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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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haben beide gleichermaßen einen Anspruch auf diese Embryonen. Aber ich möchte Sie mal Folgendes fragen: War es Ihre Absicht, diese ungeborenen Kinder gemeinsam mit Ihrer geschiedenen Frau in einer heterosexuellen Beziehung großzuziehen?«
    »Ja.«
    »Doch unglücklicherweise war Ihre Ehe nicht von Dauer.«
    »Ja, genau«, platze ich heraus. »Nichts ist so gelaufen, wie wir es geplant haben. Und jetzt scheint sie endlich glücklich zu sein. Womöglich geht es hier ja gar nicht darum, was ich oder Sie tun würden. Warum sollte ich alles für Zoe ruinieren? Ich habe immer geglaubt, dass sie eine gute Mom sein würde, und sie hat gesagt, ich müsse keine Alimente zahlen …«
    »Hooo!« Wade hebt die Hand. »Schauen wir uns das mal ein wenig genauer an. Auch wenn Sie Zoe die ungeborenen Kinder geben, wären Sie immer noch der Vater. Diese kleinen Menschen existieren bereits, Max. Sie können sich Ihrer biologischen Verantwortung nicht einfach entziehen. Auch wenn sie in einem lesbischen Haushalt großgezogen werden, sind Sie für ihren Unterhalt verantwortlich. Und auch wenn Ihre geschiedene Frau ihn zurzeit nicht beansprucht, so kann sie doch jederzeit auf Sie zukommen und Ihre finanzielle und emotionale Hilfe einfordern. Zoe mag ja behaupten, dass Sie keine Beziehung zu dem oder den Kindern hätten, doch diese Entscheidung liegt nicht bei ihr.« Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Und Sie sagen, Ihre Ex wäre eine gute Mutter, und ich hege keinerlei Zweifel daran, dass das stimmt. Aber was ist mit Ihrem Bruder und Ihrer Schwägerin?«
    Ich schaue zu Pastor Clive, der ebenfalls anwesend ist. »Sie wären die besten Eltern, die man sich vorstellen kann.«
    »Und was ist mit der lesbischen Geliebten Ihrer geschiedenen Frau?«
    »Ich weiß nicht viel über sie …«
    »Außer der Tatsache, dass sie Ihnen Ihre Kinder wegnehmen will«, erklärt Wade.
    Ja, was weiß ich wirklich über Vanessa? Eigentlich nur, dass ich einmal eine Frau hatte, eine Frau, die mich geliebt und mit mir geschlafen hat, und jetzt schläft sie plötzlich mit irgendeinem Weib, das sie verführt hat.
    Pastor Clive geht zu einer übergroßen Bibel auf einem Lesepult und liest laut vor:
    » Darum hat Gott sie hingegeben in schändliche Leidenschaften, denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen, desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.
    Das sagt Gott über Homosexuelle im Römerbrief 1:26–27«, erklärt Pastor Clive. »Homosexualität ist eine Perversion. Etwas, wofür man bestraft werden muss.«
    »Was, wenn es sich bei dem ungeborenen Kind um einen Jungen handelt, Max?«, fragt Wade. »Ist Ihnen eigentlich klar, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er auch homosexuell wird, wenn er von zwei Lesben großgezogen wird? Offen gesagt: Selbst wenn Zoe die Mutter des Jahres wäre … Wer ist der Vater in diesem Haus? Wie soll Ihr Sohn lernen, was es heißt, ein Mann zu sein?«
    Ich schüttele den Kopf. Darauf weiß ich keine Antwort. Wenn das Kind an Reid und Liddy geht, wird es eine tolle Vaterfigur haben – die gleiche, zu der auch ich mein ganzes Leben lang aufgeschaut habe.
    »Die beste Entscheidung, die Sie als Vater treffen können«, sagt Wade, »ist, sich zu fragen, was das Beste für Ihr Kind ist – auch wenn es die einzige väterliche Entscheidung sein wird, die Sie je treffen werden.«
    Ich schließe die Augen.
    »Pastor Clive hat mir erzählt, dass Sie und Zoe eine ganze Reihe von Babys verloren haben, als Sie versucht haben, schwanger zu werden«, fährt Wade fort, »einschließlich eines Kindes, das kurz vor der Geburt stand.«
    Ich spüre, wie sich mir der Hals zusammenzieht. »Ja.«
    »Wie haben Sie sich gefühlt, als das Kind gestorben ist?«
    Ich drücke die Daumen in die Augenwinkel. Ich will nicht weinen. Ich will nicht, dass sie mich weinen sehen. »Der Schmerz war teuflisch.«
    »Wenn Sie schon bei dem Verlust eines Kindes so empfunden haben«, sagt Wade, »wie werden Sie sich dann wohl fühlen, wenn Sie drei weitere verlieren?«
    Verzeih mir , denke ich, obwohl ich gar nicht mehr weiß, wen ich überhaupt um Verzeihung bitte. »Okay«, murmele ich.
    »Wie bitte?«
    »Okay«, wiederhole ich und schaue Wade an. »Was tun wir als Nächstes?«
    Liddy ist in der Küche, als

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