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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Shaz kannte ich kein einziges Mädchen, das nicht an übersinnliche Dinge glaubte. Sie meinte, sie sei zu sehr Naturwissenschaftlerin, um sich für übernatürliche Phänomene zu interessieren. Shaz wollte Ingenieurin werden. Felicia Murray wollte auch etwas Naturwissenschaftliches studieren, nämlich Tiermedizin, aber sie kannte sämtliche Twilight -Filme auswendig.
    »Er hätte Lia beinahe geküsst«, fuhr Natasha fort.
    Ich hielt ihr den Mund zu. Mum konnte jeden Augenblick in die Küche kommen. Mein Privatleben ging sie nichts an.
    »Als Lia von ihrem Lottogewinn erfahren hat, ist sie in Ohnmacht gefallen und Raf hat sie aufgefangen.«
    »Du bist in Ohnmacht gefallen?« Jetzt hielt mich Shaz für ein Weichei, das war mir klar. Ihr selbst wäre noch nicht mal schwarz vor Augen geworden, wenn unsere Schule plötzlich eingestürzt wäre.
    »Nat übertreibt«, erwiderte ich. »Mir war bloß ein bisschen schwindlig. Im Internetcafé war es heiß und die Luft war schlecht. Aber Raf war wirklich sehr nett zu mir und hat mich nach Hause gebracht.«
    »Da hast du’s!«, triumphierte Shaz. »Er hat gewittert, dass du jetzt reich bist. Ab jetzt werden sich die Männer um dich reißen. Wenn ich du wäre, würde ich das nicht ernst nehmen, Lia. Raf liebt nicht dich, sondern dein Geld.«
    »Du schätzt ihn ganz falsch ein«, sagte ich empört, aber da schaute Natasha auf die Uhr und schrie auf. Wir rannten los und erreichten die Schule gerade noch vor dem Klingeln. Lachend und keuchend stürmten wir durchs Tor.
    An unserer Schule hatte es schon etliche Skandale und Berühmtheiten gegeben. In der Neunten war Loren Anderson schwanger geworden, zum Beispiel. Jayson Fernandes war geflogen, weil er auf dem Spielplatz Feuerwerk abgebrannt hatte. Lily Marshall-Fisher war bei X-Factor in die dritte Runde gekommen (sie singt Folksongs und ihr Vater begleitet sie auf dem Akkordeon). Tommy Christie war zum Probetraining der Jugendmannschaft von Arsenal London eingeladen worden.
    Aber noch nie hatte jemand solches Aufsehen erregt wie ich.
    Ein Schwarm von Mitschülern folgte mir auf Schritt und Tritt. Überall, wo ich hinkam, strahlten mich die Leute an, grüßten mich, holten ihre Handys raus und machten Fotos von mir. Ich kam mir vor wie die Queen persönlich. Oder wie Cheryl Cole.
    In der Pause hielt ich im Klassenzimmer eine Art Blitz-Pressekonferenz ab. Natürlich hagelte es auch hier Fragen, aber ich antwortete viel offener als gegenüber den Reportern. Nein, ich würde jetzt nicht auf eine teure Privatschule wechseln. Ja, ich würde so bald wie möglich von der Schule abgehen. Ja, mein Kontostand war höher als acht Millionen. Ja, ich hatte schon einen Teil des Geldes ausgegeben, nämlich für Designerklamotten.
    Dann war Jack an der Reihe: »Hast echt du ihr den Schein gekauft? Macht’s dir was aus, dass sie gewonnen hat? Teilt sie sich das Geld mit dir?« Ich wartete gespannt. Jack zuckte die breiten Schultern. »Nö. Ich gönn’s ihr. Außerdem kauft mir Lia ein Motorrad.«
    Ich war wieder dran. Und diesmal ließ ich es nicht so weit kommen, dass Jack im Mittelpunkt stand. »Nach der Schule shoppen gehen? Gute Idee. Jeder, der Lust hat, kann mitkommen. Je mehr wir sind, desto mehr Spaß macht es. Sagt es allen weiter. Top Shop – wir kommen! Juhuuu!«
    »Setz dich bitte hin, Lia«, sagte Miss Turner, unsere Religionslehrerin. »Du hast zwar im Lotto gewonnen, aber deswegen kannst du nicht den ganzen Unterricht aufhalten.«
    Kelly Anderson meldete sich. »Glauben Sie, dass Lias Gewinn ein Gottesgeschenk ist? Oder war es Schicksal? Oder reiner Zufall?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte Miss Turner. »Diese Antwort macht mich zu einer … zu einer was … Kelly?«
    Kelly war überrumpelt. »Äh … zu einer Buddhistin vielleicht?«
    »Einer Agnostikerin, wäre die richtige Antwort gewesen. Und jetzt wollen wir endlich anfangen.«
    In der Mittagspause zogen wir drei – Shaz, Jack und ich – uns auf die Wiese hinter dem Tennisplatz zurück, wo wir ungestört waren. Ich war froh, den ganzen Blicken und Fragen eine Weile zu entkommen.
    Ich lag im Gras, schaute in den Himmel und stellte mir meinen Gewinn als Riesenturm aus Zwanzigpfundnoten vor, der bis an die Wolken reichte. Als Berg aus Schuhen, Handtaschen, Klamotten und Schminke. Als Stapel aus Büchern, DVDs, Laptops, iPads und … und … anderen Sachen. So vielen Sachen, wie ich wollte. Sachen für alle, die ich kannte. Woche für Woche neue Sachen. Es war

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