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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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aufregend, sein Aftershave hatte einen leicht zitronigen Geruch, und wenn sie an ihm vorüberging, zog er sie gern in seine Arme und wirbelte sie herum.
    «Das Licht in dieser Küche erinnert mich an alte Hollywood-Filme.» Im gesamten Haus gab es keinen Spiegel, dem Orla ausweichen musste. Es war das durchdachteste, am sorgsamsten eingerichtete Gebäude, in dem sie je gewesen war. «Sogar die schmutzigen Töpfe neben der Spüle sehen aus wie ein Renaissancegemälde.»
    «Ich hole mir die besten Leute. Da habe ich einen Startvorteil.»
    Nicht in allen Wohnhäusern, die Marek baute, herrschten Lichtverhältnisse, die Fältchen verschwinden ließen, und sie enthielten auch nicht alle maßgefertigte Einbauschränke. Orla hatte Prospekte von seinen Lieblingsprojekten gesehen, sozialem Wohnungsbau, bei dem sowohl die Quadratmeterzahl pro Familie als auch die Mittel gedeckelt waren. Die Häuser sahen hübsch, ansprechend, gut geplant aus, wie Orte, an denen auch sie leben könnte. Er baute ehrliche Häuser, warm und einladend.
    «Bist du reich?», fragte Orla unvermittelt. Marek hielt überrascht inne, und eine Schöpfkelle blieb auf dem Weg zum Geschirrspüler in der Luft hängen.
    «Reich? Das ist doch ein Kinderwort. Heute ist niemand mehr reich. Niemand hat mehr Goldstücke unter der Matratze. Geld ist nur noch abstrakt, virtuell.»
    «Spar dir deine Ablenkungsmanöver, Hoppelhase.» Seitdem sie erfahren hatte, dass Mareks Nachname Zajak von dem polnischen Wort für Hase oder Kaninchen abgeleitet war, hatte Orla einen neuen Spitznamen für ihn. Immer wieder konnte sie sich daran erfreuen, wie unpassend er für Marek war. «Entweder du bist reich, oder du bist es nicht. Um dir ein Beispiel zu geben – ich bin’s nicht.»
    «Mir geht es ganz gut, denke ich.» Mareks Grübchen vertieften sich, als er lächelte. «Aber zu sagen: ‹Ich bin reich› klingt irgendwie falsch. Ich sage lieber: Ich arbeite hart.»
    «Glaubst du, du wärst so erfolgreich gewesen, wenn Aga dich anfangs nicht so angetrieben hätte?»
    Aga durfte, anders als Sim, erwähnt werden. Mareks Gesicht nahm einen bestimmten Ausdruck an, wenn ihr Name fiel, eine höfliche Leere, aus der dennoch Schmerz sprach.
    «Vermutlich nicht. Ich war nicht ehrgeizig, bis ich zum ersten Mal Erfolg geschmeckt habe, und dazu kam es nur, weil ich ihr gefallen wollte. Dann habe ich herausgefunden, dass ich gut Häuser bauen kann, und das hat mir auch noch Spaß gemacht. Ich verdanke ihr also vieles.»
    Die arme Aga
, dachte Orla. Sie hatte nicht lang genug gelebt, um über ihre Gier hinauszuwachsen. Vielleicht hätten sie und Marek die Kurve bekommen, wenn sie überlebt hätte. Vielleicht wären sie dann noch zusammen, und Orla würde jetzt allein, in unschmeichelhaftes Licht getaucht, auf ihrem Bett sitzen. Dieser flüchtige Blick in eine andere Realität ließ sie husten, auf ihrem Stuhl herumrutschen, den Gedanken verdrängen. Ihre Gefühle für Marek machten sich oft indirekt bemerkbar. Orla konnte sich gut den Schmerz vorstellen, den sie spüren würde, wenn sie ihn plötzlich verlöre, aber sie hatte Schwierigkeiten, zu äußern, welche Gefühle er in ihr auslöste, wenn er direkt vor ihr saß. Sie seufzte über ihre Unbeholfenheit in romantischen Dingen.
    «Ich mag es, wie du ‹Ich baue Häuser› sagst», meinte sie. «Das klingt so viel netter als ‹Projektentwickler›.»
    «Deine Mutter hat den Projektentwickler vorgezogen.»
    «Oh, Gott, ja, sie hat dich wirklich ins Kreuzverhör genommen. Pa hätte dir keine einzige Frage gestellt. Er vertraute immer auf seinen Instinkt. Ma hingegen hat gern Fakten. Viele Fakten.»
    «Hmmm.» Marek grinste selbstgefällig. «Ich glaube, sie mag mich.»
    «Davon kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit ausgehen.»
    Orla erinnerte sich daran, wie ihre Ma kreischend vor Aufregung Bilanz gezogen hatte.
    «Meine Güte, Orla, da bist du aber auf die Füße gefallen! Und hast ihn mir verschwiegen, Fräulein, wo ich mir doch vor Sorge die Haare gerauft habe, dass du vielleicht eine alte Jungfer werden könntest wie deine Großtante Peggy, du weißt schon, die mit dem Klumpfuß. Spricht er nicht hinreißend? Wie ein Aristokrat, mit diesem tollen Akzent, und er meint, er wär Projektentwickler, und er kümmert sich um seine Schwester, also hat er auch ein gutes Herz, und er hat zu mir gesagt: ‹Mrs. Cassidy, Sie haben eine wundervolle Tochter großgezogen›, stell dir das mal vor aus dem Mund von …» Ma war abrupt verstummt,

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