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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Ich stelle mich neben ihn.
    Außer uns ist noch eine Mutter mit Kinderwagen im Aufzug. Max starrt einfach geradeaus.
    Die Aufzugglocke ertönt, und die Tür öffnet sich wieder. Die Frau schiebt ihr Kind hinaus. »Das ist alles, was ich mir je gewünscht habe«, sage ich, als Max und ich allein sind. »Ich habe mir immer nur gewünscht, ein Kind zu haben.«
    »Und was ist, wenn ich das nicht will?«
    »Du hast das doch auch immer gewollt.«
    »Nun, früher wolltest du ja auch eine Beziehung mit mir führen«, erwidert Max. »Offenbar haben wir beide uns verändert.«
    »Wovon redest du denn da? Ich will immer noch eine Beziehung mit dir.«
    »Du willst eine Beziehung mit meinem Sperma. Dieses … Dieses Babyding … Es ist viel größer geworden als wir beide. Es geht noch nicht mal mehr um uns beide. Es geht nur noch um dich und das Baby, das wir offenbar nicht haben können, und je schwerer es wird, desto mehr Luft scheint es aus dem Raum zu saugen, Zoe. Für mich ist da kein Platz mehr.«
    »Du bist eifersüchtig? Du bist auf ein Baby eifersüchtig, das noch nicht einmal existiert?«
    »Ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin einsam. Ich will meine Frau zurück. Ich will das Mädchen zurück, das Zeit mit mir verbracht hat, das die Todesanzeigen laut vorgelesen hat und vierzig Meilen weit gefahren ist, nur um zu sehen, in welcher Stadt wir landen würden. Ich will, dass du mich auf dem Handy anrufst, nur um mit mir zu reden und nicht um mir zu sagen, dass ich um vier in der Klinik sein muss. Und jetzt … Jetzt willst du wieder schwanger werden, obwohl dich das umbringen kann? Wann hörst du endlich auf damit, Zoe?«
    »Es wird mich nicht umbringen«, erkläre ich im Brustton der Überzeugung.
    »Dann wird es eben mich umbringen.« Er hebt den Blick. »Das geht nun schon neun Jahre so. Ich kann das nicht mehr.«
    Da ist etwas in seinem Blick, eine bittere Wahrheit, die mir einen Schauder über den Rücken jagt. »Dann werden wir uns eine Leihmutter besorgen. Oder eine Adoption …«
    »Zoe«, sagt Max, »ich kann das nicht mehr … Damit meine ich uns.«
    Die Aufzugtür öffnet sich. Wir sind im Erdgeschoss angelangt, und das Licht der Nachmittagssonne fällt durch den gläsernen Klinikeingang. Max verlässt den Aufzug, doch ich bleibe zurück.
    Ich rede mir ein, dass das Licht mir etwas vorgaukelt. Dass das nur eine Fata Morgana ist. Gerade noch konnte ich Max sehen, und im nächsten Augenblick ist es so, als wäre er niemals da gewesen.



Max
    Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich einmal Kinder haben werde. Ich glaube, das ist eine Vorstellung, mit der die meisten Männer sich identifizieren können: Man wird geboren, wird erwachsen, gründet eine Familie und stirbt. Und ich hatte gehofft, wenn es auf diesem Weg schon zu Verzögerungen kommen müsste, dann auf dem letzten Stück.
    Ich bin nicht der Schurke. Ich wollte auch ein Baby. Nicht, weil ich mein ganzes Leben lang davon geträumt habe, Vater zu sein, sondern aus einem viel einfacheren Grund:
    Weil es das war, was Zoe wollte.
    Ich habe alles getan, was sie von mir verlangt hat. Ich habe kein Koffein mehr getrunken, habe weite Boxershorts statt enger Slips getragen und bin gejoggt statt Fahrrad zu fahren. Ich habe eine Diät befolgt, die sie im Internet gefunden hatte und die angeblich die Fruchtbarkeit fördern sollte. Ich habe den Laptop nicht mehr auf meinen Schoß gelegt. Ich bin sogar zu so einem verrückten Akupunkteur gegangen, der mir Nadeln so dicht an meine Eier gestochen hat, dass sie gebrannt haben.
    Als nichts davon funktioniert hat, bin ich zu einem Urologen gegangen und habe ein zehnseitiges Formular ausgefüllt, auf dem Fragen standen wie Haben Sie Erektionen? Wie viele Sexualpartner haben Sie gehabt? Kommt Ihre Frau während des Geschlechtsverkehrs zum Orgasmus?
    Ich bin in einem Haus aufgewachsen, wo man nie wirklich über seine Gefühle gesprochen hat und wo man nur zum Arzt ging, wenn man sich versehentlich mit der Kettensäge ein Bein abgeschnitten hatte. Ich möchte mich nicht rechtfertigen, aber Sie müssen verstehen, dass die ganze Gefühlsduselei und das Rumgestochere, die mit einer künstlichen Befruchtung einhergehen, nichts Natürliches für mich sind.
    Ich hatte so eine Ahnung, dass nicht nur Zoe Fruchtbarkeitsstörungen hatte. Mein Bruder, Reid, und seine Frau waren nun schon über zehn Jahre verheiratet, und sie hatten auch noch kein Kind bekommen. Der Unterschied war nur, anstatt mehr als zehntausend Dollar in einer

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