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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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ihm mehr bedeutete als sein Leben.
    Gillian verharrte in der Tür zur Bibliothek. Sie hatte geklopft, aber keine Antwort von Noble erhalten. War ihm nicht gut? Oder war er immer noch so wütend, dass er sie bewusst ignorierte? Sie tat einen Schritt in den Raum und zögerte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Andererseits wollte sie nicht seinen Zorn auf sich ziehen, wenn er dachte, sie würde ihm den Brief vorenthalten, den man ihr gerade überbracht hatte.
    »Noble?«, fragte sie so leise, dass sie es selbst kaum hörte. Sie schlich zu dem Mann im Sessel, dessen Kopf an der Rückenlehne ruhte. Ob er las? Oder war er eingeschlafen? Sie trat um den Sessel herum und blieb verwundert stehen.
    Er schlief tatsächlich, und zwar in einer höchst unbequem aussehenden Haltung und mit zu Fäusten geballten Händen. Jetzt, im Schlaf, wirkte er so verletzlich, so jung, so friedlich. Doch es war nicht dieser ungewöhnliche Anblick, der ihr einen Stich versetzte. Sie beugte sich zu ihm und berührte seine Wange. Feine silbrige Streifen liefen darüber und verschwanden in den dunklen Schatten seines Kinns.
    Er hatte geweint. Ihr Lord des Zorns hatte geweint.

8
    »Guten Abend, Lady Weston.«
    »Ach, Lord Rosse, guten Abend.« Gillian spähte um den Marquis herum, um zu sehen, ob Noble auch da war. »Wie schön, Sie wiederzusehen. Was für eine wundervolle Weste. Sind das etwa Drachen?«
    »Ja. Sie ist ein Geschenk meiner Verlobten.«
    Gillian sah ihn erstaunt an. »Sie sind verlobt? Das wusste ich gar nicht. Noble hat es nie erwähnt.«
    Rosse lächelte. »Ich bin verlobt, seit ich sechzehn war. Unsere Väter haben es so arrangiert.«
    Gillian runzelte die Stirn. »Ist das erlaubt?«
    Rosse zuckte mit den Achseln. »Das spielt keine Rolle. Ich habe mich dem Mädchen versprochen und werde es heiraten. Irgendwann«, fügte er mit einem unwiderstehlichen Grinsen hinzu. Gillian konnte nicht umhin, ebenfalls zu grinsen. Rosse war derjenige von Nobles Freunden, den sie am liebsten mochte. In seiner Art erinnerte er sie an einen freundlichen Welpen, voller Eifer und Begeisterung.
    »Noble hatte leider noch einen wichtigen Termin, aber ich konnte ihn überzeugen, mir die Ehre zu gewähren, Sie zur Abendgesellschaft der Countess of Gayfield zu begleiten, wo Ihr geschätzter Gatte später zu uns stoßen wird.«
    Gillian war enttäuscht, dass Noble nicht zu Hause geblieben war, um sie zu begleiten. Sie wollte nicht nur mit ihm über die Nachricht reden, die sie von Lord Carlisle erhalten hatte, sondern auch herausfinden, warum er geweint hatte. Nick war nicht krank – davon hatte sie sich als Erstes überzeugt. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte einfach nicht verstehen, warum ihr Lord der Launenhaftigkeit sich im einen Augenblick so sehr aufregte und im nächsten regelrecht erstarrte. Vielleicht sollte sie lieber aufhören zu versuchen, ihn zu verstehen, und seine Stimmungsschwankungen einfach hinnehmen.
    »Äh … ganz recht, Mylady«, erwiderte Lord Rosse und hielt ihr die Tür auf.
    Gillian errötete und erwog, ihm von ihrer unseligen Angewohnheit zu erzählen, laut auszusprechen, was ihr durch den Sinn ging, entschied dann aber, dass es nicht so wichtig sei.
    »Mylord«, sagte sie, sobald sie in Lord Rosses eleganter Kutsche saßen, »könnten Sie mir wohl sagen …«
    »Wo Ihr Ehemann heute Abend ist? Das kann ich leider nicht, Mylady.«
    Gillian schaute missmutig drein. »So etwas zu fragen würde mir nicht im Traum einfallen«, widersprach sie. »Ich habe vollstes Vertrauen zu Noble, und wenn er sagt, er hätte noch etwas Wichtiges zu erledigen, dann ist das auch so – davon bin ich überzeugt.«
    Rosse dachte an das Gespräch, das er zuvor mit Noble geführt hatte.
    »Sieh dir das an, Harry«, hatte der Schwarze Earl verlangt und mit dem Brief vor der Nase des Marquis’ herumgefuchtelt. »Was wagt es dieser Erpresser, Gillians Tugendhaftigkeit anzuzweifeln? Selbstverständlich wähle ich dich zu meinem Sekundanten.«
    »Zu deinem Sekundanten? Dann hast du ihn zum Duell gefordert?«
    »Ja, vorher schon, als ich diesen gottverdammten Mörder mit seinen Händen an meiner Frau erwischt habe.«
    Rosse starrte ihn überrascht an.
    »Nein, nicht so, wie du denkst; von ihrer Seite aus war alles ganz harmlos«, sagte Noble wütend und machte sich wieder an die Vertiefung des Pfades, den er vor seinem Freund in den Teppich lief. »Sie hatte ja Crouch und drei Lakaien bei sich, nicht zu vergessen Nick, ihre Cousine und diese

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