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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Entscheidung.«
    Natürlich fiel es mir leicht, diese zu treffen. Ich hatte keine Lust auf weitere Verzögerungen und wollte mein neues Lehen so bald wie möglich antreten. Vielleicht gerade deswegen, weil ich genau wusste, dass mich der Kronrat damit hatte hereinlegen wollen. Tulivar war nach allem, was ich bisher gehört hatte, eine Strafe, nicht eine Anerkennung für außergewöhnliche Dienste.
    »Wenn Ihr es wünscht, werde ich Euch einen meiner Grenzsoldaten als Begleitung mitgeben«, schlug der Graf vor. »Er kennt den Weg gut und kann Euch in Plum helfen, eine anständige Unterkunft zu organisieren.«
    »Nein danke. Der Weg scheint keine Herausforderung zu sein und wir ziehen es vor, so lange zu reiten wie möglich. Die Nächte sind in dieser Zeit sternenklar. Wir benötigen nicht viel Schlaf und nächtigen im Freien.«
    Der alte Mann nickte. »Der Krieg gewöhnt einen an so manches.«
    Ich zögerte. »Euer Sohn … er ist, wie ich hörte, in der Schlacht vor Rork gefallen.«
    Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Grafen, nicht aus Wut, sondern aus Trauer. Er neigte den Kopf und blickte für einen Moment ins Leere. Dann seufzte er, sehr leise und verhalten.
    »So ist es. Mein einziger Sohn. Wenn ich nicht mehr bin, wird der Imperator diese Grafschaft neu vergeben.«
    »Eure Familie regiert hier schon lange.«
    »Seit über 300 Jahren, schon vor Beginn des Imperiums.«
    Ich verbeugte mich und zog mich zurück. Selbst Selur fand keine kecken Abschiedsworte.
    Der Krieg hatte überall seine Spuren hinterlassen.
    Tulivar aber schien ein Ort zu sein, bei dem gute Chancen bestanden, dass er dort nur eine Geschichte aus weiter Ferne geblieben war.
        
     

2   Floßheim
     
    Die Brücke, die Goviar, das Flussdorf auf der Seite der Grafschaft zu Bell, mit Floßheim, dem Pendant aufseiten von Tulivar, verband, war eine Katastrophe. Ich schaute auf die angeschimmelten und träge in der Strömung schaukelnden Pontonflöße aus Holz, verbunden durch morsche Taue, an beiden Ufern festgebunden. Mit etwas Glück konnte man diese Brücke zu Fuß überqueren. Viele Pferde würden vor dem wackelnden und losen Übergang scheuen. Unsere Pferde sicher nicht, denn sie hatten schon einiges mitgemacht und gehörten sicher zu den Reittieren im Reich, die fast nichts mehr erschrecken konnte. Wir würden sie über die Brücke führen können.
    Aber unsere Eselskarren waren eine ganz andere Geschichte.
    In einer windschiefen Kate direkt vor der Brücke saß der Brückenwärter, ein wettergegerbtes Männlein, das trotz der frühen Stunde – oder möglicherweise gerade deswegen – heftig an einer Pfeife nuckelte. Als sich unsere Karawane der Kate näherte, stand er auf und trat uns entgegen. Wenn er von der Truppe hochgerüsteter Reiter beeindruckt war, zeigte er es nicht.
    »Hmjahm?«
    Ich wertete das als Frage und Aufforderung zugleich. Würdevoll entstieg ich meinem Ross und baute mich vor dem Mann auf.
    »Ich bin Geradus Baron Tulivar.«
    »Ha!« Das Männchen kicherte. »So, haben die Verrückten jetzt einen Baron?«
    Ich versuchte meinen strengen Blick, doch der Brückenwärter war weiterhin unbeeindruckt.
    »Ich muss übersetzen. Meine Männer, meine Karren.«
    Das Männchen warf einen beiläufigen Blick auf meine Karawane und zuckte mit den Schultern.
    »Versuchen könnt Ihr es ja.«
    »Das ist nicht ganz die Antwort, die ich erwartet habe.«
    »Welche hättet Ihr denn gerne? Dass ich Euren hochwohlgeborenen Arsch persönlich hinübertrage?«
    Es waren diese Momente, in denen ich dankbar dafür war, ganz und gar nicht hochwohlgeboren zu sein und auch solchen Umgang nicht dauerhaft zu pflegen.
    »Meine Karren werden ein Problem haben.«
    »Das werden sie.«
    »Wie alt ist die Brücke?«
    »Zwanzig Jahre. Oder dreißig. Weiß nicht.«
    »Wann wurde sie das letzte Mal instand gesetzt?«
    »Zwanzig Jahre. Oder dreißig. Weiß nicht.«
    »Seit wann bist du der Brückenwärter.«
    »Zwanzig Ja…«
    »Ja, ich habe es verstanden.«
    Der alte Mann erschöpfte mich und ich hatte sowieso nicht gut gefrühstückt.
    »Gibt es eine andere Möglichkeit, den Fluss zu überqueren?«, fragte ich.
    »Schwimmen!« Wieder das Kichern. Einer von uns beiden amüsierte sich offenbar.
    »Eine flache Stelle vielleicht?«
    »Der Wul ist tief und hat eine starke Strömung. Wir fischen nur vom Ufer«, beantwortete der Mann eine Frage, die ich nicht gestellt hatte.
    »Eine Fähre?«
    Der Brückenwärter kratzte sich am Kopf. »Nö.«
    »Wie

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