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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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konnte?«
    »Sei still, während ich mit diesem Dreckskerl rede«, bellte Noble.
    »Dreckskerl, ach ja? Da schimpft wohl ein Esel den anderen Langohr«, brüllte Carlisle zurück.
    »Sie gehört mir? Im Sinne von: Du besitzt mich?«
    »Was zum Teufel machst du hier mit meiner Frau und meinem Sohn?«, tobte Noble.
    »Im Sinne von: Ich bin dein
Eigentum

    »Das geht dich gar nichts an«, schrie Carlisle, wobei seine Stimme von den Häusern auf der anderen Straßenseite widerhallte.
    »Ich kann nicht glauben, dass du gerade ›sie gehört mir‹ hinausgebrüllt hast, als wärst du ein Vierjähriger, der sich um sein Spielzeug streitet, Noble!«
    »Und ob mich das etwas angeht! Ich fordere eine Erklärung!«, donnerte Noble.
    »Warum fragst du nicht deine Frau?«, brüllte Carlisle zurück.
    »Ich bin niemandes Eigentum!«, schrie Gillian in einer Lautstärke, die mit den beiden Männern mithalten konnte.
    »Lass meine Frau aus dem Spiel! Ich will sofort eine Antwort, sonst fordere ich Genugtuung, das schwöre ich bei Gott!«, platzte Noble heraus.
    »Nenn deine Sekundanten«, zischte Carlisle, wobei seine schwarzen Augen vergnügt funkelten.
    »Sie werden dich heute Abend aufsuchen«, schoss Noble wutschnaubend zurück »Frau! Komm mit!«
    Gillian merkte, dass Noble ein wenig aufgebracht war, weswegen sie ihren Ärger über sein selbstsüchtiges Gehabe mit einer bis dahin unbekannten Weisheit herunterschluckte und die dargebotene Hand bereitwillig annahm. Er marschierte zur Kutsche zurück und hätte sich einen spektakuläreren Abgang verschafft, wären da nicht die anderen gewesen.
    »Charles, Dickon, schaffen Sie die Hunde in die Kutsche.«
    Als Noble Gillian in die Kutsche half, hielt er plötzlich inne und drehte sich um. Sein Blick traf den seines Sohnes, der in der Nachmittagssonne neben Charlotte stand und ihn aus hell glänzenden grauen Augen anschaute. »Nicholas, du fährst mit uns.«
    Charlotte, die sich alle Mühe gegeben hatte, die sittsame Jungfrau zu spielen, die mit großem Entsetzen das spannende Schauspiel der Männer verfolgte, fächelte sich energisch Luft zu, als ihr klarwurde, dass sie als Einzige in Begleitung von Piddle und Erp in einer altersschwachen Kutsche nach Hause fahren sollte.
    »Lord Weston!«
    Nachdem Gillian in der Kutsche Platz genommen hatte, drehte Noble sich zu Charlotte um.
    Ihr Blick sprang zwischen Lord Carlisle und Noble hin und her.
    »Ich … die Hunde … Sie können doch nicht von mir erwarten … Mylord, ich …«
    Gillian beugte sich aus der Kutsche. »Ich glaube, das gab es noch nie, Noble. Das ist das erste Mal, dass ich meine Cousine sprachlos erlebe.«
    Noble grunzte und hätte Charlotte gnadenlos der Hundekutsche überlassen, hätte Gillian nichts gesagt. Wohinter sich ein ganz einfacher Beweggrund verbarg – genauso wenig, wie sie mit einem Krokodil tanzen wollte, verspürte sie den Wunsch, jetzt mit Noble allein zu sein. Mit Sicherheit würde er seinem Ärger über ihren Besuch bei Lord Carlisle freien Lauf lassen.
    »Meine liebe Gattin, ich glaube, dass deine Chancen bei dem Krokodil um einiges besser stünden«, sagte Noble zähneknirschend, ehe er sie und alle anderen in der Kutsche mit Nichtbeachtung strafte, indem er auf die vorüberziehende Landschaft starrte.
    »Wir wollten eigentlich in den Zoo«, erklärte Gillian, doch ein einziger eisig grauer Blick Nobles genügte, um ihr zu verstehen zu geben, dass der Besuch gestrichen war. Gillian sah ihren Stiefsohn entschuldigend an und war froh, dass der Junge mit einem herzlichen Lächeln und einem leichten Achselzucken antwortete.
    Sie formte mit den Lippen das Versprechen, dass sie ein anderes Mal in den Zoo gingen, und lehnte sich dann neben Noble in den Sitz zurück. Charlotte bedachte ihre Cousine mit mitleidigen Blicken und war keineswegs traurig, als Noble die Kutsche vor ihrem Haus anhalten ließ. Gillian hätte gerne noch ein oder zwei Worte mit ihr gewechselt, doch Noble half Charlotte nur kurz mit grimmiger Miene hinaus, ehe er in die Kutsche zurücksprang und das Zeichen zur Weiterfahrt gab.
    In einem Versuch, die todsicher auf sie zukommende, obligatorische Standpauke abzuwenden, packte Gillian Nobles Hand und legte sie in ihre. Seine Hand blieb starr, und er zeigte keine Reaktion. Gillian ersann eine Reihe von Entschuldigungen und Erklärungen für ihren Besuch bei Lord Carlisle, die sie aber sogleich wieder verwarf. Die Kutsche hüpfte schaukelnd über Schlaglöcher hinweg, und allmählich

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