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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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nicht. Mit Obsttörtchen werfen – also so was!«
    Raf drückte sich die Hände vor den Mund.
    »Es war ein Ananas-Windbeutel«, berichtigte mein Vater die Frau, und jetzt verlor ich die Beherrschung. Ich bekam einen derartigen Lachanfall, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen.
    »Reiß dich zusammen, Lia!«, sagte Dad tadelnd.
    »Ich kann nicht!«, japste ich.
    »Wir unterhalten uns später noch.« Er machte ebenfalls kehrt und ging in Richtung Bäckerei. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und drehte sich zu Raf um. »Bis morgen um fünf. Willkommen an Bord. Normalerweise ist es ruhiger.«
    Raf schaffte es, sich einen Augenblick zusammenzunehmen, und erwiderte: »Danke, Mr Latimer. Bis morgen.« Dann musste er sich ans Schaufenster des Fischladens lehnen, weil es ihn vor Lachen schüttelte.
    »Oh Mann«, prustete er. »Du hast … sie hat … und dann muss sie sich noch in der Seniorenhilfe abwischen lassen!«
    Immer noch lachend schob ich mich näher an ihn heran, in der Hoffnung auf eine flüchtige Umarmung … vielleicht sogar einen Kuss … Doch da drehte Raf sich um, weil ihm jemand auf die Schulter tippte.
    Er wurde leichenblass und hörte schlagartig auf zu lachen. Hinter ihm standen sein großer Bruder und ein älterer Mann. Der Mann hatte dunkles, von Silberfäden durchzogenes Haar und stechend blaue Augen. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und sein hageres, strenges Gesicht war trotz allem irgendwie attraktiv.
    »Schön, dass man dich mal lachen sieht, Rafael«, sagte er mit tiefer Stimme.
    »Tag, Lia«, sagte Jasper. »Was ist denn so komisch?«
    »Nichts.«
    Der ältere Mann musterte mich. »Lia Latimer? Das Mädchen, das im Lotto gewonnen hat? So so. Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin von Rafael bist.«
    »Ist sie ja auch nicht«, sagte Jasper barsch. »Was machst du überhaupt hier, Raf? Warum bist du nicht im Café?«
    Ich wartete darauf, dass Raf seinem Bruder sagte, er solle abhauen, dass er meine Hand nahm und verkündete, ich sei nicht nur irgendeine Freundin, sondern … Aber er warf mir nur einen kurzen Blick zu und trabte los.
    »Raf hat sich bei deinem Vater beworben, Lia«, sagte Jasper. »Hat er den Job bekommen?«
    Ich nickte. Deswegen war Raf also in der Bäckerei gewesen! Dad hatte erwähnt, dass er für die Fünf-Uhr-Schicht jemanden einstellen wollte, damit er nicht jeden Tag so früh rausmusste.
    »Noch ein Job?«, fragte der ältere Mann seufzend.»Rafael hat Besseres zu tun, als in einer … in einer Vorstadtbäckerei zu jobben. Es ist ein Jammer!«
    »Ach was«, erwiderte Jasper. »Das tut ihm gut.«
    Der Mann ergriff meine Hand. Seine Finger waren kalt und glatt wie Marmor. »Danke«, sagte er. »Danke, dass du Rafael zum Lachen gebracht hast.«
    »Äh … gern geschehen«, stotterte ich, gebannt vom Blick seiner saphirblauen Augen.
    Er hielt meine Hand fest. »Du hast eine große Chance bekommen – nämlich die Chance, deinem Leben und dem deiner Mitmenschen eine andere Richtung zu geben. Darüber würde ich mich gern mal mit dir unterhalten.«
    »Aber nicht jetzt«, sagte Jasper. »Lia hat viel um die Ohren und muss bestimmt weiter. Hat mich gefreut, Lia. Komm, Nick.«
    Der Mann ließ mich los. Meine Hand war eiskalt geworden.
    »Auf Wiedersehen, Miss Latimer«, verabschiedete er sich. Dann ging er mit Jasper davon – am Nagelstudio vorbei, an unserer Bäckerei – in Richtung Melbourne Avenue. Offenbar wohnten die beiden in der prächtigen Villa, während Raf im Internetcafé schuften musste und noch nicht mal ein richtiges Bett hatte.
    Dann fiel mir die Sache mit Donna und dem Windbeutel wieder ein und ich griff zu meinem Handy. Ich wollte Jack vorwarnen und bei der Gelegenheit vielleicht in Erfahrung bringen, was Donna jetzt vorhatte.
    Jack ging nicht ran. Ich überlegte, ob ich einfach bei ihm vorbeigehen sollte, aber ich hatte Schiss, dass womöglichDonna aufmachen würde. Konnte ich Jack jetzt nie mehr besuchen?
    Keine Shaz. Kein Jack. Ich konnte nirgendwohin. Ich konnte nur nach Hause gehen. Aber wenn Mum wieder so eklig zu mir war, würde ich mir ein Flugticket nach New York kaufen! Allerdings musste ich ihr dafür erst meinen Reisepass entlocken.
    Natasha war allein zu Hause. Als sie mich sah – tränen- und sahneverschmiert –, rief sie: »Sag mal, was ist hier eigentlich los? Das Telefon klingelt wie verrückt! Alle Zeitungen wollen ein Interview mit dir.«
    Scheiße! Donna hatte sich nicht an ihren Anwalt gewandt, sondern an die

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