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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Wärme und Liebe in seiner Stimme, selbst wenn er ihr von irgendwelchen
blöden Casting-Shows erzählte. Sie hatte Marc Stevens schon oft sprechen hören.
Jeder kannte ihn aus dem Fernsehen oder Radio. Diese Tonlage hätte sie aber
niemals dem blonden Superstar zugeordnet. „Ist sie hübsch?“, fragte sie ihn
beiläufig. „Oh, Frau Klasen ist nicht nur hübsch, sie ist wunderschön“,
antwortete Marc. „Wie heißt sie mit Vornamen?“
    „Christina. Ihr Name ist Christina.“ Die Krankenschwester
trat zu ihm. „Dann nennen Sie sie auch so, Herr Stevens! Sie hat einen sehr
schönen Namen.“ Marc schüttelte den Kopf. „Sie kennen meine Sekretärin nicht,
Schwester. Sie würde mich glatt vierteilen lassen, wenn sie das herausbekäme!“
    „So streng ist sie mit Ihnen?“
    Marc musste lächeln. „Ja, das ist sie. Allerdings.“ Er hielt
einen Moment inne. „Das letzte Mal, als wir uns sahen, haben wir fürchterlich
gestritten, und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie sie auf mich reagieren
wird, wenn sie aufwacht.“ Die rundliche Krankenschwester schaute ihn aus ihren
blauen Kulleraugen an. „Wir wollen doch, dass das arme Wurm hier schnell wieder
gesund wird, oder? Erzählen Sie ihr weiter alles, was Ihnen einfällt, und
nennen Sie sie bei ihrem Vornamen! Das ist doch viel familiärer! Und wenn die
Dame Ihnen Schwierigkeiten deswegen macht, sagen Sie einfach, ich hätte Sie
dazu gezwungen! Ich nehme das auf meine Kappe! Sie wird Ihnen schon nicht den
Kopf abreißen, Herr Stevens!“
    Er blieb den ganzen Tag bei ihr sitzen. Er sprach mit ihr.
Er hielt ihre Hand und streichelte sie. Doch Christina zeigte keine Reaktion.
Ab und zu ein leises Stöhnen und ein kümmerliches Blinzeln, mehr gab sie nicht
von sich.
    Stundenlang erzählte er ihr alles, was ihm gerade durch den
Kopf ging. Er sprach sogar über seine Zeit mit Babsie Bachmaier. Sie sollte
merken, dass sie nicht alleine war. Seine bewusstlose Assistentin reagierte
jedoch auf gar nichts.
     
    „Herr Stevens, Sie sitzen jetzt schon so lange hier. Wollen
Sie nicht lieber nach Hause gehen und sich ein wenig ausruhen. Sie können ja
morgen früh wieder kommen!“ Es war schon früher Abend, als die Schwester ihn
wegschicken wollte. „Ich gehe hier nicht weg! Nicht bevor es ihr nicht besser
geht“, antwortete er erschöpft. Er konnte es sich selber nicht erklären, warum
er nicht weggehen wollte. Er musste einfach dort sitzen bleiben. Er wollte
momentan nirgendwo anders sein, als hier am Krankenbett von Frau Klasen und das
wenigstens solange, bis sie aufwachen würde. Es wäre ihm sogar egal, wenn sie
ihn anschließend achtkantig hinauswerfen würde.
    Jetzt verfolgt der mich auch schon im Schlaf, dachte
Christina. Mir reicht eigentlich ein nächtlicher Traumbegleiter. Aber was redet
der denn da? Sie hörte eindeutig Stevens Stimme.
    „Weißt du, Christina. Ich würde so gerne mehr von dir
wissen. Vielleicht könnte ich dich dann auch besser verstehen. Die ganze
Geschichte mit dem Frauenhaus. Warum dir die Arbeit dort so viel bedeutet, und
auch welche Aufgaben du dort hast ...“
    Christina? Du? Frauenhaus? In welchem Traum saß sie denn da
gerade fest?
     
    Sie hatte in den letzten Minuten wesentlich öfter
aufgestöhnt. Sie war irgendwie unruhiger geworden. War das nun ein gutes oder
ein schlechtes Zeichen? „Ich bin gleich wieder da!“, erklärte er ihr besorgt.
„Ich hole nur schnell eine Krankenschwester.“
    Es war eindeutig Stevens, der mit ihr sprach. Welche
Krankenschwester? Was war denn bloß los? Sie probierte die Augen zu öffnen,
aber es funktionierte einfach nicht. Ihre Augenlider waren ungefähr so schwer
wie ein ausgewachsener Elefant. Alles war schwer. Nicht nur ihre Augenlider,
auch ihr Kopf und ihre Beine schienen mehrere Tonnen zu wiegen. Was war das
nur? Ihr Kopf war nicht nur bleischwer, sondern er dröhnte noch dazu. Du liebe
Zeit! Diese Kopfschmerzen!, dachte Christina. Jetzt hörte sie noch eine zweite
Stimme. Es war die einer Frau. Sie hatte diese Stimme noch nie im Leben gehört.
    „Ob sie zu sich kommt, Schwester? Ich glaube sie versucht zu
blinzeln.“ Stevens schien ziemlich aufgewühlt zu sein. Auf jeden Fall war sein
Ton merkwürdig unausgeglichen. „Sieht ganz so aus, als wollte Frau Klasen
endlich aufwachen. Sie haben Recht Herr Stevens. Ich hole rasch einen Arzt!“
    Ja, natürlich will ich aufwachen! Es geht aber irgendwie
nicht! Sie versuchte angestrengt ihre Augen zu öffnen. Christina spürte, wie
jemand ihre

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