Ein Macho auf Abwegen
brauche eigentlich auch gar nicht so ein Luxuszimmer.“ Er
setzte sich zu ihr und nahm schon aus reiner Gewohnheit ihre Hand. „Christina,
ich mache das, weil ich möchte, dass es dir an nichts fehlt. Ohne Bedingungen.“
„Versprochen?“
„Ja, versprochen“, antwortete er ganz ehrlich.
Christina kannte ihn nun schon so weit, dass sie wusste, er
würde niemals leichtfertig etwas zusichern, wenn er es nicht auch so halten
wollte.
Er war so oft bei ihr, dass Christina sich schon Sorgen
machte, seine Karriere könnte deswegen den Bach hinunter gehen. „Ich möchte
nicht, dass du meinetwegen deine Arbeit vernachlässigst.“
„Da, mach’ dir mal keine Sorgen. Ich habe das schon alles im
Griff!“
Die beiden redeten über Gott und die Welt, und Marc hatte
einen Riesenspaß, wenn er sie zum Lachen bringen konnte. Keiner von beiden
vermochte sich die Frage zu beantworten, ob sie nun ein Paar waren, oder auch
nicht. Beide waren mit der momentanen Situation glücklich, denn sie konnten
nahezu entspannt und unbefangen miteinander umgehen.
Er hatte ihr inzwischen sein ganzes Leben erzählt. Christina
kannte alle seine Höhen und Tiefen, doch wenn sich ein Gespräch auf ihr eigenes
früheres Leben lenkte, versuchte sie sich halbwegs elegant aus der Affäre zu
ziehen. Manchmal war Marc recht enttäuscht über ihre Reaktionen, denn auch am
Ende ihres Krankenhausaufenthaltes, hatte sie offensichtlich immer noch nicht
genug Vertrauen zu ihm aufgebaut, um ihm aus freien Stücken von ihrer
gescheiterten Ehe zu berichten. Sie konnte ihm auch keine plausible Erklärung
dafür abgeben, warum er seine Beziehung zu ihr für sich behalten sollte.
„Mach’s doch einmal anders, Marc! Die Öffentlichkeit muss nicht von jeder
deiner Bekanntschaften etwas wissen“, war das Einzige, was sie dazu zu sagen
hatte.
Marc holte sie am Tag ihrer Entlassung vom Krankenhaus ab
und trug sie vom Auto bis an ihre Wohnungstür im zweiten Stockwerk. Sie
brauchte immer noch Krücken, und gerade das Treppensteigen machte ihr sehr
große Mühe. „Willst du nicht lieber zu mir kommen? Das wäre doch alles viel
einfacher, ohne Treppen und so.“
Doch daran wollte sie gar keinen Gedanken verschwenden. Es
kam überhaupt nicht in Frage. Sie war zu diesem Schritt absolut nicht bereit.
Sie konnte nicht mit einem Mann unter einem Dach leben, noch nicht einmal mit
Marc. Irgendwann wäre dann doch automatisch das Thema Nummer Eins auf dem
Tisch, nämlich Sex. Und nur weil sie sich nun sehr gut mit ihm verstand, war es
für sie noch lange nicht selbstverständlich, mit einem Mann ihr Bett zu
teilen.
Gaby hatte versprochen nach ihr zu sehen, und sie wollte
alles darauf verwetten, dass Marc seine bisherigen Besuchsgewohnheiten auch
nicht ändern würde. „Ich muss ja nicht dauernd rauf und runter rennen“,
versuchte sie scherzend seine Einladung abzulehnen.
Er setzte sie auf dem Sofa im Wohnzimmer ab und hockte sich
vor sie hin. „Ich möchte dich aber bei mir haben, Christina.“ Er nahm ihre
Beine und legte sie hoch. „Das ist wirklich sehr lieb von dir ...“, stammelte
sie. Marc notierte ihren hilflosen Blick und begriff sofort. „Ich verstehe. Du
willst nicht zu mir kommen, weil du tierisch schnarchst, und das wäre dir dann
peinlich, weil ich kein Auge mehr zubekommen würde.“
„Ja, so ungefähr“, antwortete sie erleichtert und dachte
gleichzeitig: Meine Güte. Ist der lieb! Als könnte er ihre Gedanken lesen.
„Ich mache uns erst einmal etwas zu Essen. Ich muss nur noch
den Einkauf aus dem Wagen holen“, wechselte er das Thema und lief hinunter.
Sie hatte sich in Marc Stevens ordentlich getäuscht. Von
wegen oberflächlich, abgehoben und profitgierig! Dieser Mann sollte der größte
Macho des Landes sein? – Das war doch gar nicht möglich! Er war das Beste, was
ihr jemals hätte passieren können. Er tat so gut, und sie vermisste ihn jede
Minute, die er nicht bei ihr war.
Er versuchte sich im Kochen, obwohl er überhaupt keine
Ahnung davon hatte. Ständig kam er aus der Küche und fragte: „Wie mache ich die
Gambas noch einmal ganz genau? Und wie lange muss die Pasta? Muss das Wasser
eigentlich die ganze Zeit über kochen?“
Er war wirklich unübertrefflich. Er schleppte Christina hin
und her. Vom Sofa zum Esstisch und wieder zurück. Er machte den Abwasch,
trotzdem er noch nicht einmal überblickte, welches der vielen Putzmittel nun in
das Spülwasser gehörte. „Wozu habe ich eigentlich die Krücken?“,
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