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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Church beizutreten, bringt einen offensichtlichen Vorteil: Man wird erlöst. Aber es gibt auch noch einen anderen Vorteil: Man wird im wahrsten Sinne des Wortes gerettet. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Wenn man Jesus findet, ist das, als würde man von einem Blitz getroffen. Gerettet zu werden, ist jedoch wesentlich subtiler. Da ist zum Beispiel die ältere Frau, die eine Woche, nachdem ich zum ersten Mal in der Kirche war, mit einem Bananenbrot in der Hand vor Reids Tür stand, um mich in der Gemeinde willkommen zu heißen. Da ist mein Name auf der Fürbittenliste, wenn ich die Grippe habe. Da ist das Flugblatt, auf dem ich meine Dienste mit dem Schneepflug anbiete und das am Schwarzen Brett der Kirche aufgehängt wird. Bereits nach wenigen Tagen haben die Gemeindemitglieder alle Adresszettel abgerissen, weil sie einen der Ihren unterstützen wollen. Ich bin nicht nur wiedergeboren worden, ich habe eine neue, riesige Familie gefunden.
    Pastor Clive ist der Vater, den ich mir als Kind gewünscht habe. Ein Vater, der eine ganze Welt voller Möglichkeiten in mir sieht, auch wenn ich in der Vergangenheit gestrauchelt bin. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, was ich in meinem Leben schon alles falsch gemacht habe, feiert er die Dinge, die ich richtig gemacht habe. Letzte Woche hat er mich in ein italienisches Restaurant ausgeführt, um zu feiern, dass ich nun schon drei Monate trocken bin. Nach und nach hat er mir mehr Verantwortung in der Gemeinde übertragen, von der Lesung beim Gottesdienst bis hin zum jährlichen Hühnchenessen der Gemeinde.
    Es ist erst kurz nach halb vier, und Elkin und ich schieben je einen Einkaufswagen durch Stop & Shop. Normalerweise kaufe ich hier nicht ein, aber der Besitzer ist ebenfalls Mitglied unserer Gemeinde, und er gibt Pastor Clive Rabatt, und was noch wichtiger ist: Die Hühnchen sind eine Spende.
    Wir haben unsere Einkaufswagen mit Semmelbröseln und gefrorenem Gemüse vollgeladen, und jetzt warten wir gerade an der Fleischertheke auf unsere Hühnchen, als ich eine vertraute Stimme höre. Ich drehe mich um und sehe Zoe, die laut die Inhaltsstoffe einer Flasche Salatdressing vorliest. »Also meiner Meinung nach sollte es dafür ausführlichere Ernährungsrichtlinien geben«, sagt sie zu einer anderen Frau. »Kein Fett, niedriger Fettanteil, reduzierter Fettanteil und fett, aber mit viel Persönlichkeit.«
    Die Frau, mit der sie hier ist, nimmt ihr die Flasche aus der Hand, stellt sie wieder ins Regal und greift stattdessen zu einer Vinaigrette. »Und ich glaube, dass Pudding eine eigene Kategorie bekommen sollte«, sagt sie, »aber wir bekommen nicht immer, was wir wollen.«
    »Ich bin gleich wieder zurück«, sage ich zu Elkin und gehe zu Zoe. Sie hat mir den Rücken zugekehrt, also tippe ich ihr auf die Schulter. »Hey.«
    Sie dreht sich um, und ein breites Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. Sie sieht entspannt und glücklich aus, als hätte sie in letzter Zeit viel gelacht. »Max!« Sie umarmt mich.
    Ich tätschele sie verlegen. Ich meine, ist es angebracht, die Frau zu umarmen, von der man sich hat scheiden lassen? Die Frau, mit der sie einkauft, ist ein wenig größer als Zoe, jünger und hat kurzes Haar. Sie hat die Lippen fest aufeinandergepresst und zu etwas verzogen, das wohl ein Lächeln darstellen soll. Ich strecke die Hand aus. »Ich bin Max Baxter.«
    »Oh!«, sagt Zoe. »Max, das ist … Vanessa.«
    »Schön, Sie kennenzulernen.«
    »Schau dich nur einmal an«, sagt Zoe und zupft spielerisch an meiner schwarzen Krawatte. »Du hast dich ja richtig schick gemacht. Und den Gips trägst du auch nicht mehr.«
    »Ja«, erwidere ich. »Jetzt habe ich nur noch eine Schiene.«
    »Was machst du hier?«, fragt Zoe und rollt dann mit den Augen. »Na ja, eigentlich weiß ich natürlich, was du hier machst. Schließlich kommt man ja nur aus einem Grund in einen Supermarkt …«
    »Sie müssen sie entschuldigen«, wirft Vanessa ein. »So ist sie, wenn sie morgens zu viel Kaffee trinkt …«
    »Ja«, sage ich leise, »ich weiß.«
    Vanessa schaut von Zoe zu mir und wieder zu Zoe. Ich weiß nicht warum, aber sie sieht ein wenig angepisst aus. Wenn sie Zoes Freundin ist, dann weiß sie doch sicher auch, dass ich ihr Ex bin. Ich kann mir nicht vorstellen, was ich gesagt haben könnte, das sie so verärgert ist. »Ich hole schnell noch was«, sagt Vanessa und weicht vor mir zurück. »Es war nett, Sie kennenzulernen, Max.«
    »Ebenfalls.« Zoe und ich schauen ihr

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