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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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Armen an den Händen hielten, kam sich Orla vor wie ein trödelndes Kind an der Hand eines geschäftigen Erwachsenen. Sie blickte sich noch einmal zu dem surrealen Lichtkreis um, der im Begriff war, von der nächsten Ecke verschluckt zu werden.
    Unwillig, ihn aus den Augen zu verlieren, reckte sie den Hals, widersetzte sich dem Zug von Mareks Hand und blieb stehen. Das Tagebuch war vielleicht dort, in dem gemieteten Trailer.
    Sie hat alles
, dachte Orla.
    «Oh nein, nein, nein.» Marek klang entnervt. Seine Finger schlossen sich fester um ihre. «Sieh dich nur an, Mädchen.»
    Er sagte es nicht unfreundlich. Eigentlich sagte er es mitleidig. Und Orla sah sich an.
    Sie sah eine Frau, die an Anthea Blake und ihre letzte Eroberung keinen Gedanken verschwenden sollte. Und doch sehnte sie sich danach, die Straße zu überqueren, sich mit Ellenbogeneinsatz einen Weg durch die Sicherheitsleute zu bahnen, die Normalsterbliche von einem solch heiligen Akt wie dem Dreh eines Kaffee-Werbespots fernzuhalten hatten, und Anthea auseinanderzusetzen, was Liebe und Diebstahl bedeuteten, was richtig und falsch war.
    Marek behielt ihre Hand in seiner, und als die Anspannung aus ihrem Körper wich, lockerte er seinen Griff. Er schloss erleichtert die Augen, als sich Orla umdrehte und sagte: «Gehen wir nach Hause.»
     
    «Hättest du mich davon abgehalten? Mit körperlichem Einsatz, meine ich?» Orla blickte auf den Arm, der sie umschlungen hielt. Die Härchen darauf hoben sich dunkel gegen das Schneechaos der Bettlaken ab.
    «Nein. Du bist ein großes Mädchen. Du kannst tun und lassen, was du willst.»
    Marek und sie waren ineinander verschlungen wie siamesische Zwillinge, beide brauchten sie das Gefühl von Haut an Haut. Er küsste sie auf den Kopf und drückte sie dabei an sich, und sie genoss es, wie männlich sein Körper sich anfühlte, stark und voller Potenzial.
    Und sie genoss, dass sie es genoss, ohne zuerst bei den Toten nachzufragen, ob es ihnen etwas ausmachte.
    «Hättest du nicht mal ein kleines bisschen versucht, mich davon abzuhalten?» Orla war enttäuscht. Auch wenn ihre Phantasien sonst nicht unbedingt ins Tarzan-und-Jane-Muster passten, fand sie die Vorstellung, von Marek über die Schulter geworfen und aus der Gefahrenzone getragen zu werden, doch reizvoll.
    «Nein.» Marek hatte begriffen, in welche Richtung ihre Gedanken gingen. «Vielleicht sollte ich das nächste Mal, wenn wir miteinander schlafen, einen Feuerwehrhelm aufsetzen. Oder ich könnte so tun, als würde ich dich festnehmen.»
    «Ich mag dein Haus.» Orla wechselte das Thema. Ihr Kopf fühlte sich herrlich leer an nach all den ausgiebigen Kuss- und Streicheleinheiten rund um ihre und seine erogenen Zonen.
    «Das hast du bereits gesagt.»
    «Ich weiß. Es ist aber auch so. Ich
liebe
dein Haus.» An alten Stallgebäuden in Hinterhöfen hatte sie immer fasziniert, dass man für ehemalige Schlafsäle von Pferden so viel Geld hinblättern musste. In diesem kompakten, gedrungenen Gebäude, das sich hinter einer majestätischen Straße in Chelsea duckte, konnte Orla diese verrückten Preise endlich nachvollziehen. Das Hinterhaus war gemütlich, es war luxuriös, aber auch verspielt. Marek hatte in einen Stall eine hochwertige Küche eingebaut. Das Nebeneinander von freigelegten Ziegelsteinen und Chrom gefiel ihr. Es war, als wäre sie in einen Zeitschriftenartikel über das Leben der anderen Hälfte der Menschheit, der Hälfte mit Geschmack, gepurzelt. Die geschwungene Wendeltreppe entzückte sie, auch wenn sie bereits festgestellt hatte, dass sie einen äußerst unbequemen Untergrund für Liebesspiele darstellte. «Du hast viele Bücher.»
    «Und du befürwortest das.»
    «Jawohl.» Orla bewertete Menschen unverhohlen nach ihren Bücherregalen. Juno befand sich dank ihrer Jeffrey-Archer-Sammlung in der Schmuddelecke, und Sims spärliche Bibliothek – Orlas Gedanken kamen zum Stillstand, schüttelten sich und änderten die Richtung.
    Es spielte keine Rolle, was Sim gelesen oder nicht gelesen hatte.
    «Wie schön, deinen Körper langsam kennenzulernen», sagte Orla scheu, hob den Arm, der auf ihr lag, und fuhr sanft mit ihren Lippen an ihm entlang.
    Als Antwort richtete sich ein anderer Teil dieses Körpers auf und drückte leicht gegen Orlas Oberschenkel.
    «Oh!», lachte sie.
    «Sorry», sagte Marek, klang aber nicht im mindesten reumütig. «Dein Körper ist wie …»
    «Psst.» Orla hatte schon viele unbeholfene Komplimente gehört und wollte sich

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