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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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»Ich setze einen auf.«
    Ich antworte ihr nicht. Ich bin zutiefst verletzt und traue mich einfach nicht, etwas zu sagen.
    Stattdessen setze ich mich auf die Couch und nehme mir die Zeitung, für die ich heute noch keine Zeit hatte. Ich höre Zoe in meiner Küche. Sie holt Becher aus dem Geschirrspüler, füllt den Teekessel und schaltet den Ofen an. Sie weiß, wo alles ist. Sie bewegt sich durch mein Haus, als würde es ihr gehören.
    Ich starre leeren Blickes auf die Kommentare, als Zoe wieder ins Wohnzimmer kommt, sich über die Couch beugt und die Arme um mich schlingt. »Gibt es neue Leserbriefe zum Skandal um den Polizeichef?«
    Ich stoße sie weg. »Lass das.«
    Sie weicht zurück. »Offenbar hat der Film dich ziemlich aufgeregt.«
    »Nicht der Film.« Ich drehe mich zu ihr um. »Du.«
    »Ich? Was habe ich denn getan?«
    »Es geht nicht um das, was du getan hast, Zoe, sondern um das, was du nicht getan hast«, erkläre ich. »Was soll das? Willst du mich nur, wenn niemand in der Nähe ist? Kommst du nur zu mir, wenn niemand dich sieht?«
    »Okay. Du bist anscheinend ziemlich mies drauf …«
    »Du wolltest nicht, dass Wanda erfährt, dass wir zusammen sind. Das war so offensichtlich …«
    »Leute, mit denen ich zusammenarbeite, müssen nicht unbedingt alle Einzelheiten meines Privatlebens erfahren …«
    »Ach ja? Hast du ihr beim letzten Mal von deiner Schwangerschaft erzählt?«, frage ich.
    »Natürlich, aber …«
    »Da haben wir’s.« Ich schlucke und kämpfe gegen die Tränen an. »Du hast ihr gesagt, ich sei eine Freundin .«
    »Du bist doch auch meine Freundin«, erwidert Zoe gereizt.
    »Und ist das alles, was ich bin?«
    »Wie soll ich dich denn sonst nennen? Meine Geliebte? Das klingt wie aus einem schlechten 70er-Jahre-Film. Meine Partnerin? Ich weiß ja noch nicht einmal, ob wir das sind. Aber der Unterschied zwischen dir und mir besteht darin, dass mir egal ist, wie man es nennt. Ich muss nicht alles in eine Schublade stecken. Warum machst du das?« In der Küche pfeift der Wasserkessel. »Schau mal«, fährt Zoe fort und atmet tief durch. »Du überreagierst. Ich werde jetzt den Herd ausschalten und einfach nach Hause gehen. Wir können morgen weiterreden, wenn wir beide eine Nacht darüber geschlafen haben.«
    Sie geht in die Küche, doch anstatt sie einfach ziehen zu lassen, folge ich ihr. Ich beobachte ihre effizienten, eleganten Bewegungen, während sie den Kessel vom Herd nimmt. Als sie sich zu mir umdreht, ist ihr Gesicht unbewegt und emotionslos. »Gute Nacht.«
    Sie geht an mir vorbei, doch als sie die Küchentür erreicht, sage ich: »Ich habe Angst.«
    Zoe zögert.
    »Ich habe Angst, dass du mich leid werden könntest«, gebe ich zu. »Dass du es leid werden könntest, ein Leben zu leben, das noch immer nicht wirklich akzeptiert ist. Ich habe Angst, zu glücklich mit dir zu werden, denn wenn du mich dann verlässt, könnte ich das nicht ertragen.«
    In einer einzigen, fließenden Bewegung wirbelt Zoe herum und baut sich vor mir auf. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich dich verlassen könnte?«
    »Erfahrung«, antworte ich. »Das und die Tatsache, dass du nicht weißt, wie hart das ist. Ich habe noch immer täglich Angst, dass irgendein Elternteil mich outen und die Schulbehörde davon überzeugen könnte, mich zu feuern. Ich sehe die Nachrichten und höre mir Politiker an, die nichts, aber auch gar nichts über mich wissen und mir trotzdem vorschreiben wollen, was ich darf und was nicht. Ich verstehe einfach nicht, warum meine Homosexualität für die meisten Menschen das Faszinierendste an mir ist, nicht dass ich Löwe bin, dass ich steppen kann oder dass ich auch einen Abschluss in Zoologie habe.«
    »Du kannst steppen?«, fragt Zoe.
    »Ich will damit sagen«, erkläre ich, »dass du vierzig Jahre lang heterosexuell gelebt hast. Warum solltest du also nicht irgendwann wieder den Weg des geringsten Widerstandes gehen?«
    Zoe schaut mich an, als wäre ich ein trotziges Kind. »Weil du kein Kerl bist, Vanessa.«
    In dieser Nacht lieben wir uns nicht. Wir trinken Zoes Tee, und wir sprechen über das erste Mal, als man mich als Mannweib bezeichnet hat und wie ich anschließend nach Hause gegangen bin und geweint habe. Wir reden darüber, wie sehr ich es hasse, wenn ein Kfz-Mechaniker einfach davon ausgeht, ich wüsste, wovon er redet, und das nur, weil ich lesbisch bin. Ich tanze sogar ein wenig für Zoe, und wir schmusen auf der Couch.
    Der letzte Gedanke, an den ich mich

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