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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die zwei
    Fährleute das Fahrzeug hinaus.
    Wenn man sich vom Ufer an dieser Stelle entfernt, be-
    ginnt der Tinn-See sich bald auszuweiten, und zwar von Hae-
    kenaes an, einem kleinen, aus zwei bis drei Häusern beste-
    henden Gaard (Gehöft), erbaut auf dem felsigen Vorsprung,
    der sich in dem schmalen Fjord badet, dem friedlich die
    Gewässer des Maan zufließen. Der See erscheint noch im-
    mer stark eingedämmt; nach und nach jedoch weichen die
    seinen Rahmen bildenden Berge weiter zurück, und man
    gewinnt erst eine Vorstellung von ihrer Höhe, wenn gerade
    ein Fahrzeug am Fuß vorübergleitet und doch nicht größer
    als ein gewöhnlicher Wasservogel aussieht.
    Hier und da tauchen etwa ein Dutzend nackte oder grü-
    nende Inseln und Eilande mit vereinzelten Fischerhäuschen
    auf. An der Oberfläche schwimmen daneben noch gänzlich
    unbehauene Baumstämme oder auch ganze Flöße in den
    benachbarten Sägemühlen bearbeiteter Balken.
    Das veranlaßte Sylvius Hog scherzend – und er mußte
    wohl Neigung haben, gelegentlich zu scherzen – jetzt zu sa-
    gen:»Wenn nach dem Ausspruch unserer skandinavischen
    Dichter die Seen die Augen Norwegens sind, so muß man
    zugestehen, daß Norwegen mehr als einen Balken im Auge
    hat, wie die Bibel sagt.«
    Gegen 4 Uhr gelangte das Boot nach Tinoset, einem klei-
    nen, keinerlei Bequemlichkeiten bietenden Dörfchen. Das
    hatte jetzt indes nichts zu bedeuten, da sich Sylvius Hog hier
    — 223 —
    gar nicht, nicht einmal 1 Stunde, aufzuhalten gedachte. Wie
    er Joel schon vorher angedeutet hatte, erwartete sie hier am
    Ufer ein Wagen. Im Hinblick auf diese von ihm schon längst
    fest beschlossene Reise hatte er Herrn Benett in Christiania
    ersucht, dafür Sorge zu tragen, daß er mit seinen Beglei-
    tern ohne Aufenthalt und Beschwerden Fortkommen finde.
    Deshalb befand sich an dem genannten Tag auch ein al-
    ter Reisewagen, mit hinreichendem Lebensmittelvorrat im
    Kutschkasten, hier in Tinoset. Ihr Fortkommen war damit
    also ebenso gesichert wie die Ernährung unterwegs, so daß
    sie nicht mehr auf die halb angebrüteten Eier, die geron-
    nene Milch und die wahrhaft spartanische Kraftsuppe der
    Gaards von Telemarken angewiesen blieben.
    Tinoset liegt fast am Ende des Tinn-Sees. Hier stürzt
    sich der Maan in herrlichem Fall nach dem unteren Tal hi-
    nab, wo er wieder seinen regelmäßigen Lauf annimmt. Die
    von der Schußstation entnommenen Pferde standen schon
    angespannt, und sofort rollte der Wagen in der Richtung
    nach Bamble hin.
    Zu jener Zeit war das die einzige Art und Weise, durch
    Norwegen im allgemeinen und durch Telemarken im be-
    sonderen zu reisen, und vielleicht werden die Eisenbahnen
    viele Touristen noch die landesüblichen Schußkarren und
    die Kutschen des Herrn Benett schmerzlich vermissen las-
    sen.Es versteht sich von selbst, daß Joel diesen Teil des Ge-
    richtssprengels, den er zwischen Dal und Bamble so oft
    durchmessen hatte, ganz genau kannte.
    — 224 —
    Um 8 Uhr abends traf Sylvius mit dem Geschwisterpaar
    an diesem kleinen Ort ein.
    Obwohl sie hier natürlich nicht erwartet wurden, fan-
    den sie seitens des Pächters Helmboe doch den herzlichs-
    ten Empfang. Zärtlich umarmte Sigrid ihre Freundin, die
    sie von vielem Kummer recht blaß aussehend fand. Kurze
    Zeit blieben die beiden Mädchen allein, um gegeneinander
    auszutauschen, was auf ihren Herzen lastete.
    »Ich bitte dich, liebste Hulda«, sagte Sigrid, »laß dich
    nicht von deinem Schmerz überwältigen! Ich für meinen
    Teil habe noch nicht alle Zuversicht verloren. Warum soll-
    test du auf jede Hoffnung verzichten, den armen Ole noch
    wiederzusehen? Wir haben durch die Zeitungen ja erfah-
    ren, daß man bemüht ist, die ›Viken‹ wieder aufzufinden.
    Diese Nachforschungen werden von Erfolg sein! Gelt, ich
    glaube bestimmt, daß Herr Sylvius noch Hoffnung hat . . .
    Hulda . . . mein liebes Herz, ich bitte dich, verzweifle noch
    nicht!«
    Statt jeder Antwort konnte Hulda nur weinen, und Sig-
    rid drückte sie warm an ihr Herz.
    O, welche Freude hätte im Haus des Pächters Helm-
    boe geherrscht, inmitten dieser braven, einfachen und gu-
    ten Menschen, wenn diese ganze kleine Welt ein Anrecht,
    glücklich zu sein, gehabt hätte!
    »Sie gehen also geradewegs nach Christiania?« fragte
    Pächter Helmboe Herrn Sylvius Hog.
    »Ja, Herr Helmboe.«
    »Um der Lotterieziehung beizuwohnen?«
    — 225 —
    »Gewiß.«
    »Doch was kann das nützen, da Ole Kamps Los sich jetzt
    in den Händen des

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