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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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nicht?»
    «Doch, ja, ich bin nur …» Orla lächelte mechanisch, dann glitt ihr Blick wieder hinaus zu dem Wohnwagen, dessen Tür sich nun öffnete. Anthea Blake trat auf die oberste Stufe hinaus. «Ich bin nur abgelenkt, das ist alles», sagte sie mit dünner Stimme. Eine beflissene Hand wurde ausgestreckt, um Anthea die Stufen hinunterzugeleiten.
    «Ist das da draußen so faszinierend?» Marek schien amüsiert über ihre Unfähigkeit, sich zu konzentrieren.
    «Ziemlich.»
    Orlas Atem war irgendwo tief in ihrem Zwerchfell eingeschlossen. Wie ein verzauberter Liebhaber konnte sie den Blick nicht von Antheas Gang zu dem erleuchteten Café wenden. Die Crew teilte sich vor ihr, als ginge ihr Charisma zwei Schritte vor ihr her, um den Weg zu bahnen. Obwohl sie für den Kaffee-Werbespot nichtssagende, spießige Kleidung trug, leuchtete Anthea förmlich dank professioneller Haar- und Gesichtspflege. Marek sah Orlas offenen Mund und erhob sich, um hinauszusehen. «Ah», sagte er mit belegter, resignierter Stimme. «Ich verstehe.»
    Der Bann war gebrochen. Orla war nicht dafür gewappnet gewesen, die körperliche Wirkung ihrer Erzfeindin mit eigenen Augen zu sehen. Mit Verspätung wandte sie sich ihrem Essen zu. «Wer hätte gedacht, dass wir die hier treffen.»
    Ihr Versuch, ironisch zu sein, ging nach hinten los. «Das hast du doch geplant.»
    Eine winzige Sekunde lang erwog Orla, die Anschuldigung mit aufgerissenen Augen von sich zu weisen. Beschämt über diesen Impuls, legte sie ihr Besteck nieder. «Stimmt», gab sie zu, senkte den Kopf, schielte aber weiter nach links. Anthea wurde im künstlichen Tageslicht an einem Fenstertisch des Cafés platziert. Die Schauspielerin, Anziehungspunkt für so viele Augenpaare, war wie eine zierliche Monarchin, die an ihre Macht gewöhnt war und gelassen damit umging.
    «Ich sitze hier drüben, Orla.»
    «Sorry.» Orla riss sich los und richtete ihren Blick auf Marek. «Nun schau mich nicht so an!» Sie hoffte, dass ihr Protest scherzhaft klang. Seine offene Beunruhigung gefiel ihr nicht, und auch nicht seine Enttäuschung.
    «Du hast dieses Restaurant wegen Anthea Blake ausgesucht. Und aus dem gleichen Grund auch den Fensterplatz gewählt.» Marek zerknüllte seine Serviette und ließ sie auf die Reste seines Hauptgangs fallen. Er nickte einem Kellner zu, der sofort herbeieilte. «Wolltest du überhaupt mich treffen?»
    «Natürlich.» Zu spät fiel Orla auf, wie seine Frage zu verstehen war. «Wollte ich, ich meine, will ich. Ehrlich. Aber
sie
musste ich mir einfach ansehen, und da schien es naheliegend, beides – na ja – zu verbinden.»
    Orla war sich nicht ganz sicher, ob sie sich selbst gegenüber eine gute Erklärung dafür hatte.
    «Wozu musst du sie dir ansehen? Sie muss die letzte Frau auf der Welt sein, der du nah sein willst.»
    Mareks kurzer Austausch mit dem Kellner, in dem er nach der Rechnung verlangte, gab Orla Zeit, einen Grund zu formulieren, der ihre Urteilskraft, ihre geistige Verfassung, ihr Verhalten nicht in allzu schlechtes Licht rückte. Es gelang ihr nicht.
    «Es tut mir leid, Marek. Es ist schwer zu erklären.»
    «Schau dich doch mal an!» Mareks Stimme wurde lauter. «Noch während wir darüber streiten, kannst du deine Augen nicht von der Straße losreißen!» Marek stand auf, sein Stuhl kippte um.
    Andere Gäste sahen neugierig zu ihnen herüber und tauschten Blicke aus.
    «Sie hat etwas, das mir gehört!», zischte Orla. Ihr war nur zu bewusst, dass alle sie anstarrten.
    Marek fluchte leise, weil sein Portemonnaie in der Brusttasche festklemmte, zerrte die kleine lederne Hülle schließlich hervor und zog ein paar Banknoten heraus. Ohne sie zu zählen, warf er sie auf den Tisch und wandte sich zum Ausgang.
    Nach einer Schocksekunde stand auch Orla auf, schnappte hastig Jacke und Tasche und folgte ihm so schnell, als würde sie ein brennendes Gebäude verlassen.
    Von der anderen Straßenseite erklang ein klirrendes Lachen, das Orla durch den Lärm der Crew und der Schaulustigen und über Mareks Schritte hinweg ausmachen zu können glaubte. Weit ausschreitend, eilte er auf die Straßenecke zu, blieb plötzlich stehen und drehte sich zu ihr um.
    «Wir gehen nach Hause», sagte er ruhig. «Fangen von vorne an. Ja?»
    Orla entspannte sich ein wenig. Sie hatte ihn nicht gänzlich vergrault. Als ihr Marek seine Hand entgegenstreckte, griff sie eifrig danach und genoss ihre Wärme und Stärke in der kalten Nachtluft.
    Als sie sich so mit gestreckten

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