »Nein«, antwortete Max müde. »Ich würde sie nicht allein hier lassen.«
    »Ich glaube, das kommt vom Erwachsenwerden«, murmelte Sally. Der ganze Vorfall verwirrte sie. »Ich glaube, sie ist eigentlich noch ein Kind.«
    Arnold blinzelte in die Sonne. »Dieses Mädchen ist kein Kind mehr«, stellte er mit einer Stimme fest, hinter deren Ausdruckslosigkeit sich sein Ärger verbarg. »Clarissa ist schon seit sehr langer Zeit kein Kind mehr.«

 
XXIV
     
     
    Die Abendsonne flammte blutrot auf dem Wasser. Max ließ den Motor an, Clarissa stieg ins Boot, und sie fuhren langsam flußaufwärts.
    Clarissa hatte sich auf die mittlere Planke gesetzt und kehrte Arnold und Sally den Rücken zu. Der leichte Wind, der sie von hinten traf, wehte das blonde Haar über ihr Gesicht. Sie sah auf Max’ sonnengebräuntes Gesicht, sein am Hals offenes blaues Hemd, sein Profil, das sich gegen den Himmel abhob.
    »Du siehst aus wie eine Münze«, erklärte sie, »eine römische Münze, die ich im Geschichtsbuch vom letzten Jahr gesehen habe.« Sie beobachtete seine braune Hand an der Ruderpinne. Die dunklen Haare auf seinen Unterarmen waren von der Sonne gebleicht. »Max, hörst du mir überhaupt zu?«
    Als sie sich zu ihm beugte, um ihre Frage zu wiederholen, hustete der Motor und blieb stehen. Das Wasser schwappte leise an das Boot, und von den hohen Kiefern in der Nähe des Ufers riefen Vögel.
    »Der Treibstoff ist alle«, lachte Max. »Der Mann sagte, der Tank sei nur noch halb voll. Wir sind wohl zu weit flußabwärts gefahren, um noch mit Motorkraft zurückkehren zu können.«
    Er stand auf. »Wir müssen die Plätze tauschen, Clarissa.« Er half ihr auf den Sitz an der Ruderpinne und hängte die Ruder in die Dollen.
    Arnold rief: »Sag Bescheid, wenn du müde wirst. Dann löse ich dich ab.«
    Es war still auf dem Fluß. Nur das Eintauchen der Ruder ins Wasser war zu hören und die Vögel. Max ruderte stetig flußaufwärts, vorbei an dem weißen Haus mit dem Garten und in die Mündung des Nebenflusses, wo die Anlegestelle war.
    Auf dem Steg stand eine Familie aus fünf Erwachsenen und sieben Kindern, die in einer fremden Sprache laut mit dem Bootsverleiher stritten. Die Frau focht mit den Armen durch die Luft. Ihre Stimmen klangen schrill über das Wasser.
    Max band das Boot an. Sie stiegen aus und gingen an den Leuten, die mit dem Bootsverleiher stritten, vorüber.
    Max fühlte, wie die kühlere Luft, die von dem Wäldchen herwehte, seine Haut traf und den Schweiß zu trocknen begann. Er bewegte die vom Rudern ermüdeten Schultermuskeln. Sally legte die Hände auf seinen Nacken und massierte ihn mit langsamen Bewegungen.
    »Gehen wir ein Bier trinken«, schlug Arnold vor. Sie standen zu dritt zusammen.
    »Gute Idee«, stimmte Max zu. »Ich habe mich durstig gearbeitet.«
    Sie gingen den Weg entlang, der zum Jahrmarkt führte, Sally vorweg, Arnold hinter ihr und dann Max. Clarissa folgte in einigem Abstand. Es wurde dunkel, und jenseits der Wiesen sah man die Lichter des Riesenrads blinken. Rings um die Zelte glühten farbige Lämpchen gegen den dunkler werdenden Himmel.
    Sally rief über die Schulter zurück: »Glaubt ihr, die Leute, die sich da auf dem Steg mit dem Mann gestritten haben, sind noch zu ihrer Bootsfahrt gekommen? Es ist inzwischen dunkel geworden.«
    »Sie wollten in der Nacht fischen«, ließ sich Clarissa hören. »Sie hatten Taschenlampen und Netze dabei, um im Fluß zu fischen. Der alte Mann wollte die Kinder nicht im Dunkeln auf den Fluß hinaus lassen.«
    Max drehte sich um und starrte sie an. »Woher weißt du das? Wie hast du verstanden, was sie sagten?«
    Clarissas Augen leuchteten tiefblau aus der Dunkelheit. »Sie haben es mir beigebracht. Ich habe dir doch erzählt, daß sie mich Italienisch lehren wollten.«
    Mit dem Verstehen kam für Max die Angst zurück und breitete sich in seiner Brust aus wie ein schwarzer, bodenloser See.
    Clarissa sah ihn unsicher an. »Ich

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