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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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nicht so gut ausdrücken. Bei dir hat sich über Nacht dein ganzes Leben geändert und da dachte ich wahrscheinlich …« Er stockte und nahm noch einmal Anlauf. »Na ja … du bist … die anderen Mädchen glotzen die ganze Zeit und da dachte ich … ach, Mist! Erzähl du mir lieberwas. Wie ist das, wenn man plötzlich so viel Geld hat?«
    Das wurde ich in den letzten Wochen andauernd gefragt, aber Raf war der Erste, dem ich ehrlich antworten konnte. Alle anderen schrieben meine Antworten entweder mit oder gaben mir ungebetene Ratschläge oder hatten Probleme mit meinem Gewinn.
    »Es ist komisch. Irgendwie unheimlich. Ich weiß nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Plötzlich bin ich für alle nur noch das Lottomädchen und nicht mehr einfach Lia Latimer. Klar ist es auch toll und aufregend und macht Spaß, aber auf einmal ist alles anders und ich weiß gar nicht mehr, wo ich dabei bleibe.«
    »Tja … plötzlich ist alles anders …«, er schnippte mit den Fingern, »... und man selber kommt nicht richtig hinterher.«
    »Mein Bankberater will mich für ein Seminar anmelden: ›Im Einklang mit den Reichtum‹. Da treffen sich lauter junge Leute, die plötzlich reich geworden sind. Man soll lernen, wie man damit klarkommt und so.«
    Er trank einen Schluck Sprite. »Klingt doch gut.«
    »Schon … aber was mache ich, wenn die anderen alle total eingebildet sind und ich da gar nicht reinpasse?«
    »Ach, das wird schon. Ihr habt ja etwas gemeinsam.«
    Damit war dieses Thema erledigt. Wir tranken aus unseren Dosen.
    Raf machte als Erster wieder den Mund auf. »Du erzählst doch keinem, dass ich hier wohne, oder? Das hier ist ein Büro, und es ist verboten, in Gewerberäumen zu wohnen.«
    Er wohnte in diesem Loch? Was war mit der Villa in der Melbourne Avenue?
    »Keine Angst«, sagte ich, aber er spürte offenbar, was ich dachte, denn er setzte hinzu: »Es ist einfach praktisch. Ich mache oft die Spätschicht im Café und hier ist es schön ruhig. Irgendwann streiche ich auch die Wände und so.«
    »Wohnst du denn nicht bei deinen Eltern?«
    »Es ist besser so. Darum war ich letzte Woche auch nicht in der Schule. Ich bin umgezogen.«
    Bestimmt gab es irgendwo ein Klo mit Waschbecken, aber wo duschte er? Mikrowelle, Toaster und Wasserkocher stellten vermutlich die Küche dar.
    Offenbar hatte er es in der Villa nicht mehr ausgehalten. Im Nachhinein kam es mir vor, als ob das Haus etwas Düsteres, Unheimliches hatte, jedenfalls verglichen mit den frisch gestrichenen, hellen Nachbarvillen.
    Was wieder für die Werwolf- beziehungsweise Vampir-Theorie sprach.
    Oder aber dafür, dass seine Eltern auch so brutale Schläger waren wie sein Bruder.
    »Ist wirklich alles in Ordnung, Raf?«
    Diesmal war sein Lächeln überzeugender. »Mir geht’s schon wieder ganz gut. Ich hab noch nie allein gewohnt. Ich find’s toll. Hast du das nie, dass du einfach mal allein sein musst?«
    War das ein Wink mit dem Zaunpfahl? Ich war mir nicht sicher. Aber wir saßen so nah beieinander auf dieser alten Matratze. So nah, dass ich die feinen Härchen auf seinen Handrücken erkennen konnte. Und er war entspannter, als ich ihn jemals erlebt hatte.
    Vielleicht ging es ihm ja wie mir. Vielleicht war er auch ganz wild drauf, endlich erwachsen und unabhängig zu sein. Aber er wartete nicht auf einen Lottogewinn. Er krempelte die Ärmel hoch und unternahm etwas.
    »Du hast es gut«, sagte ich. »Ich freu mich auch schon drauf, allein zu wohnen. Ich will mir eine Immobilie kaufen.« Aber dann biss ich mir auf die Zunge und beschrieb ihm meine Traumwohnung lieber nicht. So ärmlich, wie er hier hauste, hätte er das womöglich als Kränkung aufgefasst.
    »Willst du eine Wohnung für dich allein kaufen oder lieber ein großes Haus für deine ganze Familie mit einer eigenen Wohnung für dich?«, erkundigte er sich.
    War das etwa die nächste himmlische Botschaft? Raf legte offenbar großen Wert auf Familienzusammenhalt. Zumindest, solange es nicht seine eigene Familie betraf.
    »Eher eine Wohnung«, antwortete ich. »Ich weiß bloß noch nicht, wie ich meinen Eltern klarmache, dass ich ausziehen will. Außerdem meinte mein Bankberater, wenn ich Immobilien besichtige und die Makler mich erkennen, gehen sie mit den Preisen hoch.«
    Dummes Gelaber, dachte ich. So kam ich nicht weiter, wenn ich die ganze Zeit nur über mich und mein Geld redete. Aber was hatte ich denn sonst für Themen? Mein Geld hatte von mir Besitz ergriffen. Ich war mein Geld.
    »Wenn du

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