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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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ich es haben musste›, erzählt mir Anthea bei einem Glas ihres bevorzugten Rosé-Champagners. ‹Ich glaube an Schicksal.›
    Orla schnaubte.
Du glaubst höchstens an Männerklau.
    ‹Wie hätte ich ein Haus in einer Straße ziehen lassen können, die nach der ersten Shakespeare-Heldin benannt ist, die ich gespielt habe? Für diese Rolle habe ich den Olivier gewonnen. Ich war hier immer sehr glücklich und kann mir nicht vorstellen, jemals auszuziehen.›
    Orlas Begeisterung für das Dechiffrieren machte sich endlich bezahlt. Blitzschnell durchsuchte sie ihr Dossier nach einer Notiz, die sie vor einer Weile gespeichert hatte. Das machte Spaß – ein Schauer, wie wenn man ein Sudoku löste. Ihre Tabellen waren sauber und ordentlich geführt und hatten nichts mit dem unschönen Zusammentreffen zu tun, das sie ermöglichen würden.
    Orla hob den Kopf. Als hätte sich ein Schleier gehoben, sah sie plötzlich wunderbar klar.
Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?
Sie sprang auf, warf dabei fast das iPad um, und schlüpfte in die Ärmel ihres Regenmantels. Sie rannte durch die Pfützen, bis sie auf der Kreuzung angekommen war, an der sich das Café befand.
    Er kam gerade durch die Tür, schlug den Kragen hoch, hastete durch den Wolkenbruch.
    «Marek!» Orlas Stimme kam gegen den tosenden Verkehr nicht an. Ein vorbeifahrender Bus nahm ihr die Sicht, als sie mit der flachen Hand auf den Knopf an der Fußgängerampel schlug. Sie hüpfte auf der Stelle, bis das grüne Männchen erschien, aber der Bus steckte immer noch auf der Kreuzung fest, und Orla musste um ihn herumlaufen. Rennend erreichte sie den gegenüberliegenden Gehweg, wich Einkaufstaschen und Hundeleinen aus und erreichte die Nebenstraße gerade noch rechtzeitig, um den auffälligen, schokoladenbraunen Wagen davonfahren zu sehen.

Kapitel zweiundzwanzig
    I ch bin wirklich enttäuscht», sagte Orla, so streng sie konnte. Es war allerdings schwierig, mitten in einem Starbucks zu maximaler Strenge aufzulaufen, in dem Bewusstsein, dass sie und ihre multinationale Gruppe die meisten der vorhandenen Sitzgelegenheiten belegten und gleichzeitig so wenig Geld wie möglich für Kaffee ausgegeben hatten. «Ich weiß, es ist Montag, und wir alle hassen Montage, und wir ärgern uns darüber, dass wir
immer
noch kein neues Klassenzimmer haben, aber ich erwarte, dass Sie sich anstrengen. Englisch zu lernen ist der größte Gefallen, den Sie sich selbst tun können. Abena, hören Sie zu?» Ihr Liebling, die rundliche, strahlende Abena, hinkte hinterher. Sie hinkten alle dem Lehrplan hinterher. Sie waren offenbar so schlecht darin wie Orla selbst, mit unerwarteter Freizeit umzugehen.
    «Sorry, meine Augen können dem Kuchen nicht widerstehen.» Abena dehnte das U von Kuchen mit afrikanischem Nachdruck.
    «Hmmm, Brownies», sagte Dominika.
    «Ich mag am liebsten Zitronenkuchen», fiel Javier ein und blickte Orla erwartungsvoll an.
    «Was? Mein Gott!» Orla schüttelte den Kopf, war aber schon auf den Beinen. «Klappe, Ruhe jetzt!» Sie wedelte mit den Händen angesichts der plötzlichen Redegewandtheit ihrer Studenten. «Ich nehme keine Bestellungen entgegen. Ich kaufe eine Auswahl an Zitronenkuchen und Brownies und Nussteilchen, und dann könnt ihr euch darum streiten.»
    Als sie sich in die Schlange vor die Glasvitrine stellte, nahm sich Orla vor, nach dieser desaströsen Unterrichtsstunde zur Verwaltung zu gehen und um noch den engsten Winkel des Colleges zu betteln. Ihre Studenten lernten nicht genug, und sie fürchtete um ihre Testergebnisse.
    «Bitte die alle», sagte Orla und zeigte auf die Platte mit Brownies. «Und sieben Zitronendinger. Und vier von denen. Zum Hieressen.»
    Sie musste ihre Klasse zurück auf Kurs bringen, und sie musste ihrem iPad entkommen. Wenn sie zu Beginn der geschenkten drei Tage Freiheit einem Fitnessstudio beigetreten wäre, hätte sie mittlerweile beinahe einen vorzeigbaren Hintern. Stattdessen hatte sie eine Tasse Tee nach der anderen getrunken und war immer tiefer ins Internet abgetaucht.
    Den Freitag jedoch hatte sie nicht komplett mit Googeln verbracht – Marek hatte sich freigenommen, um mit ihr eislaufen zu gehen.
    «Ich habe das noch nie gemacht», warnte sie ihn. In dem Moment, als sie das Eis betrat, knickte sie mit den Knöcheln ein wie Bambi in den Knien.
    «Stütz dich auf mich», sagte er.
    Marek war gut, er fuhr mit sparsamen, aber eleganten Bewegungen. Orla war mies, noch schlechter, als sie es befürchtet hatte, schob nur

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