Ein Macho auf Abwegen
nichts
Kompliziertes.“ Marc fuhr sich nervös mit der Hand durch das Haar. Er konnte
das alles gar nicht in seinen Kopf bekommen. „Was ist mit den Beinen, Herr
Doktor?“
„Die Beine hat dieser Kerl ihr auch zerschlagen. Alle
beide!“
„Beide Beine“, flüsterte Marc blass. „Herr Doktor, wird sie
das überleben?“
„Die Brüche werden auf jeden Fall wieder verheilen. Sie wird
wieder laufen können. Es wird zwar eine ganze Weile dauern, aber das wird alles
wieder!“, beruhigte ihn der Mediziner.
Was musste sie wohl alles durchgemacht haben? Welche Ängste
und Schmerzen hatte sie wohl aushalten müssen? „Hat man sie ...“ Marc dachte
kurz nach, ob er das überhaupt fragen durfte. Vielleicht würde sie ihm ja auch
den Kopf abreißen, wenn sie es später einmal erfahren würde. „Ich meine ...,
Herr Doktor, ist sie auch missbraucht worden?“ Der Arzt schüttelte den Kopf und
legte seine Hand auf Marcs Schulter. „Nein, Herr Stevens. Das ist so ungefähr
das Einzige, was Frau Klasen erspart geblieben ist bei dem Überfall.“
Wenigstens das!, dachte Marc.
„Wenn sie wieder aufwacht,... wird sie dann noch genauso
sein wie vorher?“, erkundigte er sich weiter. Der Arzt runzelte bedacht die
Stirn. „Das ist unser Problem. Das können wir kaum vorhersagen. Das EEG war
zwar nicht sehr auffällig, aber man kann nie wissen, ob etwas zerstört worden ist.
Wir müssen abwarten, bis sie wieder zu sich kommt! Das kann allerdings Stunden,
Tage oder Wochen dauern. Wir müssen Geduld mit ihr haben!“, antwortete der
Arzt.
Marc fühlte sich unermesslich hilflos. „Was kann ich tun?
Wie kann ich ihr helfen?“
„Sie können hier bleiben und mit ihr reden. Es kann sein,
dass sie das mitbekommt. Sie hat die OP auf jeden Fall gut überstanden. In
Lebensgefahr befindet sich ihre Lebensgefährtin nicht mehr. Mal sehen, was die
nächsten Stunden ergeben.“ Die Ansicht des Arztes über seine Beziehung zu Frau
Klasen wollte er sofort klarstellen. Was hatte er vorhin gesagt? Es kann sein,
dass sie alles, was um sie herum passiert, wahrnimmt! Und mit Sicherheit würde
Frau Klasen gesteigerten Wert drauflegen, den Mediziner über ihr Verhältnis
aufzuklären.
„Sie ist nur meine Assistentin, Herr Doktor.“ Inge Fink
lächelte ihn an, als hätte sie genau verstanden, warum er den Arzt sofort
korrigiert hatte.
„Können wir uns ein wenig unterhalten, Frau Fink?“, fragte
Marc sie. „Aber bitte draußen!“ Er wollte ein paar Dinge von Inge Fink wissen,
die ganz sicher nicht für Frau Klasens Ohren bestimmt waren.
„Was ist denn eigentlich genau passiert?“
„Sie ging, wie immer, um dreiundzwanzig Uhr nach Hause.
Irgendein Kerl hat sie ausgeraubt und so zugerichtet. Mehr kann ich leider auch
nicht sagen.“
Marc wollte sich um alles kümmern. „Müssen wir nicht
jemanden benachrichtigen?“
„Sie hat wirklich niemanden, Herr Stevens. Sie erzählt kaum
etwas über ihr Privatleben. Ich weiß nur, dass sie lange Zeit in Südspanien
verheiratet war und nach der Scheidung zurück nach Deutschland gekommen ist.
Aber sie hat eine Freundin in Spanien, eine Anwältin, mit der sie immer noch in
Kontakt steht. Die hat sie schon öfter erwähnt.“
„Frau Fink, mich würde allerdings viel mehr interessieren,
warum Christina bei Ihnen arbeitet. Können Sie mir dazu etwas sagen?“
„Sie hat wohl ein ähnliches Schicksal wie unsere Frauen im
Frauenhaus. Einzelheiten kenne ich auch nicht. Sie braucht diese Arbeit
allerdings wie eine Droge. Sie geht förmlich darin auf, glauben Sie mir!“
Marc wurde nachdenklich. „Sie hat ein Problem mit Männern,
meinen Sie?“ Inge Fink war sich nicht sicher, ob Christina es recht wäre, wenn
sie mit Stevens darüber redete. Sie kam jedoch zu dem Entschluss, dass außergewöhnliche
Situationen automatisch auch außergewöhnliche Handlungsweisen nach sich ziehen
mussten. Vielleicht konnte eine kleine Information einige Missverständnisse
zwischen Christina und ihrem Chef aufklären.
„Ja, sie hat Angst. Sie hatte sogar eine Heidenangst mit
Ihnen nach Barcelona zu fahren und war danach überglücklich, als Sie ihr nichts
angetan hatten“, lächelte Frau Fink ihn an. Marc traute seinen Ohren nicht.
„Sie dachte, ich würde sie schlagen oder so etwas?“, empörte er sich. „Ja,
vielleicht. Aber vielmehr glaubte sie, Sie würden sich ihr ... na ja ...
sexuell nähern wollen. Wissen Sie. Sie sind nicht nur ein Mann. Ihnen eilt ja
auch ein gewisser Ruf voraus!“
„Aber
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