Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
ich von der Besprechung nach Hause komme. Sie backt einen Blaubeerkuchen, obwohl jetzt nicht die Jahreszeit dafür ist. Es ist mein Lieblingskuchen.
    Und Liddy macht auch den Tortenboden selbst. Zoe hat das nie gemacht. Sie hat gesagt, das sei sinnlos, wo Pillsbury sich doch solche Mühe gegeben hat, seine Kuchenböden zu perfektionieren.
    »Das nennt man pro hac vice «, erkläre ich. »Das heißt, dass Wade Preston zwar ein Anwalt aus einem anderen Staat ist, mich hier aber aufgrund seiner Erfahrung auf diesem Feld vertreten darf.«
    »Dann hast du also zwei Anwälte, ja?«, hakt Liddy nach.
    »Ja, das stimmt wohl. Ich habe den anderen, diesen Ben Benjamin, bis jetzt zwar noch nicht kennengelernt, doch Wade sagt, er kenne die Richter in diesem Staat und könne uns dabei helfen, die richtige Strategie zu entwickeln. Er hat früher einmal für Richter O’Neill gearbeitet, und es besteht die Chance, dass der den Fall verhandelt.«
    Liddy beugt sich über die Arbeitsplatte und rollt den Teig zwischen zwei Plastikfolien aus. So entsteht ein perfekter Kreis, den sie auf eine Kuchenplatte legt. »Das klingt kompliziert.«
    »Ja, aber sie wissen, was sie tun.« Ich will nicht, dass sie sich Sorgen darüber macht. Ich will, dass sie glaubt, alles läuft so, wie sie es sich wünscht. Eine positive Einstellung ist für eine Schwangerschaft fast genauso wichtig wie die Befruchtung selbst – zumindest hat das Zoes Gynäkologin immer gesagt.
    Liddy verteilt die Füllung auf dem Boden, Früchte, Zucker und dieses weiße Pulver, von dem ich mir nie merken kann, wie es heißt. Dann gibt sie ein paar Löffel Butter oben drauf. Schließlich holt sie einen zweiten Teigball aus dem Kühlschrank und rollt ihn ebenfalls aus, um daraus die Kuchendecke zu machen.
    Anschließend greift sie nach der Alufolie, zieht sie raus, doch bevor sie sie abreißen kann, bricht sie an der Arbeitsplatte zusammen und schlägt die Hände vors Gesicht.
    Sie schluchzt.
    »Liddy? Was ist denn los?«
    Sie schüttelt den Kopf und winkt ab.
    Ich bekomme Panik. Ich sollte Reid anrufen. Oder den Notruf.
    »Ich bin okay, Max«, sagt Liddy mit erstickter Stimme. »Wirklich.«
    »Du weinst!«
    Sie schaut mich an. Ihre Augen haben die Farbe von Seeglas, wie man es am Strand findet und sich in die Tasche steckt. »Ich weine, weil ich glücklich bin«, sagt sie. »Du hast mich so unglaublich glücklich gemacht.«
    Das ergibt keinen Sinn für mich, genau wie das Gefühl, das mich überfällt, als Liddy sich kurz an mich lehnt. Sie umarmt mich rasch, wendet sich wieder dem Kuchen zu und rollt weiter den Teig aus, als wäre die Welt gerade eben nicht aus den Fugen geraten.
    Ben Benjamin hat eine kleine, runde Brille und einen spitzen Mund. Er sitzt mir gegenüber im Besprechungsraum der Gemeinde und schreibt alles auf, was ich sage, als würde er später abgefragt. »Wie haben Sie Ihr Eigentum aufgeteilt?«, will er wissen.
    »Wir haben einfach alles geteilt.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun, Zoe hat die Musikinstrumente bekommen und ich meine Gartenwerkzeuge. Dann haben wir uns noch darauf geeinigt, dass jeder seine eigenen Kredite übernimmt. Ein Haus oder so hatten wir ja nicht.«
    »Und haben Sie auch die Frage der Embryonen geregelt?«
    »Nun, äh, nein. Die sind ja auch nicht wirklich ›Eigentum‹.«
    Wade, der neben Benjamin sitzt, beugt sich vor und verschränkt die Hände. »Natürlich nicht. Das sind Menschen.«
    Ben macht sich eine Notiz. »Während des Scheidungsverfahrens haben Sie beide also einen verständlichen Fehler begangen. Sie haben vergessen, über diese kleinen … Menschen … in ihren tiefgekühlten Zeitkapseln zu reden. Korrekt?«
    »Ich schätze schon«, sage ich.
    »Nein, das wissen Sie«, korrigiert mich Ben. »Denn so werden wir unseren Fall eröffnen. Ihnen war nicht klar, dass das bei der Scheidung auch hätte geregelt werden müssen, und deshalb gehen wir jetzt vor Gericht, um das nachzuholen.«
    »Was, wenn Zoe zuerst klagt?«, frage ich.
    »Glauben Sie mir«, sagt Wade, »ohne die Zustimmung von Ihnen beiden – oder einen Gerichtsbeschluss – wird die Klinik keinen Finger rühren. Aber nur um sicherzugehen, werde ich noch einmal bei der Rechtsabteilung der Klinik anrufen.«
    »Aber wenn wir dann vor Gericht gehen … Wird der Richter mich nicht für Abschaum halten, weil ich meine Kinder weggeben will? Zoe will sie wenigstens für sich selbst.«
    »Das ist in der Tat ein gravierendes Argument«, stimmt Ben mir zu, »nur

Weitere Kostenlose Bücher