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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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werde die Blumen so auswählen, dass immer irgendeine blüht.
    Ich habe gerade damit begonnen, eine Skizze meines Plans anzufertigen, als ich hinter mir Schritte höre. Als ich mich umdrehe, sehe ich Reid hinter mir, seine Hände hat er in den Jackentaschen vergraben. »Hey«, sagt er.
    Ich kneife die Augen zusammen, denn ich schaue in die Sonne. »Wie geht es ihr?«
    Reid zuckt mit den Schultern. »Du weißt ja, wie das ist.«
    Ja, das tue ich. Ich habe mich nie so verloren gefühlt wie die beiden Male, als Zoe eine Fehlgeburt hatte. In diesem Punkt haben alle zukünftigen Eltern etwas mit der Eternal Glory Church gemein: Für sie ist es Leben, egal wie klein es auch ist. Es sind nicht einfach nur Zellhaufen, es ist unsere Zukunft.
    »Pastor Clive ist jetzt bei ihr«, berichtet Reid.
    »Es tut mir wirklich leid, Reid«, sage ich, »auch wenn dir das vielleicht nicht sehr helfen mag.« Zoe und ich waren gemeinsam in eine Klinik gefahren, um uns dort auf Fruchtbarkeitsstörungen untersuchen zu lassen. Ich weiß nicht mehr genau, wie man das Problem nennt, das für meine niedrige Spermazahl und die mangelnde Mobilität der Übriggebliebenen verantwortlich ist, ich weiß nur noch, dass es genetisch war. Und das heißt, dass Reid vermutlich im selben Boot sitzt wie ich.
    Reid bückt sich und hebt den Marmorstein auf, den ich gekauft habe. Ich habe den gefrorenen Boden noch nicht weit genug aufhacken können, um ihn einzusetzen. Ich beobachte, wie Reid den Stein in den Händen dreht. Dann packt er ihn wie eine Diskusscheibe und schleudert ihn gegen die Ziegelwand der Grillhütte. Der Marmor bricht entzwei und fällt zu Boden, und Reid sinkt auf die Knie und vergräbt das Gesicht in den Händen.
    Eines müssen Sie wissen: Mein großer Bruder ist der unerschütterlichste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Mein ganzes Leben lang war er der Fels in der Brandung, selbst wenn überall um ihn herum alles zusammenzubrechen schien. Zu sehen, wie er derart die Beherrschung verliert, lässt mich erstarren.
    Dann packe ich ihn an den Schultern. »Reid, Mann, du musst dich beruhigen.«
    Er schaut mich an, und sein Atem kondensiert in der kalten Luft. »Pastor Clive ist da drin und spricht von Gott. Er betet zu Gott, aber weißt du, was ich glaube, Max? Ich glaube, Gott hat sich schon lange abgemeldet. Ich glaube, Gott schert sich einen Scheiß darum, dass meine Frau ein Baby will.«
    In den Monaten nach meiner Taufe habe ich glauben gelernt, dass Gott für alles einen Plan hat. Doch das scheint immer nur so lange Sinn zu ergeben, wie die bösen Buben bekommen, was sie verdienen. Wenn hingegen gute Menschen leiden müssen, dann ist es wesentlich schwerer zu glauben, dass der Herr uns liebt. Ich habe viel und hart darüber nachgedacht und gebetet und bin ich zu dem Schluss gelangt, dass Gott uns wachrütteln will, wenn uns etwas Böses widerfährt. Es ist seine Art, uns zu zeigen, dass wir Mist bauen. Der Grund dafür kann ganz unterschiedlich sein: Vielleicht haben wir uns mit dem falschen Mädchen eingelassen, vielleicht sind wir zu überheblich geworden, oder vielleicht leben wir so sehr im Hier und Jetzt, dass wir vergessen haben, das nicht das Selbst, sondern die Selbstlosigkeit zählt. Denken Sie nur einmal an all die Menschen, die Sie kennen und die eine unheilbare Krankheit überlebt haben. Wie viele von denen danken Jesus, wann immer sie können? Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Vielleicht sind sie ja nur krank geworden, weil das für Gott die einzige Möglichkeit war, auf sich aufmerksam zu machen.
    Eins weiß ich inzwischen sicher, auch wenn es mir wehtut: Ich weiß, dass ich der Grund war, warum Zoe und ich kein Baby haben konnten. Das war Jesus, der mir immer wieder mit dem Zaunpfahl auf den Kopf geschlagen hat, bis ich verstanden habe, dass ich kein Vater sein kann, ohne vorher den Sohn willkommen zu heißen. Aber Reid und Liddy? Das ist eine vollkommen andere Geschichte. Sie haben immer alles richtig gemacht. Sie verdienen das einfach nicht.
    Wir heben beide den Blick, als Pastor Clive in den Garten kommt. Er stellt sich vor Reid, sodass sein Schatten auf ihn fällt. »Sie hat dich wohl auch rausgeworfen«, rät Reid.
    »Liddy braucht einfach nur ein wenig Zeit«, sagt der Pastor. »Ich werde später noch einmal nach ihr sehen.«
    Als Pastor Clive das Grundstück verlässt, reibt Reid sich das Gesicht. »Sie will nicht mit mir reden. Sie will nichts essen. Sie will die Tabletten nicht nehmen, die der Arzt ihr

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