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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dass Sie beide gleichermaßen einen biologischen Anspruch auf die Embryonen haben …«
    »Die ungeborenen Kinder«, unterbricht ihn Wade.
    Ben schaut ihn an. »Sicher. Die Kinder. Sie haben genauso das Recht zu bestimmen, was mit ihnen geschieht, wie Ihre Frau. Selbst wenn Sie sie vernichten wollten …«
    »Was er nicht will«, sagt Pastor Clive.
    »Nein, aber falls doch, dann würde das Gericht auch in diesem Fall Ihr Recht darauf berücksichtigen müssen.«
    »Das Gericht handelt stets im besten Interesse der Kinder«, fügt Wade hinzu. »Diesen Ausdruck haben Sie sicher schon gehört. Und hier gilt es, zwischen einer traditionellen, christlichen Familie und einer Verbindung zu wählen, die diese Bezeichnung nicht einmal ansatzweise verdient.«
    »Wir werden Ihren Bruder und Ihre Schwägerin in den Zeugenstand rufen«, sagt Ben. »Sie sind mitentscheidend für diesen Prozess.«
    Ich streiche mit dem Daumen über eine Kerbe im Tisch. Gestern Abend haben Liddy und Reid im Internet nach Namen gesucht. Joshua klingt nett , hat Reid gesagt, und Liddy hat Mason vorgeschlagen.
    Den gibt es im Moment zu häufig , hat Reid erwidert.
    Und Liddy hat gesagt: Wie denkt eigentlich Max darüber? Er hat da schließlich auch ein Wörtchen mitzureden.
    Ich lege die Hände auf den Tisch. »Wegen dieses Prozesses … Vermutlich hätte ich das schon längst erwähnen sollen, aber ich kann mir noch nicht einmal einen Anwalt leisten, geschweige denn zwei.«
    Pastor Clive legt mir die Hand auf die Schulter. »Mach dir darüber keine Sorgen, mein Sohn. Die Kirche kümmert sich darum. Immerhin wird uns das viel Aufmerksamkeit einbringen.«
    Wade lehnt sich zurück, und ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. »Aufmerksamkeit erregen«, sagt er, »ist das, was ich am besten kann.«

Zoe
    Ich mag Emma. Und Ella. Und Hannah.
    »Muss wirklich jeder Babyname ein Palindrom sein?«, will Vanessa wissen.
    »Nein«, antworte ich. Wir liegen auf dem Wohnzimmerboden und um uns herum jedes Namensbuch, das wir in der Buchhandlung haben finden können.
    »Was ist mit Blumennamen?«, fragt Vanessa. »Rose? Lily? Oder Daisy? Daisy hat mir schon immer gefallen.«
    »Amanda Lynn?« Ich warte darauf, dass sie den Scherz versteht.
    Vanessa grinst. »Na ja, immer noch besser als Tuba oder Banjo …«
    »Was ist mit Mädchennamen, die auch Jungennamen sind?«, sage ich. »Wie Stevie oder Alex?«
    »Das würde uns die Hälfte der Arbeit ersparen«, gibt Vanessa zu.
    Ich war schon dreimal schwanger, und dabei habe ich vor allem eines stets vermieden: Hoffnung. Es ist wesentlich leichter, nicht enttäuscht zu sein, wenn man keine Erwartungen hat. Und doch kann ich diesmal nicht anders. Irgendetwas bei meinem letzten Gespräch mit Max hat mich glauben gemacht, dass das wirklich passieren wird.
    Immerhin hat er nicht direkt Nein gesagt, und damit hatte ich eigentlich gerechnet.
    Und das heißt, dass er noch darüber nachdenkt.
    Und das ist doch gut … oder?
    »Joey«, schlägt Vanessa vor. »Das ist irgendwie niedlich.«
    »Ja, wenn man ein Känguru ist …« Ich drehe mich auf den Rücken und schaue an die Decke. »Wolken.«
    »Niemals. Ich bin doch kein Hippie. Keine ›Wolke‹, keine ›Blume‹ und auch sonst nichts in der Art. Ich meine, stell dir das arme Kind, das so einen Namen hat, doch mal als Neunzigjährige in einem Altenheim vor.«
    »Ich habe nicht von einem Namen gesprochen«, erkläre ich. »Ich habe über das Kinderzimmer nachgedacht. Ich habe es immer als besonders friedvoll empfunden, beim Einschlafen auf Wolkenbilder an der Decke zu schauen.«
    »Cool«, sagt Vanessa. »Glaubst du, Michelangelo steht in den Gelben Seiten?«
    Ich werfe ein Kissen nach ihr, und im selben Augenblick klingelt es an der Tür. »Erwartest du jemanden?«, frage ich.
    Vanessa schüttelt den Kopf. »Du?«
    Ein Mann steht auf der Veranda und lächelt. Er trägt eine rote Baseballkappe und ein Red-Sox-Trikot. Wie ein Serienmörder sieht er nicht gerade aus; also öffne ich die Tür. »Sind Sie Zoe Baxter?«, fragt er.
    »Ja …«
    Er holt einen blauen Briefumschlag aus der Gesäßtasche. »Diese Papiere sind für Sie«, sagt er. »Betrachten Sie sie als zugestellt.«
    Ich öffne den Brief, und die Worte springen mich förmlich an:
    Antrag …
    … auf volle Verfügungsgewalt über seine ungeborenen Kinder …
    … in dem Wunsch, sie in eine intakte Familie mit zwei Elternteilen zu geben …
    Ich sinke zu Boden und lese.
    Zur Begründung wird Folgendes

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