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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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so kuschelig in Mareks Bett liegen können. Sie begannen die Nacht immer (ja, es gab schon ein «immer») ineinander verschlungen, bevor sie sich im Schlaf voneinander lösten und kameradschaftlich Seite an Seite lagen. Sobald der Morgen ins Zimmer kroch, kuschelten sie sich wieder aneinander. Wenn sie aufwachte, hatte sie seinen Geruch in der Nase, spürte seine weichen Haare und die schlummernde Vitalität seines Körpers.
    Das hier hast du mir eingebrockt. Du und dein verdammtes Tagebuch. Dass sie verdrießlich mit Sim sprach, war ein Anzeichen dafür, dass Orla ihn vermisste. Ihn zu vermissen war jedoch so dermaßen unangebracht, dass ein unerbittlich logischer Teil ihres Herzens die dafür zuständige Abteilung einfach stilllegte.
    Es ging darum, einzufordern, was rechtmäßig ihr gehörte. Es ging um Gerechtigkeit, um Antworten, und um Seelenfrieden. Heute Nacht würde ihre virtuelle Überwachung einen krönenden Abschluss finden, heute Nacht zahlte sich aus, dass sie jeden Hinweis, jedes Krümelchen gesammelt hatte.
    Twitter hatte ihr Antheas ungewöhnliche Pläne verraten.
    Meine Güte! Ein ruhiger Abend zu Hause! Ich verliere den Biss … LOL ;) x
    Orlas Archiv voller Anthea-Fakten hatte ausgespuckt, dass sie den Olivier Award für ihre Rolle in
Viel Lärm um nichts
erhalten hatte. Das Stück hatte Orla in der Schule durchgenommen. Seine hitzköpfige Heldin hatte es ihr angetan, und jetzt, Jahre später, hatte sie triumphal die Faust gereckt, als sie auf der Karte von Primrose Hill eine Straße namens Beatrice Gardens gefunden hatte.
    Und nun war Orla hier. Sie konnte einfach die Straße überqueren, an der Tür klingeln und den Sturm lostreten mit einem gefassten:
Ich weiß alles über dich und Sim
.
    Bis Mitternacht würde sie es tun. Das hatte Orla sich selbst versprochen, als sie aus dem Taxi stieg und unentschlossen mitten auf der Straße stand. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie gleich die Stufen hinaufstürmen würde, aber das Haus war so groß, so protzig, so selbstgefällig teuer, dass sie sich sofort eingeschüchtert fühlte. Sie hatte sich auf das praktischerweise unbewohnte Grundstück gegenüber verzogen, um sich zu sammeln.
    Ein Guckloch in die weißlich bestäubte Hecke zu bohren war leicht. Durch die Lücke zwischen den Blättern hatte Orla einen sehr guten Blick auf die Nummer neunundvierzig.
    Mit zwei Stockwerken über einem Keller und einer breiten Treppe, die zu einer schönen Haustür hinaufführte, präsentierte sich Antheas Haus so schmuck wie seine Besitzerin. Die Ziegel sahen so gerade und ordentlich verfugt aus wie auf einem Computerbild, und trotzdem behielt das Haus seinen altehrwürdigen Charakter. Das großzügige Gebäude stammte aus der frühen edwardianischen Zeit und hatte vermutlich ein Vielfaches von dem gekostet, was Orla in ihrem ganzen Leben zu verdienen hoffte.
    Das Licht aus der Eingangshalle fiel durch das Oberlicht über der Tür nach draußen. Die Wohnzimmervorhänge waren zugezogen, aber nicht ganz, sodass durch einen Schlitz warmes Lampenlicht herausdrang.
    Anthea war da drin. Vielleicht auf dem moosgrünen Sofa, das Orla im Netz bewundert hatte, vielleicht auf dem Teppich, den sie von einem Dreh in Peru mitgebracht hatte. Möglicherweise las Anthea das Tagebuch, in dem sie erst gegen Ende vorkam. Wenn ihr danach war, konnte sie durch die intimen Details vom Beginn von Orlas und Sims Liebe blättern, oder sie konnte gleich zum Finale springen mit seiner Kollision von Lügen.
    Es war beinahe Mitternacht. Orla riss sich zusammen und hielt sich davon ab, ständig in Gedanken abzuschweifen. Sie musste stark und sicher wirken. Sie war schließlich im Recht.
    Das leise Rauschen des Verkehrs um den Regents Park herum klang wie eine entfernte Brandung. Orla gähnte. Sie hatte angenommen, dass die Menschen in diesen wohlhabenden Nebenstraßen bis tief in die Nacht wach wären, doch in dieser Straße waren nur noch ein halbes Dutzend Fenster erleuchtet. Die Cassidys in Tobercree betrachteten frühes Zubettgehen als feiges Aufgeben. Es gab immer noch eine weitere Runde Tee, die getrunken werden musste, ein weiteres Thema für eine eingehende Diskussion, ein weiteres Familienmitglied, das noch nicht gegrillt worden war.
Waschlappen
, dachte Orla, als in einem Loft links von ihr das Licht erlosch.
    Während sie Antheas Haustür nicht aus den Augen ließ, stellte sich Orla Sim vor, wie er mit einer Champagnerflasche in der Hand die Stufen dort drüben hinauffederte. Er

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