Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich
weit von hier steht eine alte Schutzhütte für die Cowboys. Big John hat immer dafür gesorgt, dass genug Proviant da ist, falls sich ein Wanderer verirrt. Es ist kein Starbucks, aber vermutlich kann ich uns einen heißen Kaffee und etwas zu essen machen. Vorausgesetzt, du hast nichts gegen Notfallrationen.“
Megs Erleichterung war nicht zu übersehen, auch wenn sie es niemals zugegeben hätte. „Deshalb haben wir keine richtige Ausrüstung mit, weil es eine Hütte gibt!?“
„Du hast zu lange ein Luxusleben geführt“, erwiderte er mit mildem Tadel. „Obwohl Big John schon vor Jahren Verbotsschilder aufgestellt hat, haben sich immer wieder Jäger hierher getraut – bis welche von ihnen in einen Schneesturm gerieten. Als sie gefunden wurden, waren sie erfroren, und zwar etwa fünfzig Fuß von der Schutzhütte entfernt.“
„Ich erinnere mich“, sagte sie schaudernd.
„Wir sind noch nicht zu weit von der Ranch entfernt“, sagte Brad. „Wahrscheinlich sollte ich dich zurückbringen.“
„Und danach reitest du hierher zurück und suchst Ransom?“
„Ja.“
„Allein!?“
Er nickte. Früher wäre Big John mit ihm zusammen aufgebrochen. Jetzt gab es niemanden mehr, den er fragen konnte.
„Ich bleibe.“ Meg bewegte sich, als wollte sie mit den Füßen auf den Boden stampfen. „Du hast mich zu dieser Suchaktion eingeladen , falls du das vergessen haben solltest.“
„Ich hätte es nicht tun sollen. Wenn dir etwas passiert …“
„Ich bin ein großes Mädchen, Brad“, unterbrach sie ihn scharf.
Er musterte sie, und wie immer gefiel ihm, was er sah. Es gefiel ihm sogar so sehr, dass er einen trockenen Mund bekam und schlucken musste. „Trotz deiner glorreichen Vorfahren bist du keine passende Gegnerin für ein Rudel Wölfe, Meg. Oder für einen Schneesturm oder eine Schlucht, die von hier bis China reicht.“
„Wenn du damit fertig wirst, werde ich es auch!“
Er raufte sich das Haar. Er hatte sie tatsächlich eingeladen, ihn zu begleiten, aber nicht, weil er sie in Gefahr bringen wollte, sondern weil er insgeheim gehofft hatte, dass sie sich einen Schlafsack teilen würden.
Was um alles in der Welt hatte er sich nur dabei gedacht?
Die wesentlichere Frage war, womit er gedacht hatte – jedenfalls nicht mit dem Gehirn.
„Lass uns weiterreiten“, schlug sie vor, als er schwieg. Auf der Ranch hatte er ihr einen Feldstecher gegeben. Den zog sie jetzt unter dem Thermohemd und der Jacke hervor. „Wir haben ein Pferd zu finden.“
Brad nickte und verschränkte die Hände, um ihr beim Aufsitzen zu helfen. Sie zögerte einen Moment, bevor sie den linken Fuß in den Steigbügel stellte.
„Dieses Pferd ist riesig“, sagte sie mit leicht geröteten Wangen.
„Wir hätten ihn Giant nennen sollen“, erwiderte er belustigt. Wie ihre Cousinen war auch Meg praktisch auf dem Rücken eines Pferdes aufgewachsen – genau wie er, Olivia und die Zwillinge. Daher deutete sie jede höfliche Geste von ihm als Kritik an ihren Reitkünsten.
Eine Dreiviertelstunde später entdeckte Ransom die beiden Reiter. Das Tier stand auf der Kuppe einer felsigen Anhöhe.
„Da ist er!“, flüsterte sie. „Warte, bis ich Jesse erzähle, dass es ihn wirklich gibt!“
Nach ein paar Sekunden reichte sie Brad den Feldstecher.
Brad stockte der Atem, so umwerfend sah der Hengst aus, trotzig und voller Kraft. Erst nach einer Weile kam er auf den Gedanken, das Tier nach offenen Wunden abzusuchen. Selbst durch den Feldstecher war die Entfernung für eine sichere Diagnose zu groß, aber Ransom schien nicht zu lahmen, und Blut war nirgends zu erkennen. Brad konnte Olivia guten Gewissens melden, dass das Objekt ihrer tierärztlichen Begierde wohlauf war.
Bevor er das Fernglas sinken ließ, inspizierte er das Umfeld des Hengstes – und entdeckte zwei Stuten. Brad schmunzelte. Ransom hatte sich einen Harem zugelegt.
„Er hat Gesellschaft“, verkündete er und reichte Meg den Feldstecher.
Meg strahlte. „Die Stuten sind wunderschön“, wisperte sie, als hätte sie Angst, die Pferde zu erschrecken. „Und Ransom weiß, dass wir hier sind. Es ist, als wollte er, dass wir mit eigenen Augen sehen, wie gut es ihm geht.“
Brad schlug den Kragen hoch und wünschte, er hätte einen Hut aufgesetzt. Er hatte daran gedacht, es jedoch gelassen. Er wollte sich nicht wie ein Cowboy ausstaffieren, denn nach den Maßstäben der McKettricks war er längst keiner mehr. „Ja, er weiß es“, bestätigte er, „aber ich glaube
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