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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Schlacht vor Sidium, als die Kriegsmagier der Dramanen Kaitans Leute dazu brachten, spontan ihre Eingeweide zu erbrechen, erlegte ein wohlgezielter Pfeil Woldans den Magier, der direkt über Kaitans Einheit geschwebt hatte.
    Hauptmann Kaitan hatte es gerne, wenn seine Eingeweide da blieben, wo sie hingehörten.
    Zum anderen war da Selur aus dem Dorf Bolnheim. Er war ein schön anzusehender, junger Mann mit feinen Gliedern und engelhaftem Gesicht. Er hatte während der Belagerung von Thornholm mit gleich zwei Pagen des Imperators eine Liebschaft begonnen. So kam es, dass unter dem verrotteten Fleisch und schlechten Zwieback der Verpflegung immer einige gut verpackte Stücke Braten und frisches Brot lagen.
    Hauptmann Kaitan schätzte es sehr, gut zu speisen.
    Dass er diese zwei Männer seine Freunde nannte, erhob sie lediglich unwesentlich über die verbliebenen neunundzwanzig Soldaten, die sich ihm auf dem Weg nach Tulivar angeschlossen hatten. Sie alle hatten sich mehrfach gegenseitig das Leben gerettet, waren durch Blut und Tränen gewatet, hatten den Verrat von Offizieren, die Torheiten von Generälen und die Zufälle der Schlacht gemeinsam durchlitten. Und sie waren zusammen gewesen, als der Triumph, schon nicht mehr erhofft, sicher nicht erwartet, am Ende der ihre gewesen war. Gemeinsam hatten sie auf den Mauern des brennenden Sidium gestanden und beobachtet, wie der Angriff der Gegner brach und die Reste der Streitmächte des Drogor davonrannten so schnell es nur ging – und dabei vorzugsweise über die Leiche ihres verrückten Königs trampelten, selbst wenn es einen kleinen Umweg bedeutete.
    Sie alle, Hauptmann Kaitan vorneweg, meinten, es gebe nichts, was sie nicht gesehen, keine Tat, die sie nicht vollbracht, kein Gefühl, das sie nicht durchlebt hatten. Tulivar, das Ende der Welt, die ärmste aller Provinzen, seit Jahrzehnten vernachlässigt, mit nichts als Grenzen und einem lustlosen Nachbarn, erschien ihnen wie eine sehr geringe Herausforderung. Ja, so mancher erhoffte sich Ruhe und Entspannung, vielleicht die Gunst einer einfachen Maid, die simplen Freuden des Lebens, zumindest für eine Weile.
    Kurz vor Ende ihrer Reise kamen sie in der Grafschaft zu Bell an, einem lang gestreckten Gebiet, regiert aus der Stadt Bell, dem Sitz von Burg Bell und dem Grafen zu Bell. In dieser kargen Gegend des Nordens, in der es kaum Straßen gab und die Bevölkerung dünn gesät war, herrschte an allem Mangel, und das offenbar auch an Einfallsreichtum.
    Die Geschichte des Barons von Tulivar, Geradus Kaitan, begann, wenn überhaupt ein fester Beginn zu finden war, hier, im Audienzraum von Feltus Graf von Bell.
        
     

1   Beim Grafen
     
    Ich war mir nicht sicher, was von dem ältlichen Mann zu halten war. Normalerweise verließ ich mich auf meine Menschenkenntnis, und diese hatte mir im Verlaufe meines Lebens bereits gute Dienste geleistet. Wie sollte man sonst eine Truppe von gut 200 Mann führen, mit den ständigen Neuzugängen, die die Lücken auffüllten, ohne Zeit für lange Gespräche und Übungen? Feltus Graf von Bell war vom Äußeren her unscheinbar, ein hagerer Mann, an dessen Leib das etwas abgerissene, aber sorgfältig geflickte gräfliche Gewand aus Samt und Baumwolle hin und her schlackerte. Sein Blick war wässrig und seine Bewegungen langsam, aber keinesfalls schwächlich, wie ich beim Händedruck feststellen durfte.
    Seine Stimme war sanft, dünn. Das konnte täuschen. Ich wechselte einen kurzen Blick mit Woldan und Selur, die mich begleitet hatten. Woldan deutete ein Achselzucken an. Selur war, wie immer, alles egal. Mit seinem bezaubernden Lächeln tänzelte er durch den Audienzsaal und verzauberte die wenigen anwesenden Damen; die wussten nicht, auf was sie sich da einließen.
    »Ihr seid also Baron Tulivar?«, fragte der Graf zur Begrüßung.
    »So sieht es aus.«
    »Willkommen auf Burg Bell. In gewisser Hinsicht habe ich Eure Ankunft sehnlich erwartet.«
    »Ist das so?«
    »Setzt Euch an meinen Tisch. Gorbarn, bediene uns!«
    Wir wurden an einen schweren Eichentisch vor dem thronähnlichen Sessel des Grafen geführt, und als wir uns setzten, wurde bereits aufgetragen. Ich war hungrig und ließ mich nicht zweimal bitten. Es gab kaltes Geflügel, frisches Brot, Käse, Bier und Wein. Eine einfache Mahlzeit, doch in ihr bewegte sich nichts und sie hatte keine interessanten Färbungen angenommen. Damit war ich bereits zufrieden.
    »Ihr habt mich erwartet, Graf?«
    »Ja, Baron Tulivar. Und das

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