Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
Kleiner. Ich hab dir ein wenig Blut ausgesaugt, damit du müde wirst. Ich hätte kein Problem, dich ganz auszusaugen, doch das mache ich nicht. Nun, da du endlich schwächer bist kann ich dich in aller Ruhe verschlingen. Wie ich sehe ist auch schon Velyne und die Wölfin gekommen. Du hast also sogar Zuschauer, bei deinem Abgang. Hehehe“, erwiderte der Lindwurm und versuchte nun, den Wolf Schweif voran ins Maul zu nehmen.
Der Wolf konnte sich kaum wehren und wollte es nun auch nicht mehr. Er hatte keine Lust ausgesaugt zu werden und verhielt sich deswegen ruhig und gestand seine Niederlage ein. „Tut... tut es sehr weh?“, fragte er noch bevor er verstummte. Die Wölfin seufzte in Erleichterung und freute sich, den Wolf nicht selbst töten zu müssen. Als Alphawölfin wäre es nämlich ihre Aufgabe gewesen, alle Verräter zu beseitigen.
„Nur die Ruhe, Kleiner. Du wirst keine Schmerzen haben. Das Schlimmste hast du schon hinter dir. Verschlungen zu werden tut überhaupt nicht weh. Velyne habe ich schon öfters verschluckt, und ihm hat es sogar gefallen. Nur ihn habe ich wieder rausgelassen. Dich nicht. Du wirst ganz friedlich einschlafen, wenn du in mir bist. Nichts, wovor du Angst haben müsstest.“ Langsam und genüsslich nahm der Lindwurm die Hinterläufe des Wolfs in sein Maul.
Der Wolf schloss seine Augen und wollte es nicht mehr unnötig hinauszögern. Feiglinge würden betteln und Kämpfer wussten wann es vorbei war, das war immer das Motto des Wolfes und er wollte es bis zum Ende beibehalten. Ihm war durch den Blutverlust auch etwas schwindelig geworden, aber es half sich zu entspannen. Die Wölfin lächelte und Velyne sah gerade etwas im Gedanken verloren aus.
Der Lindwurm schaute Evrysa grinsend an. „Möchtest du zusehen?“ fragte er. „Du kannst es dir ruhig aus der Nähe ansehen. Man sieht als Wolf sicher nicht alle Tage, wie ein Artgenosse verschlungen wird. Komm ruhig näher ran. Ich erlaube es dir.“ Gierig schleckte der Lindwurm über das Wolfsfell und beförderte den Wolf langsam und genüsslich Stück für Stück tiefer in sein Maul.
Die Wölfin sah mit Freude zu wie der Lindwurm diesen Wolf für immer verschwinden ließ. Der Wolf wehrte sich nicht mehr und gab sich auf. Velyne sah dann zum Lindwurm hoch. „Du? Ich habe das mit dem Rudel mitgehört... meinst du das... ich meine ein Rudel ist nichts für mich“, sagte er ganz plötzlich, da er gerade über das nachgedacht hatte.
Bevor der Lindwurm antwortete, verschlang er den Wolf, denn mit vollem Maul konnte er nicht so gut antworten. Als das geschehen war grinste der Lindwurm zufrieden und schnurrte leise. „Also ich finde, du würdest einen ausgezeichneten Rudelführer abgeben, Velyne. Jetzt wo Noton und seine Kumpanen nicht mehr da sind, wäre sicher genug Platz für dich. Aber ich kann verstehen, wenn du lieber kein Rudel möchtest. Wir Lindwürmer leben auch immer alleine.“
Evrysa sah Velyne auch neugierig an und schien etwas enttäuscht, als er verneinte. „Ich weiß nicht, ich bin viel lieber mit dir unterwegs. Ich mag deine freundliche Art und lerne viel von dir. Auch wenn es heißt, gnadenlos zu Futter zu sein. Immerhin hat fast kein Wolf das Glück mit einem Lindwurm befreundet zu sein“, sagte er und sah den Lindwurm fragend an.
„Es freut mich, wenn du bei mir bleibst, Velyne. Ohne dich wäre es mir sicher langweilig. Und deine hübsche Wolfsfreundin darf dich jederzeit gerne bei mir besuchen. Meine Höhle ist ja ganz in der Nähe. Ich werde sie auch nicht fressen, wenn sie dich besucht. Versprochen." Der Lindwurm freute sich, dass Velyne lieber bei ihm bleiben wollte. Er konnte sich schon kaum noch vorstellen, wie es ohne ihn sein sollte.
Velyne freute sich sehr über die Antwort des Lindwurms und ließ ihn vorerst in Ruhe seinen letzten Beutezug zu Ende bringen und man konnte sehen dass ihm der Wolf ziemlich schmeckte. Die Wölfin sah sich etwas um. Das Rudel war inzwischen nicht mehr in der Nähe und sah auch nicht, dass der Lindwurm gerade einen Wolf verschlang. Es hatte nur wenige Zeugen gegeben. Das war vielleicht auch ganz gut so. Die Wölfe würde das vielleicht noch missverstehen und den Lindwurm für einen Feind der Wölfe halten. Velyne schwieg noch. Er war dem Lindwurm dankbar, dass er auch weiterhin bei ihm bleiben durfte. Das Rudel wäre zwar auch nicht schlecht gewesen, doch er fand den Lindwurm nach wie vor wesentlich interessanter, als ein ganzes Wolfsrudel.
Als der Lindwurm fertig war,
Weitere Kostenlose Bücher