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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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überwältigend. Ich würde mir ein Riesenhaus kaufen müssen, damit ich die ganzen Sachen unterbringen konnte. Ich würde einen begehbaren Kleiderschrank brauchen, eine Stylingberaterin …
    Ich konnte mir alles kaufen, worauf ich Lust hatte. Ich konnte mein Leben so einrichten, wie ich Lust hatte. Wie die Stars in den Zeitschriften, die präsentierten, womit sie sich umgaben: Gemälde, Mode, Möbel. Mit lauter Sachen, die persönliche Andenken an Urlaube,Abenteuer und Menschen waren. Man brauchte Geld, um sich all so was zuzulegen, und wer solche Sachen nicht besaß, der existierte irgendwie gar nicht richtig.
    In der Sonne war es warm und ich wurde schläfrig. Jack und Shaz unterhielten sich gedämpft. Ich war stolz darauf, dass die beiden so gut miteinander auskamen, obwohl sie grundverschieden waren. Shaz war ernst und vernünftig und trug Kopftuch, und Jack nahm überhaupt nichts ernst und wollte vor allem seinen Spaß. Ich war das Bindeglied zwischen ihnen, sonst hätten sie wahrscheinlich nie im Leben ein Wort miteinander gewechselt.
    »Ich weiß nicht, ob er wirklich …«, sagte Shaz.
    »Überlass das mir«, unterbrach Jack sie. »Ich klär das mit ihm.«
    Ich schlug die Augen wieder auf. »Von wem redet ihr?«
    »Nicht so wichtig«, sagte Jack.
    Shaz musterte mich. »Alles in Ordnung, Lia? Du siehst ein bisschen weggetreten aus.«
    Ich setzte mich hin, schüttelte die Grashalme aus meinen Locken und erwiderte: »Wieso? Mir geht’s super, ehrlich.«
    In der letzten Stunde hatten wir Chemie. Ich ging vorher aufs Klo und tupfte mir Parfüm hinters Ohr. Ich legte Lipgloss und Mums Supervolumen-Mascara auf. Ich öffnete die beiden obersten Knöpfe meiner cremeweißen Bluse (secondhand, drei Pfund). Ein Glück, dass wir keine Schuluniform tragen mussten! Dann war ich bereit für meinen Chemiepartner.
    Als ich mich neben Raf setzte, schaute ich ihn an und klimperte verführerisch mit den Wimpern. Er machte ein finsteres Gesicht und sah weg. Mir wurde flau im Magen. Den ganzen Tag lang hatte niemand weggeschaut, wenn ich ihn angesehen hatte, im Gegenteil. Raf ballte sogar die Fäuste, so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Er ignorierte mich absichtlich. Was hatte er bloß?
    Mr Pugh war der erste Lehrer, der mir gratulierte.
    »Herzlichen Glückwunsch!«, sagte er. »Lass dir mal von deinem Mathelehrer ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für so einen hohen Gewinn ist. Und jetzt? Was hast du Schönes mit dem Geld vor, Lia?«
    »Äh … keine Ahnung.«
    Mr Pugh schlug auf den Tisch. »Wissenschaftliche Forschung!«, donnerte er. »Mit so viel Geld kannst du der Menschheit einen unschätzbaren Dienst erweisen, Lia! Du könntest Heilmittel gegen schreckliche Krankheiten entdecken oder neue Energiequellen erschließen, mit denen wir die globale Erwärmung aufhalten können!«
    Hilfe! »Ja schon … aber ich bin nicht so gut in Naturwissenschaften.« Das hatte er neulich selbst zu mir gesagt.
    »Ach, das macht gar nichts!« Er strahlte mich an. Beim letzten Elterngespräch hatte er bestimmt ein anderes Gesicht gemacht, als Mum und Dad sich nach meinen Leistungen erkundigten. »Du kannst die Forschung sponsern. Viele Wissenschaftler haben es schwer, jemanden zu finden, der ihre Arbeit fördert. Nach derStunde schreibe ich dir ein paar Webseiten auf, damit du dich informieren kannst.«
    Die Klasse brüllte vor Lachen. Nur Raf saß still und stumm da wie aus Stein. Ich schaute aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber. Er hatte sich weggedreht, als könnte er meinen Anblick nicht ertragen.
    Was hatte er plötzlich gegen mich? Er hatte mich beinahe geküsst, er war mir heimlich gefolgt, um herauszubekommen, wo ich wohnte – woher wusste er sonst meine Adresse? Ich war ganz sicher, dass er mich mochte. Was war in der Zwischenzeit passiert? Was hatte ich ihm getan?
    Nichts. Gar nichts. Wenn er jetzt unbedingt einen auf Edward Cullen machen musste, konnte er mich mal. Scheiß-Vampir. Shaz hatte eben doch recht. Er hatte es nur auf mein Geld abgesehen und jetzt hatte er kapiert, dass er nichts davon abkriegen würde.
    Wie er zu diesem Schluss gekommen war, begriff ich zwar nicht, aber das war auch egal, denn er lag ganz richtig. Übernatürliche Wesen eigneten sich sowieso schlecht als Lover. Sie hatten zu viel mit sich selbst zu tun. Außerdem wollten sie einen nur aussaugen.
    Ich packte meinen Kram schon vor dem Ende der Stunde zusammen, damit ich gleich aufspringen konnte, wenn es klingelte. Als es so weit war,

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