Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Chemie war er ganz komisch. Er ist mir richtig ausgewichen. Außerdem habe ich ihn noch nie angerufen.«
»Glaubst du, es hat was mit seinem blauen Auge zu tun?«, fragte Nat.
Eins musste man meiner kleinen Schwester lassen – zuhören konnte sie. Shaz hätte nur die Augen verdreht und gesagt, ich solle mir nicht über irgendwelche Jungs den Kopf zerbrechen, sondern mich um meinen eigenen Kram kümmern. Zum Beispiel um die Hausaufgaben.
Ich ließ mich aufs Bett fallen.
»Na ja … ich hab schon gedacht … Vielleicht hat Jack ihm eine reingehauen.«
Natasha machte große Augen. »Wegen dem Fußballspiel? Also, das glaube ich nicht. Das ist doch schon ewig her.«
»Mensch, Nat – doch nicht wegen dem Fußballspiel. Wegen mir!«
»Wegen dir? Wieso das denn?« Sie klang so überrascht, dass ich mich ärgerte.
»Na ja … Shaz meinte, Raf hat es auf mein Geld abgesehen.«
»Aber du hast doch gesagt, er geht dir aus dem Weg … er beachtet dich gar nicht.«
»Das brauchst du mir nicht dauernd unter die Nase zu reiben! Wahrscheinlich ist das alles nur Taktik – allerdings glaube ich eher nicht, dass er eine Taktik hat, weil ich nämlich nicht glaube, dass er hinter meinem Geld her ist.«
»Aber das hast du doch eben selber gesagt!«
» Shaz hat das gesagt. Vielleicht hat sie es ja auch zu Jack gesagt und daraufhin ist Jack hingegangen und hat Raf eine reingehauen. Damit er mich in Ruhe lässt.«
Natasha machte ein ungläubiges Gesicht. Sie öffnete den Mund … und machte ihn wieder zu.
»Das kann natürlich sein«, sagte sie. »Weißt du was? Molly und Keira haben mich gefragt, ob ich mit ihnen auf den Flohmarkt gehe. Ist das nicht toll?«
»Findest du die beiden wirklich nett? Ich hatte den Eindruck, dass sie ein bisschen …«
»Molly und Keira sind supernett! Sie haben dich in Schutz genommen, als Georgia und Alicia gestern in der Schulkantine über dich abgelästert haben.«
»Georgia und Alicia haben was?«
Nat schlug die Hand vor den Mund. »Ich wollt’s dir gar nicht erzählen. Es ist auch total unwichtig.«
»Was haben Georgia und Alicia über mich gesagt?!«
»Ach, nichts. Sie haben dein Interview in der Bliss laut vorgelesen und sich darüber lustig gemacht.«
Ich fragte lieber nicht nach. Mir hatte der Artikel eigentlich ganz gut gefallen. Ich hatte von meinem Fantasieplan erzählt, in Südafrika ein Waisenhaus aufzubauen, wie Oprah Winfrey.
»Lass sie ruhig lästern«, sagte ich nur. »Die sindbloß neidisch.« Ich wandte mich wieder meinen Gedanken über Raf und Jack zu. Armer Raf. Blöder Jack.
Obwohl … die Vorstellung, dass sich zwei Jungs um mich prügelten, war auch irgendwie schmeichelhaft. Zumal, wenn es sich um die beiden bestaussehenden Jungen der Schule handelte.
Okay, Jack war nicht mein Typ, weil ich mir nichts aus blonden, blauäugigen, breitschultrigen Sportlern mache. Aber er sah gut aus, keine Frage.
Außerdem kannte ich ihn seit Ewigkeiten. Wir hatten schon im Sandkasten zusammen gespielt. Wir hätten in einer von diesen romantischen Komödien auftreten können, wo die beiden Hauptfiguren nach Jahren kumpelhafter Freundschaft plötzlich merken, dass sie ineinander verliebt sind. Aber so was gab’s nur in Hollywood.
Die Frage war bloß, ob Jack das auch so sah.
»Frag Jack doch einfach«, meinte Natasha. »Er würde es dir bestimmt sagen, wenn er Raf geschlagen hätte. Aber ich glaube das nicht. So was passt nicht zu Jack.«
Ich warf ihr einen prüfenden Blick zu. Natasha hatte schon immer für Jack geschwärmt. Es war mir nicht gelungen, ihr das auszutreiben.
»Oder du fragst Raf selber«, setzte sie hinzu.
Hm … Ich war am Wochenende sowieso mit Jack verabredet. Danach konnte ich im Internetcafé vorbeigehen und mit Raf reden. Puh, war das alles verzwickt …
Ich konnte es kaum erwarten!
Ich stand auf. »Du hast mir wieder mal sehr geholfen, Nat«, sagte ich und stürmte ins Bad. Eigentlich war Nat heute als Erste im Bad dran. Ihr Wutschreidrang durch die Tür, die ich hinter mir zuschlug und verriegelte.
Als ich am nächsten Morgen meine Jacke anzog, blickte Mum von ihrer Kaffeetasse auf.
»Gehst du weg?«, fragte sie. »Ich dachte, wir könnten uns mal in Ruhe unterhalten, Lia. Wir müssen über den Urlaub reden und … über alles Mögliche. Ich habe mit ein paar Immobilienmaklern telefoniert und Dad möchte mit dir über die Bäckerei sprechen.«
Mir wurde mulmig, »Ja klar«, sagte ich lahm. »Später, okay?«
Normalerweise hätte sie jetzt
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