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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Vorbereitung bedurft.
    Shaz hatte nichts dagegen, dass ich bei ihr übernachtete. Sie bestand aber darauf, dass ich Natasha eine SMS schrieb, damit meine Eltern wussten, wo ich war. Erst weigerte ich mich – sollte Mum sich doch Sorgen machen! –, aber dann stimmte ich Shaz zu, dass Dad eine so harte Strafe nicht verdient hatte. Schließlich bestand sein Hauptverbrechen darin, dass er eine gierige, egoistische, böse Hexe geheiratet hatte.
    Shaz tupfte mir die verschmierte Wimperntusche ab und machte mir einen Kakao. »Lass uns morgen drüber reden, wenn es dir besser geht«, meinte sie.
    Aber am nächsten Morgen ging es mir nicht besser. Wir hatten das Haus für uns allein. Shazias Vater besuchte Verwandte in Islamabad und ihre Mutter war mit einer langwierigen Zwillingsentbindung beschäftigt (sie war Hebamme). Ich holte tief Luft und ließ alles raus. Obwohl Shazia mich so fürsorglich aufgenommen hatte, fiel ihre Reaktion auf meinen Bericht anders aus, als ich mir gewünscht hätte.
    »Du musst deinen Eltern gegenüber respektvollersein, Lia«, sagte sie beim Frühstück. Diesmal gingen wir nicht ins Café, weil ich mich mit meinen verheulten Augen nicht unter die Leute traute.
    »Wieso? Die sind doch auch nicht respektvoll mir gegenüber!«
    »Trotzdem. Sie sind deine Eltern . Es ist ihre Aufgabe, für dich zu sorgen und dich von unvernünftigen Entscheidungen abzuhalten. Wieso hast du es überhaupt so eilig mit dem Ausziehen? Du bist doch erst sechzehn.«
    »Ich brauche mehr Platz. Ich will mich endlich erwachsen fühlen.«
    »Wenn du ein großes Haus kaufen würdest, hättest du so viel Platz, wie du willst. Du brauchst es deinen Eltern ja nicht zu schenken. Ihr könntet zusammenlegen, dann gehört euch das Haus gemeinsam.«
    »Ich will mir aber nicht mehr von ihnen vorschreiben lassen, was ich zu tun habe. Ich will mir nicht anhören müssen, dass ich nur an mich denke«, schniefte ich. »Obwohl … vielleicht sollte ich einfach mal nur an mich denken. Dann hätten wir alle unsere Ruhe.«
    Shaz schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht einfach den Kontakt zu deinen Eltern abbrechen. Du brauchst sie.«
    Ich dachte an Raf in seinem provisorischen neuen Zuhause. Er würde mich verstehen.
    Ich trocknete mir energisch die Augen. »Bevor Mum und ich uns gekracht haben, war ich eigentlich superglücklich … wegen Raf. Du weißt schon, Raf Forrest. Er mag mich, Shaz. Er hat mich sogar geküsst!«
    Ich Idiot.
    »Spinnst du, Lia? Du kennst ihn doch kaum! Und da lässt du dich von ihm küssen? Bestimmt haben in seinen Augen Pfund-Zeichen geleuchtet! Er …«
    »Ich bin sooo verliebt!«, fiel ich ihr ins Wort und breitete theatralisch die Arme aus.
    Shaz zog die Augenbrauen hoch, zuckte die Schultern und sagte: »Du hast sie echt nicht mehr alle. Bloß weil er gut aussieht, kannst du nicht mehr klar denken.«
    »Es geht nicht nur darum, dass er gut aussieht«, widersprach ich. »Wir haben uns total super unterhalten!«
    »Aber du kennst ihn gar nicht«, beharrte Shaz. »Du bist in einen völlig Fremden verliebt, nur weil er dir tief in die Augen geschaut hat. Mensch, Lia! Wenn sich im Kino jemand auf den ersten Blick verliebt – nimmst du das dann auch ernst?«
    »Nein … aber das sind ja bloß Filme. Was ich erlebt habe, war echt!«
    »Sonst lästerst du immer über die Mädchen, die sich schon Hoffnungen machen, wenn sich ein Junge mal herablässt, sie zur Kenntnis zu nehmen. So wie die blöde Bella Swan. Da waren wir uns doch immer einig, oder?«
    »Jahaaa … aber ich habe mich nicht auf den ersten Blick in Raf verliebt. Unsere Liebe ist langsam gereift. Ich habe das ganze Jahr in Chemie neben ihm gesessen.«
    »Und in dem ganzen Jahr hat er vielleicht zweimal mit dir gesprochen. Er hat dich links liegen lassen. Und jetzt schaut er dir in die Augen und du bist hin und weg. Wieso verhält er sich auf einmal so anders? Malüberlegen … Könnte es vielleicht an den acht Millionen liegen?«
    »Shaz!«
    Mein iPhone klingelte. Natasha. Ich drückte sie weg.
    Shaz ließ sich nicht ablenken. »Du kannst nicht erwarten, dass ich begeistert tue, wenn du total auf dem Holzweg bist. Da wäre ich ja eine schöne Freundin! Ich meine ja auch nur, dass du ihn erst besser kennenlernen sollst, bevor du dich mit ihm einlässt. Was hat er für Eltern? Hat er noch Geschwister? Wie wohnt er? Was ist er wirklich für ein Mensch?«
    »Seine Eltern und Geschwister interessieren mich nicht. Mit denen habe ich nichts zu tun«, sagte ich

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