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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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entwischst du mir nicht, Lia Latimer«, sagte Donna.
    »Hab ich doch gar nicht versucht«, wollte ich widersprechen, aber ich hatte einen Krümel im Hals und musste husten.
    »Du hast Jack ein Motorrad gekauft. Ein Motorrad! Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Na ja … er wollte gern eins haben …«
    Sie wurde immer lauter. »Erstens hatte mein Bruder einen Motorradunfall, als er so alt war wie Jack. Er hat sich nie mehr davon erholt. Ich habe meinen Söhnen das Motorradfahren strikt verboten!«
    Sie sprach wahrscheinlich von Jacks Onkel Terry, der nicht ganz richtig im Kopf war. Ich hatte nicht gewusst, woher das kam.
    »Zweitens hat Jack sowieso ein Recht auf die Hälfte des Geldes, weil er den Lottoschein nämlich gekauft hat.«
    »Er hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt.« Von den blöden Lebkuchenkrümeln hatte ich Tränen in den Augen.
    Eine Kundin kam herein und wollte, dass Rita ihr ein Vollkornbrot aufschnitt. Donna ließ sich nicht ablenken.
    »Jack hat den Schein gekauft, da gibt’s nichts dran zu rütteln. Acht Millionen! Und du willst ihn mit einem Motorrad abspeisen, mit dem er sich höchstwahrscheinlich umbringt!«
    »Du hast Jack ein Motorrad gekauft?«, fragte Dad. Ich hatte gar nicht mitgekriegt, dass er die Treppe runtergekommen war.
    »Er hat sich eins gewünscht. Die Maschine ist echt schön.«
    Die Kundin machte keine Anstalten, wieder zu gehen. Zwei weitere Frauen waren hereingekommen und hörten zu.
    »Du bist doch krank!«, keifte Donna. »Du willst Jack loswerden, damit du ihm nichts abgeben musst!«
    Rita und Norma schüttelten missbilligend die Köpfe.
    »Das ist aber nicht nett, meine Liebe«, sagte Norma. »Jetzt beruhige dich doch mal.«
    Donna tobte weiter. »Ich erlaube ihm auf keinen Fall, das Motorrad zu behalten! Ich schicke es zurück. Du kannst Jack stattdessen einen Scheck geben. Aber nicht nur über läppische zwanzigtausend Pfund, das sag ich dir gleich!«
    »Jetzt mach aber mal halblang, Donna«, sagte Dad.
    »Jack gehört die Hälfte des Geldes, so viel steht fest. Wir gehen vor Gericht! Wir haben uns schon einen Anwalt genommen. Und du willst Jacks Freundin sein, du egoistisches kleines Flittchen?«
    »Jetzt reicht’s aber, Donna«, sagte Dad. »Sei so gut und geh.«
    »Ich bin kein Flittchen!«, fauchte ich. »Ich muss Jack gar nichts abgeben, keinen Penny, und trotzdem habe ich ihm seinen Herzenswunsch erfüllt!«
    »Wäre ja nicht das erste Mal!«, giftete Donna. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es mir nicht passt, wie du dich an meinen Sohn ranschmeißt! Du …«
    »Klappe!«, brüllte ich, griff mir einen von Ritas Ananas-Windbeuteln und zielte auf Donnas offenen Mund. Donna schrie auf – und der Windbeutel landete auf ihrer Bluse. Sahne und Ananasstückchen rutschten ihr in den runzligen Ausschnitt.
    »Lia!«, sagte Dad. »Also wirklich!«
    »Ihr hört von meinem Anwalt!«, kreischte Donna und rannte raus.
    »Verschwinde!«, rief Rita ihr nach.
    »Geschieht dir ganz recht!«, schloss Norma sich an.
    Dann hüstelte jemand und ich drehte mich um.
    Oh nein. Bitte nicht.
    Hinter Dad stand Raf.

16
    Viele Leute beneiden dich um dein Glück.
Damit umzugehen ist nicht immer leicht,
aber Schuldgefühle sind unangebracht.
    Wo kam der denn plötzlich her? Und ausgerechnet jetzt, wo Donna mich gerade fertiggemacht hatte? Ich schluchzte laut auf und rannte nach draußen – und Dad, die Mädels, die Kundinnen und Raf rannten hinterher.
    Am Fischladen holten sie mich ein.
    »Komm wieder mit rein und lass uns vernünftig darüber reden«, sagte Dad. »Und mach dir keine Gedanken wegen dieser dummen Gans. Das ist alles nur Geschwätz.«
    Ich wühlte wie eine Besessene in meinen Hosentaschen nach einem Papiertaschentuch. Ich wollte nicht in aller Öffentlichkeit heulen.
    Inzwischen hatte sich ein kleiner Menschenauflauf um uns gebildet. »Das ist das Lottomädchen«, sagte jemand.
    »Unmöglich, so was!«, ließ sich jemand anders vernehmen. »Die Ärmste musste in den Laden der Seniorenhilfe laufen und sich abwischen lassen.«
    Ich zog die Nase hoch und schielte zu Raf hinüber. Zu meiner Überraschung machte er nicht etwa ein angeekeltes Gesicht. Seine grauen Augen blickten ernst wie immer, aber um seinen Mund zuckte es.
    »Es war ein Versehen«, sagte Dad. »Hört mal, Norma und Rita – ihr könnt den Laden doch nicht einfach allein lassen!«
    Die Mädels schrien erschrocken auf und hasteten zurück.
    »Ein Versehen?«, sagte die Frau. »Also den Eindruck hatte ich

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