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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verkaufen! Sie hatte – Geld geschlagen aus diesem letzten Andenken!
    Eine bald darauf im Morgenblad erscheinende Notiz belehrte dessen Leser jedoch rechtzeitig über den Hergang der Sache. Man erfuhr dadurch die niedrige Handlungsweise jenes Sandgoïst und die eigentliche Ursache, warum das Loos sich jetzt in seinen Händen befinde. Damit verfiel aber der Wucherer von Drammen der allgemeinen Verachtung, dieser herzlose Gläubiger, der sich nicht gescheut hatte, die unglückliche Zwangslage der Familie Hansen zu seinem Vortheile auszubeuten.
     

    »Sie hätten sich erst an Ihre Freunde wenden sollen.« (S. 143.)
     
    Das hatte aber die sofort zu Tage tretende Folge, daß – wie nach allgemeiner Verabredung – die Angebote, welche auf das Loos gemacht wurden, so lange Hulda dasselbe noch besaß, gänzlich ausblieben, seit es sich in den Händen des neuen Eigenthümers befand. Es schien, als ob jenes Loos den ihm früher beigelegten außerordentlichen Werth gänzlich verloren habe, nachdem dieser Sandgoïst es durch seine Berührung besudelt hatte. Sandgoïst hatte mit seiner Speculation also ein sehr verunglücktes Geschäft gemacht, und die berühmte Nummer drohte ihm für eigene Rechnung liegen bleiben zu sollen
    Es versteht sich von selbst, daß weder Hulda noch Joël von den umlaufenden Gerüchten etwas erfuhren. Und das war ein Glück zu nennen. Wie peinlich wäre es für sie gewesen, sich in die Angelegenheit eingemischt zu wissen, die unter den Händen des Wucherers zu einem feilen Geschäft herabgedrückt worden war.
    Am 12. Juli gegen Abend traf wieder ein an den Professor gerichteter Brief ein.
    Dieses vom Seeamte ausgegangene Schreiben enthielt noch ein anderes, das aus Christiansand, einem kleinen Hafen nahe dem Eingange zum Meerbusen von Christiania, eingelaufen war. Ohne Zweifel erfuhr Sylvius Hog dadurch auch nichts besonders Neues, denn er zerknitterte es in seiner Tasche und erwähnte desselben weder gegen Joël, noch gegen dessen Schwester.
    Nur als er sich, ihnen gute Nacht wünschend, schon nach seinem Zimmer zurückziehen wollte, sagte er zu ihnen:
    »Ihr wißt wohl, liebe Kinder, daß die Ziehung der Lotterie binnen drei Tagen vor sich gehen wird. Habt Ihr nicht die Absicht, derselben beizuwohnen?
    – Wozu sollte das nützen. Herr Sylvius? fragte Hulda
    – Nun, meinte der Professor, Ole hat doch gewünscht, daß seine Verlobte dabei anwesend sei. In den letzten, von ihm geschriebenen Zeilen hat er ihr das noch anempfohlen, und ich denke, man müsse den letzten Willen Oles achten und ihm nachkommen.
    – Aber Hulda besitzt ja das Loos nicht mehr, warf Joël ein, und wer weiß, in wessen Händen es sich jetzt befindet.
    – Das ändert an der Sache nichts, entgegnete Sylvius Hog. Ich lade Euch also Beide ein, mich nach Christiania zu begleiten.
    – Sie wünschten es also, Herr Sylvius? erwiderte das junge Mädchen.
    – Ich nicht allein, liebe Hulda, Ole wünscht es, und dem müßt Ihr wohl gehorchen.
    – Liebe Schwester, Herr Sylvius hat ganz Recht, erklärte jetzt Joël; ja, es ist sogar unsere Pflicht. – Wann denken Sie abzufahren, Herr Sylvius?
    – Morgen mit Tagesanbruch, und der heilige Olaf sei unser Schirm und Hort!«
XVI.
    Am folgenden Morgen trug der Schußwagen des Werkführers Lengling Sylvius Hog und Hulda davon, welche Beide in dem kleinen, bemalten Sitzkasten Platz genommen hatten. Joël konnte, wie wir wissen, dann nicht mehr unterkommen. Der wackere junge Mann ging also zu Fuß neben dem Pferde her, das freudig den Kopf schüttelte.
    Die vierzehn Kilometer zwischen Dal und Moel waren für den rüstigen Wanderer ja eine Kleinigkeit.
    Der Schußkarren folgte dem prächtigen Vestfjorddal, immer längs des Maan-Ufers – jenem schmalen, schattenfrischen Thale, das durch tausende, von allen Anhöhen herabhüpfende Cascaden bewässert wird. Bei jeder Windung des Schlangenweges sahen sie sich um und verloren endlich den, mit seinen zwei Schneefeldern sonst so weithin leuchtenden Gusta aus den Augen.
    Der Himmel war rein, das Wetter herrlich. Der Wind wehte nicht zu stark, die Sonne brannte nicht zu warm.
    Eigenthümlicher Weise schien sich Sylvius Hog’s Gesicht seit der Abfahrt aus dem Hause in Dal wieder mehr aufgeheitert zu haben. Ohne Zweifel that er sich etwas Zwang an, um die Reise bei den Kümmernissen Huldas und Joëls wenigstens als eine kleine Zerstreuung erscheinen zu lassen.
    Zweieinhalb Stunden, mehr bedurfte es nicht, um Moel, am Ende des Tinn-Sees, wo der Karren

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