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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Fall?
    Mir wird erst bewusst, dass ich das laut gesagt habe, als Wade Preston darauf antwortet. »Clive hat mir erzählt, dass Sie vor Gericht gehen wollen, um zu verhindern, dass Ihre lesbische Ex Ihr Kind in die Finger bekommt.«
    Ich schaue zu Pastor Clive und lasse meinen Blick dann durch den Raum schweifen, um zu sehen, ob Reid und Liddy schon hier sind, doch ich bin auf mich allein gestellt.
    »Eines müssen Sie wissen, Max: Sie sind nicht allein«, sagt Wade. »Die Homosexuellen wollen alles unterminieren, was uns heilig ist. Sie pervertieren das Konzept der Familie, das Konzept eines Vaters und einer Mutter in einem christlichen Haushalt. Mein Ziel ist es, für die Adoptionsgesetzgebung das Gleiche zu erreichen, was in diesem Staat mit dem Gesetz zum Schutz der Ehe für dieses Sakrament bereits erreicht worden ist. Ich setze alles daran zu verhindern, dass unschuldige Kinder zu Opfern werden.« Er legt mir den Arm um die Schultern und führt mich von einer Schar Kirchenhennen weg, die gerade zum Buffet stürmen. »Wissen Sie, wie ich Jesus gefunden habe, Max? Ich war zehn Jahre alt und saß in der Sommerschule fest, weil ich in der vierten Klasse sitzen geblieben war. Und meine Lehrerin, Mrs. Percival, hat gefragt, ob jemand nach dem Unterricht bleiben und mit ihr beten wolle. Nun, lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie das damals war: Religion kümmerte mich einen feuchten Kehricht. Ich wollte mich nur bei der Lehrerin einschmeicheln, um als Erster die Kekse zu bekommen, die man uns für den Nachmittag versprochen hatte, denn es gab nie genug mit Schokoladenüberzug, und die Vanillekekse schmeckten wie – bitte, entschuldigen Sie meine Wortwahl – wie Scheiße. Ich dachte, es bräuchte nur ein paar dumme Gebete, und schon waren mir die Schokoladenkekse sicher.
    Und ich hörte mir brav alles an. Jesus hier, Jesus da. Und ich tat so, als würde ich mitmachen, doch ich dachte die ganze Zeit über nur an die Kekse. Und als die Zeit gekommen war, reihte Mrs. Percival mich tatsächlich ganz vorne in der Schlange ein. Ich flog förmlich zum Tisch, doch als ich auf das Tablett blickte, lag da nicht ein einziger Keks mit Schokoladenüberzug.«
    Ich schaue auf die Donuts, die ich auf den Teller gestapelt habe.
    »Aber jetzt kommt das Unglaubliche, Max. Ich nahm mir einen dieser Vanillekekse, der vermutlich aus Pappe und Eseldung gebacken war, biss hinein, und es war das Köstlichste, was ich je probiert habe. Es schmeckte wie Schokolade und Weihnachten und wie der Sieg in der World Series, alles in einem Klumpen Teig. Und das war der Augenblick, als mir bewusst wurde, dass Jesus bei mir ist, auch wenn ich es nicht erwarte.«
    »Sie sind durch einen Keks erlöst worden?«, frage ich.
    »Ja, das bin ich. Und wissen Sie, woher ich das so genau weiß? Weil ich seit jenem Tag, an dem ich mit Mrs. Percival in der Sommerschule gebetet habe, einen Autounfall überlebt habe, bei dem alle anderen gestorben sind. Ich habe eine Meningitis überlebt, und ich habe mein Jurastudium als Jahrgangsbester abgeschlossen. Wohlwissend, dass ich nicht am Steuer stehe, bin ich durchs Leben gesegelt, Max, wenn Sie wissen, was ich meine. Und weil Gott sich so gut um mich kümmert, betrachte ich es als meine Aufgabe, mich um jene zu kümmern, die es selbst nicht können. Ich bin in neunzehn Staaten als Anwalt zugelassen«, sagt Wade. »Und ich bin im Snowflakes Frozen Embryo Program aktiv. Haben Sie schon davon gehört?«
    Ja, aber nur weil Pastor Clive Reid und Liddy nach der letzten Fehlgeburt davon erzählt hat. Das Snowflakes Program, das Schneeflocken-Programm, ist eine christliche Adoptionsagentur, die sich schon vor der Geburt engagiert und ›überschüssige‹ Embryonen an bedürftige Familien vermittelt.
    »Was ich Ihnen damit sagen will«, fährt er fort, »ist Folgendes: Ich habe Erfahrungen, über die hiesige Anwälte vermutlich nicht verfügen. Im ganzen Land gibt es Männer wie Sie, die das Richtige tun wollen und trotzdem in diese furchtbare Situation geraten. Sie sind errettet worden. Jetzt ist es an Ihnen, Ihre Kinder zu retten.« Er schaut mir in die Augen. »Und ich bin hier, um Ihnen dabei zu helfen.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Gestern hatte ich auf meinem Anrufbeantworter eine Nachricht von Zoe. Sie wollte nur wissen, ob ich die Papiere schon unterschrieben habe. Wenn ich noch reden wolle, hat sie gesagt, dann könnten wir uns ja zum Kaffee treffen.
    Ich habe Ihre Nachricht gespeichert. Nicht wegen dem,

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