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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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schloss die Augen und dachte an Rafs große graue Augen … an seinen Zahnpastageschmack …
    »Leg dir für deine Zukunft ein schönes Polster an«, sagte Dad. »Was die Bäckerei angeht, habe ich mir schon überlegt, dass –«
    »Und wir sollten umziehen!«, fiel ihm Mum ins Wort. »Dass du dir immer noch mit Natasha ein Zimmer teilen musst, ist doch jetzt wirklich unnötig. Du brauchst ein eigenes Zimmer. Guck mal hier …«, sie wedelte mit einem Maklerprospekt, »sechs Schlafzimmer, sechs Bäder, ein Wintergarten und ein Swimmingpool. Ein Pool!«
    Hmmm … Ein klatschnasser Raf, dem die spärlichen Klamotten am Leib klebten … ich im Bikini … Knutschen im Wasser … und meine Eltern in ihren Liegestühlen, die unser Treiben mit Adleraugen verfolgten (oder mit Ferngläsern, beziehungsweise Videokameras).
    »Was willst du denn in London mit einem Pool?«Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Kreditkartenabrechnung: 450 Pfund John Lewis, 220 Pfund Top Shop, 140 Pfund Friseur. »Der lohnt sich doch für die zwei warmen Wochen im Jahr gar nicht. Und sechs Bäder? Jeder von uns kann sowieso nur eins auf einmal benutzen. Außerdem steht das Haus in Hertfordshire. Das ist ja nicht mal mehr in London.«
    »Hertfordshire gehört zu London, Schatz. Zum Grüngürtel. Du könntest dir ein Pony kaufen.«
    »Ich will aber kein Pony.«
    »Du hast uns jahrelang damit in den Ohren gelegen. Guck mal, dieses Haus hier hat sogar Ställe und einen Reitplatz.«
    »Mum, ein Pony hab ich mir mit sieben gewünscht, als ich so ein Mädchen-Pferdebuch gelesen hatte. Das hat sich längst erledigt. Ich will nicht aus London wegziehen.«
    »Hertfordshire hat U-Bahn-Anschluss.«
    »Hertfordshire ist am Arsch der Welt.«
    »Hier ist noch eine Rechnung. Von Natashas Gesangslehrerin.«
    Ich schwör’s, mir kamen die Tränen, als ich die Endsumme sah.
    »Vierhundert Pfund?!«
    »Natasha nimmt zweimal die Woche Unterricht. Das ist eine einmalige Gelegenheit.«
    »Vierhundert Pfund im Monat! Dafür, dass sie …« Ausgerechnet in diesem Augenblick kam Natasha ins Zimmer gehüpft und hörte zum Glück nicht die Fortsetzung: »... nicht singen kann!«, weil sie ihr Handy am Ohr hatte. Mum warf mir einen warnenden Blickzu. Ich nahm mir wieder ihre Kreditkartenabrechnung vor.
    »Achtzig Pfund fürs Nagelstudio? Dafür mache ich dir auch die Nägel!« Obwohl … eigentlich brauchte ich ja nicht noch mehr Geld. Ironie des Schicksals: Diese vielversprechende Einnahmequelle fiel mir natürlich erst ein, als es zu spät war.
    »Sei nicht so frech zu deiner Mutter.«
    »Ich bin nicht frech. Ich zahle deine Ausgaben in Höhe von …«, ich blätterte um, »... von unfassbaren dreitausendsechshundert Pfund!«
    Mum machte ein betretenes Gesicht. Natasha hatte zu Ende telefoniert.
    »Molly hat mich gefragt, ob ich bei ihr übernachte«, verkündete sie strahlend. »Darf ich?«
    »Wer ist Molly?«, fragte Mum zurück. »Warum lädst du sie nicht zu uns ein? Wir bekommen dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht, Natasha. Lass doch deine Freundinnen hier übernachten.«
    Natasha und ich machten gleichzeitig: »Pfff!«
    »Und wo willst du sie unterbringen?«, fragte ich.
    »Deswegen will ich ja umziehen, Lia. Ihr Mädchen braucht mehr Platz.«
    Jetzt oder nie!
    »Übrigens … ich habe mir überlegt … dass ich mir vielleicht eine Wohnung kaufe.«
    »Oh!«, kam es von Mum.
    »Lia!«, von Natasha.
    »Eine ausgezeichnete Idee«, von Dad. »Die ideale Geldanlage. Du kannst die Wohnung ein paar Jahre lang vermieten und selbst einziehen, wenn du erwachsenbist. An welche Gegend hast du gedacht? An die Docklands?«
    »Eher an Primrose Hill oder Hampstead.«
    »Auch sehr schön. Natürlich teurer, aber du kannst es dir ja leisten. Außerdem kannst du dort mehr Miete verlangen. Irgendwelche reichen Eltern können die Wohnung für ihren Sohn oder ihre Tochter mieten.«
    »Na ja … eigentlich wollte ich selbst dort wohnen.«
    »Sag ich doch. Wenn du erwachsen bist. Mit achtzehn vielleicht, je nachdem, wo du mal studierst. Am besten kaufst du eine große Wohnung, die du dir mit Freunden teilen kannst. Dann können deine Freunde dir Miete zahlen und du bist fein raus.«
    »Und wenn ich gar nicht studieren will?«
    Dad wurde schlagartig ernst. »Ich weiß schon, Schätzchen, wir haben immer davon gesprochen, dass du eines Tages die Bäckerei übernimmst. Ich bin damals mit sechzehn von der Schule abgegangen und hab meinem Dad geholfen. Aber du musst es nicht genauso machen.

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